Wo ist die Jugend in der Kirche?

Das Dekanat Fügen-Jenbach machte „Jugend und ihre Lebenswelten“ zum Thema eines Pastoraltages. Sabine Monthaler-Hechenblaikner war für den TIroler Sonntag dabei.

„Warum gehen die jungen Leute nicht mehr in die Kirche?", „Muss man Glauben in der Kirche ausüben oder kann man das auch zu Hause?" Solche und ähnliche Fragen stellten Anna und Lisa beim ORF-Redhaus, das eigens für den diesjährigen Pastoraltag des Dekanats Fügen-Jenbach aufgestellt wurde.  

Um die Lebenswelten der heutigen Jugend besser verstehen zu können, wurden Teilergebnisse der aktuellen größten europäischen Jugendstudie „Generation What“ von Silvia Vitroler und Sebastian Egger, Dekanatsjugendleiter für das Zillertal, vorgestellt. Mehr als eine Million Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 16 bis 34 Jahren aus 35 europäischen Ländern haben daran teilgenommen, davon allein in Österreich über 92.000 Personen. 

Schwaches Vertrauen. Religion spiele laut dieser Studie eine eher untergeordnete Rolle für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Insbesondere das Vertrauen in kirchliche Institutionen sei stark erschüttert: 52 Prozent haben überhaupt kein Vertrauen, 33 % eher kein Vertrauen, 14 % vertrauen eher und 3 Prozent völlig. Vorgestellt wurden auch weitere Aspekte zum Thema Sexualität, Bildung, Lebenswelt, Familie und Egoismus.

Was beschäftigt Jugendliche? Lukas Trentini und Martina Steiner von der Plattform „Offene Jugendarbeit Tirol“ (POJAT) führten durch die Tagung und gaben einen Einblick, welchen Herausforderungen sich Jugendliche heutzutage stellen müssen: Körperlichkeit und Sexualität, Aufbau eines eigenen sozialen Netzes und Beziehungen außerhalb der Familie, die materielle Sicherheit – Zugang zur Bildung und Arbeit, der Leistungsdruck von Schule und Arbeit. 

Besonders die Wertediskussion beschäftigt die jungen Menschen und sorgt oft für Zündstoff, fasste der langjährige Jugendarbeiter Lukas Trentini zusammen. 

Jugendliche sind Experten. Welche Rahmenbedingungen eine Gemeinde oder Gesellschaft schaffen kann, um gut mit jungen Menschen zusammenzuarbeiten erklärte Martina Steiner, die schon viele Tiroler Gemeinden bei der Umsetzung der Jugendarbeit erfolgreich begleitet hat: „Wichtig ist, Jugendliche als Experten für ihre Welt zu sehen und nachzufragen, was sie wollen und dann dran bleiben und rasch umsetzen.“ Es brauche immer auch Erwachsene, die Jugendliche bei der Umsetzung begleiten. „Es reicht nicht, ihnen einen Raum zu geben und den Schlüssel in die Hand zu drücken“, führte Steiner aus. Für die Gesellschaft hat die Wertschätzung von Jugendlichen eine nachhaltige Wirkung. „Jugendliche, die ernst genommen werden, werden irgendwann erwachsen und sind eher bereit, sich in die Gemeinschaft einzubringen“, lautet das Fazit der Jugendexpertin. 

Mutige Konzepte für junge Kirche. Bei mehreren Gesprächstischen diskutierten die zahlreichen Teilnehmer des Pastoraltages mit Experten, Seelsorgern, Jugendleitern und Jugendlichen zum Thema „Was können wir tun, damit Jugendliche in unseren Orten gut leben können“. Neue Ideen gab es zum Beispiel zur Vernetzung und zum Erfahrungsaustausch in der Jugendarbeit – zwischen den einzelnen Vereinen, der Pfarre und den Gemeindeinstitutionen in einem Dorf. Auch ging es darum, wie Räume und Ressourcen zur Verfügung gestellt werden können. Diskutiert wurde auch über mutige, vielfältige, jugendgerechte liturgische Formen und Angebote, die nicht nur in der Kirche sondern in den Lebens-Alltagsplätzen der Jugendlichen stattfinden und von den Jugendlichen mitentwickelt und gestaltet werden sollen.  Deutlich wurde, dass Jugendarbeit Zeit und Ausdauer brauche. 

Man muss Jugendliche fragen. Anna und Lisa, die beim ORF-Redhaus mitgemacht haben, gaben sich die Antwort auf ihre Fragen übrigens selbst: Warum gehen Jugendliche heute nicht mehr in die Kirche? „Es muss Spaß machen und kommt auf die Personen an, welche die Jugendlichen miteinbeziehen. Und man muss die Jugendlichen um ihre Meinung fragen, nicht nur die Erwachsenen."

Jugendliche aus dem Zillertal mit Pfarrer Christoph Frischmann beim Pastoraltag des Dekanates Fügen-Jenbach. Foto: Mühlbacher