Räume außer Konkurrenz

Wenn es bei der Jugendolympiade um Medaillen und Sekunden geht, steht ein Raum außer Konkurrenz: Das multireligiöse Zentrum mitten im neuen O-Dorf in Innsbruck.

Wenn ab 13. Jänner Jugendliche aus aller Welt bei der ersten Jugendolympiade um Medaillen kämpfen, steht ein Ort im neuen Olympischen Dorfes außer Konkurrenz: Ein überkonfessioneller Raum für Besinnung, Begegnung und Gebet. 

Walter Hölbling 

Olympisches Jugenddorf Reichenau, Haus E, Räume 65 - 67 – so lautet die nüchterne Adresse für eine kleine Oase inmitten des neuen O-Dorfes, das für die Jugendolympiade vom 13. bis 22. Jänner im Innsbrucker Stadtteil Reichenau errichtet wurde. Drei Zimmer, in denen die Stoppuhr Pause macht und die sportliche Konkurrenz einem gemeinsamen Anliegen weicht: Der Besinnung auf das Wesentliche.
Raum der Ruhe. Vertreter von vier großen Religionsgemeinschaften (Christentum, Islam, Judentum und Buddhismus) haben in langer Vorbereitungsarbeit diese Räume gestaltet und werden sie während der Olympischen Spiele mit Leben füllen. „Wir wollten einen Raum schaffen, in dem sich die jungen Sportler wohl fühlen und zur Ruhe kommen können“, erzählt Hannes Wechner. Er hat als Vertreter der Katholischen Jugend an den Vorbereitungsarbeiten mitgewirkt. 

Begegnung der Religionen. Die Einrichtung eines multireligiösen Raumes im Olympischen Dorf geht auf das Bestreben des Olympischen Komittes zurück. Demnach sollte ein sog. „Multi Faith Center“ eingerichtet werden, erklärt Wechner. Neben einem gemütlich eingerichteten Raum mit Polstermöbeln zum Ausspannen gibt es einen Raum, der dem Gebet und der Stille vorbehalten ist. „Dieser Raum dient auch als Aussprachezimmer“, so Wechner. An den Wänden wurden Grundgebete der großen Weltreligionen aufgehängt.

Der Multi Faith Raum wird jeden Tag in der Früh und am Abend geöffnet sein. Zu diesen Zeiten wird auch immer jemand vom Vorbereitungsteam anwesend sein. Jeweils am Freitag wird ein muslimisches Freitagsgebet abgehalten. Die Katholische Jugend wird darüber hinaus an zwei Terminen zu einem ökumenischen Gottesdienst außerhalb des Olympischen Dorfes einladen, entweder in der evangelischen Auferstehungskirche oder in der katholischen Pfarrkirche St. Paulus in der Reichenau.
Erfahrung sammeln. Die Einrichtung dieses multireligiösen Angebotes mitten im O-Dorf musste „ins Blaue hinein“ erfolgen, so Wechner. Da es sich um die erste derartige Olympiade handelt, fehlen die Erfahrungswerte. Man wisse allerdings von den bisherigen olympischen Veranstaltungen mit Erwachsenen, dass religiöse Angebote und Räume von einigen Sportlern gerne angenommen werden, weiß Wechner. Die Einrichtung des multireligiösen Raumes sei aber auf jeden Fall eine Chance, Erfahrung in diesem Bereich zu sammeln. Auch die Vorbereitungstreffen mit Angehörigen anderer Religionen seien spannend gewesen. 

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