In der Schule gehts um Herz, Hirn und Hand

Bischof Dr. Manfred Scheuer hat mit Wirkung von 1. September Direktorin Mag. Maria Plankensteiner MAS zur neuen Leiterin des Bischöflichen Schulamtes bestellt. Im Tiroler Sonntag-Interview nimmt sie erstmals auch zu wichtigen bildungspolitischen Frag...

Bischof Dr. Manfred Scheuer hat mit Wirkung von 1. September Direktorin Mag. Maria Plankensteiner, MAS zur neuen Leiterin des Bischöflichen Schulamtes bestellt. Im Tiroler Sonntag-Interview nimmt sie erstmals auch zu wichtigen bildungspolitischen Fragen Stellung. 

Weshalb halten Sie den Religionsunterricht auch an öffentlichen Schulen für wichtig?
Maria Plankensteiner: Einen Menschen ganzheitlich zu bilden bedeutet, ihn intellektuell-rational, kompetenzorientiert und erfahrungsbezogen zu fördern. Anders gesagt: In der Schule geht es um Herz, Hirn und Hand. Der Religionsunterricht hat wesentlich den Erfahrungsbezug von Jugendlichen im Blick und ihre Dialogfähigkeit. Gerade darin sehe ich eine seiner wichtigsten Aufgaben. Denn wenn ich meine eigene religiöse Sprache nicht kann, wie soll ich dann in einen Dialog mit Menschen anderer Religionen treten? 

Ein häufig geäußerter Einwand lautet, das könne auch der Ethikunterricht.
Maria Plankensteiner: Ich vergleiche das gerne mit Musik. Sie können ein Instrument erlernen und werden auf diese Weise Musik spielerisch und aus eigener Erfahrung kennenlernen. Oder sie lernen Musikkunde. Dann wird es zuerst um das Erlernen von Noten gehen, um Halbtöne usw. Im Ethikunterricht geht es wesentlich um eine rationale Auseinandersetzung, im Religionsunterricht hat auch das Erleben von Religion neben der wichtigen Reflexion und intellektuellen Auseinandersetzung seinen Platz. 

Erstmals wurde nunmehr kein Priester mit der Leitung des Schulamtes betraut.
Maria Plankensteiner: Darin sehe ich nichts Besonderes. Der Religionsunterricht wird ohnehin jetzt schon größtenteils von Laien getragen. Die Berufung bildet eine Wirklichkeit ab, die schon länger besteht. Aber ich möchte schon sagen, dass ich mit der neuen Aufgabe eine Mordsfreud habe. 

Und als Frau in einer Führungsposition der Kirche?
Maria Plankensteiner: (lacht) Darauf haben sie mich in der Familie auch gleich angesprochen, wie sie von der neuen Aufgabe erfahren haben. Aber ich muss sagen: Die Kirche ist, bei allen Schwierigkeiten, meine Heimat. Mein Herz gehört zu dieser Kirche. Ich bin mit Zuversicht dabei und darf sagen, dass ich im kirchlichen Bildungsbereich immer große Offenheit erfahren habe. 

Was reizt Sie an der neuen Aufgabe?
Maria Plankensteiner: Als ich begonnen habe, Theologie und Germanistik zu studieren, war eines meiner wichtigsten Motive die Möglichkeit, junge Menschen bei der Entwicklung zentraler Werte für ihr Leben begleiten zu können. Dazu gehört für mich der Glaube, Jesus. Das trägt und ist für mich ein Urgrund, der sich in meinem ganzen Leben bisher bewährt hat – bei allen Fragen. 

Interview: Gilbert Rosenkranz 

Dieses Interview erscheint im Tiroler Sonntag vom 21. Mai 2015

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