Verwerten statt wegwerfen

Der Barbara-Laden in Schwaz wird im Oktober zehn Jahre alt und macht sich zu diesem Jubiläum selbst das größte Geschenk: Ein neues Haus, nur für den Barbara-Laden, wird direkt neben der Kirche errichtet. Der Sozialmarkt in Schwaz war der zweite seiner Art in Tirol. Die Idee dazu hatte Pfarrer Rudolf Theurl von der Pfarre St. Barbara.

Eine Reportage von Isabella Oberortner 

In einem Sozialmarkt können Menschen mit geringem Einkommen kostengünstiger einkaufen. Dazu brauchen sie eine Berechtigungskarte, welche man nach Vorlage von Einkommensnachweis, Meldezettel und Foto im Barbara Laden bekommt. Der Barbara-Laden ist in der Lage, die Produkte durch Sachspenden von Geschäften und Unternehmen günstiger anzubieten. Auffallend ist, dass sehr viele Frauen den Laden aufsuchen. Oft sind es Pensionistinnen, die zwar ihr ganzes Leben lang gearbeitet haben, aber so wenig Pension bekommen dass es kaum zum Leben reicht. An den Kundinnen im Barbara-Laden zeigt sich, wie aktuell das Problem der Frauenarmut ist. 

Warenpatenschaften. Eine Besonderheit des Barbara-Ladens sind Warenpatenschaften. Diese Warenpatenschaften funktionieren folgendermaßen: Ein Unternehmen will den Barbara-Laden unterstützen und übernimmt die Patenschaft für eine Ware, die Geschäfte normalerweise nicht so häufig zur Verfügung stellen – wie Mehl, Zucker, Öl, Salz usw. Wenn nicht mehr genug von dieser Ware vorhanden ist, wird sie vom Paten nachgeliefert. 

Gratis tanken, Kartoffel setzen. Weitere Produkte bekommt der Sozialmarkt von Geschäften und Privatleuten gesponsert. Franz und Rosi Egger aus Schwaz zum Beispiel pflanzen seit der Eröffnung immer extra Kartoffel, nur für den Barbara-Laden. Und beim Schotthof in Thaur können die Mitarbeiter/innen des Ladens wöchentlich Gemüse der Saison abholen. Das Busunternehmen Ledermair erlaubt dem Sozialmarkt seit seinem Bestehen den Lieferwagen gratis vollzutanken. Die Bäckerei Hueber liefert seit zehn Jahren täglich in der Früh frisches Brot. Darüber hinaus gehören auch zahlreiche Supermarktketten zu den Spendern von Lebensmitteln. 

Zweimal wöchentlich einsammeln. Der Barbara-Laden hat dreimal die Woche geöffnet: Dienstag, Donnerstag und Freitag jeweils von 8.30 bis 11.30 Uhr. Montags und mittwochs abends fahren die Mitarbeiter/innen die Geschäfte ab, um die Lebensmittel einzusammeln. 

Monika Geiger, Herz und Seele des Ladens, und zwei weitere Frauen sind stundenweise hauptamtlich von der Caritas für den Sozialmarkt angestellt. Zu ihnen gehört ein Team von 20 ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen, die sich um den Verkauf, das Abholen, Abpacken und Anschreiben der Waren und den Café-Bereich kümmern. Das Einkaufen im Barbara-Laden ist ein spezielles Erlebnis. Rund um den Einkauf kann man sich in geselliger Runde im Café für einen „Ratscher“ zusammensetzen.

Auch im geplanten neuen Barbara-Laden gibt es einen Verkaufsraum und einen Café-Bereich. Mit dem Vorteil, dass nicht täglich neu auf- und abgebaut werden muss. Dies nimmt an den Verkaufstagen einige Stunden Arbeit in Anspruch, die ehrenamtliche Helfer/innen leisten. 

Glänzende Idee. Ohne ehrenamtliche Helfer würde im Barbara-Laden gar nichts gehen. Ein Beispiel? Da das Gesundheitsamt die fehlende Scheibe zwischen Kunden und Brot beanstandete, baute ein talentierter Freiwilliger eine Plexiglasscheibe, welche aus mehreren Teilen besteht. Sie kann mit wenigen Handgriffen auf- und abgebaut und anschließend auch leicht wieder verstaut werden. 

Das Barbara-Kochbuch. Monika Geiger war aufgefallen, dass die Besucher des Ladens oft nicht wussten, wie sie die angebotenen Lebensmittel verkochen sollten. Da kam ihr die Idee zu einem „Rezept der Woche“. Gemeinsam mit dem Rezept verkaufte der Barbara-Laden in einem Sackerl verpackt die notwendigen Lebensmittel. So wusste man genau, was man kochen sollte und kam auf neue Ideen. 

Diese Rezepte griff die Jugendgruppe St. Barbara auf und machte im Rahmen der Jugendaktion „72 h ohne Kompromiss 2012“ ein Kochbuch, das „Don’t waste it – taste it“. Darin sind auch Lieblingsrezepte der Bewohnerinnen aus dem Haus der Generationen abgedruckt, wobei Klassiker wie Sauerkrautpatscherln wiederbelebt wurden. 

Aus dem Erlös des Kochbücher-Verkaufs wurde eine Warenpatenschaft für den Sozialmarkt im Wert von 2.000 € gestiftet.

Spendenkonto für den Neubau des Barbara-Ladens:
Pfarre St. Barbara/Schwaz; Sparkasse Schwaz AG, 
Zweck: Bau Barbaraladen; IBAN: AT63 2051 0008 0030 3877 

Walter Federer ist Verkäufer im Schwazer Barbara-Laden.