Inzing: Hilfe für die Pfarrkirche

Die Pfarrkirche Inzing ist mehr als 200 Jahre alt und war eine beliebte Wallfahrtskirche. Eine Frau hatte entdeckt, dass die Muttergottes in einem Freskenbild weinte. Und obwohl die Tränen getrocknet wurden, weinte die Muttergottes weiter. Mittlerweile ist Inzing als Wallfahrtsort eher in Vergessenheit geraten. In jüngster Zeit erregte die Inzinger Pfarrkirche jedoch wieder Aufsehen. Diesmal aber aus einem ganz anderen Grund.

Eine Reportage von Isabella Oberortner

Im Herbst 2014 zeigten sich am Kirchengemäuer erstmals Risse. Sie wurden rasch größer und machten große Sorgen. Hinzu kam, dass die Schwingungen des Glockenstuhles sowie des Turmes spürbar stärker wurden. Umfangreiche Schwingungsmessungen am gesamten Kirchengebäude wurden vorgenommen und ein Sanierungskonzept erstellt. „Dann brachen plötzlich während des Gottesdienstes faustgroße Stuckaturteile vom Haupttragebogen und stürzten direkt vor den Altar. Wir waren alle sprachlos und sehr erschrocken“, erzählt Pfarrer Andreas Tausch, der zu dieser Zeit gerade den Gottesdienst hielt. 

Läuteverbot. Die Kirche wurde daraufhin gesperrt und ein absolutes Läuteverbot verhängt. Da man die Gottesdienste sobald wie möglich wieder halten wollte, wurde die Kirche mit Keilen und einem Netz gesichert, worauf sie im April 2015 wieder geöffnet werden konnte. Im Mai wurde eine Sanierung des gesamten Geläutes durchgeführt und kurz darauf durfte auch wieder geläutet werden – wenn auch nur eingeschränkt. Im Sommer 2015 bildete der Pfarrkirchenrat einen Sanierungsausschuss. „Ganz unbürokratisch und ohne langes Zögern“ stellte die Gemeinde Inzing erste Finanzmittel zur Verfügung, wie Pfarrer Tausch erzählt. Weitere Unterstützung kam seither vom Land Tirol und der Landesgedächtnisstiftung, der Diözese Innsbruck, dem Bundesdenkmalamt und allen Inzinger Vereinen. Eine Hilfe, für die sich Bruno Hörtnagl vom Sanierungsausschuss, Bürgermeister Sepp Walch und Pfarrer Andreas Tausch im Rahmen einer Pressekonferenz ausdrücklich bedankten.

Teile der Westfassade stürzen ab. Die Sanierung war damit aber nicht abgeschlossen. Da die Kirche sowohl innen als auch außen riesige Risse aufwies, musste und muss weiterhin Geld gesammelt werden. Anträge für Förderungen wurden gestellt und im April 2016 begann die erste Phase der Sanierungsarbeiten. Sie wurde jedoch jäh unterbrochen, als am 22. April 2016 Teile der Westfassade auf den Kirchenvorplatz stürzten. 

„Es war ein Schrecken für uns alle, zum Glück ist gerade niemand vorbeispaziert“, erzählt Pfarrer Andreas Tausch. Auch diesmal gab es keine Verletzten. Die Gemeinde sperrte den Platz, und auch diesmal halfen Pfarrgemeinde, Gemeinde und alle Vereine in Inzing zusammen.

Kuppelsteinaktion. Sämtliche im Jahr 2016 durchgeführten Sanierungsarbeiten konnten im ursprünglich beschlossenen Finanzierungsrahmen in der Höhe von 173.000 € durchgeführt werden. Das gelang unter anderem durch einfallsreiche Aktionen, die sich die Inzinger überlegten. Unter anderem gibt es die „Kuppelsteinaktion". Wer 10 € spendet, kann einen symbolischen Kuppelstein in Form einer Ansichtskarte erwerben. Zu kaufen gibt es die Kuppelsteine im Pfarrbüro und bei Pfarrer Tausch in der Sakristei nach den Gottesdiensten. 

Krippen für die Pfarrkirche. Fleißig beim Arbeiten ist zur Zeit der Inzinger Krippenverein unter dem Motto „Krippen bauen für unsere Pfarrkirche“. Die Krippen werden bei einer stillen Versteigerung im Widum während des Adventmarktes zu Gunsten der Pfarrkirche präsentiert und zum Kauf angeboten (Eröffnung der Krippenausstellung am 25. November, 17 Uhr). „Normalerweise verkauft man Krippen nicht, man verschenkt sie oder baut sie für sich selbst“, so Bernhard Mayr, Obmann vom Krippenverein Inzing. „Aber heuer machen wir für unsere Kirche eine Ausnahme und bauen selbst Krippen, die wir versteigern.“ 

Darüber hinaus werden Sanierungsausschuss und Vereine am Inzinger Adventsmarkt (Öffnungszeiten jeweils Freitag und Samstag vor den vier Adventssonntagen von 16 bis 21Uhr) einen Stand betreiben. Auch gibt es einen Pfarr- und Familienkalender mit Bildern des künstlerisch begabten Pfarrers Andreas Tausch. 

Die voraussichtlichen Kosten für die Restaurierung der Nord- und Südfassade belaufen sich auf rund 155.000 €. Bei soviel Engagement und Ideenreichtum schafft das die Inzinger Gemeinde sicher auch noch. Vor allem die große Motivation der vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen ist nicht mit Geld aufzuwiegen. 

Kontakt: Pfarre Inzing, Tel. 05238/88144

Dieser Beitrag erschien in der Ausgabe des Tiroler Sonntag vom 10. November 2016.