Was bewegt dich dazu, so gegen den Zeitgeist zu schwimmen? Und was ist, wenn du dich irgendwann einmal Hals über Kopf verliebst? 

Bernadeth Geiger: Es ist meine tiefe Überzeugung, dass dieser Weg mein Leben erfüllt. Meine Entscheidung für diesen Schritt konnte in den Jahren der Ordensausbildung reifen und es konnten tragfeste Überzeugungen wachsen. Somit ist dieses „Ja auf ewig“ gut überlegt. In entscheidenden Momenten habe ich mich immer wieder gefragt, ob mich ein Leben als Don Bosco-Schwester für immer glücklich machen kann und mein Leben durchträgt. Und genau das würde ich mich auch wieder neu fragen, sollte ich mich einmal Hals über Kopf verlieben.

Was gibt dir den Mut, in einer Zeit, in der viele Ehen auseinanderbrechen, öffentlich zu bekennen, dass du ein Leben lang deinem Versprechen treu sein willst? 

Bernadeth Geiger: Ich vertraue darauf, dass meine Berufung nicht nur vom meinem Ja zu Gott, sondern auch von Gottes Ja zu mir getragen ist. Dass gegebene Versprechen auch zerbrechen können, kann viele Gründe haben. Trotzdem dürfen wir es wagen, mutig zu sein und uns trauen Lebensentscheidungen zu treffen. Sich immer alle Türen offen zu halten – ich glaube das macht im Tiefsten nicht glücklich.

Was heißt es für dich konkret, keusch, arm und gehorsam zu leben? Stellst du dich damit in eine Art gesellschaftliches Out? 

Bernadeth Geiger: Für mich als Don Bosco-Schwester bedeutet die Gelübde zu leben, meinem Leben eine Richtung zu geben, damit ich mit all meinen Kräften für Gott im Dienst an den jungen Menschen leben kann. Keusch sein heißt für mich, meine Liebe zu Gott im Dienst an den jungen Menschen sichtbar und konkret zu leben. Einfach, zufrieden und dankbar sein, das heißt Armut für mich. Leben in Gehorsam heißt für mich, offen zu sein für die Zeichen der Zeit – um so konkrete Zeichen setzen zu können gemäß meiner Berufung als Don Bosco-Schwester.

Wie hast du erkannt, dass du als Ordensfrau leben möchtest? Gab es da ein besonderes Ereignis, eine spezielle Erleuchtung? 

Bernadeth Geiger: Diese Überzeugung ist bei mir langsam gewachsen. Ich bin in einem ländlichen Umfeld groß geworden, da wächst man auch ganz natürlich mit den religiösen Traditionen auf. Aus diesem Umfeld heraus ist mein Wunsch gewachsen, Ordensfrau zu werden. Nicht von heute auf morgen, sondern als Weg, den ich Schritt für Schritt gegangen bin.

Was fasziniert dich an Jesus? 

Bernadeth Geiger: Die Nähe, die er zu den einzelnen Menschen gesucht hat. Er ist für mich das konkrete „Ja“ Gottes zu uns Menschen, mit allem was uns ausmacht.

Und was fasziniert dich an den Don Bosco- Schwestern? 

Bernadeth Geiger: Mich fasziniert ihre gemeinsame Begeisterung und die Vorliebe für  Kinder und Jugendliche, die uns immer wieder aufbrechen lässt – in der Welt von heute den jungen Menschen nah zu sein.  red.

Die Don Bosco Schwestern

Die Don Bosco Schwestern sind mit rund 13.000 Schwestern einer der größten katholischen Frauenorden. Der Orden in Österreich wirkt in der Kinder- und Jugendarbeit, führt Kindergärten, Hortgruppen und eine Schule. Dazu kommen ein Schülerinnen- und Studentinnenheim sowie eine sozialpädagogische Wohngruppe. In Tirol sind die Don Bosco-Schwestern in Baumkirchen und in Stams tätig.    

www.wohlgemutsheim.at 

Zur Person 

Bernadeth Geiger ist in Landeck-Perfuchsberg aufgewachsen. Nach der Matura als Landwirtschaftliche Facharbeiterin ging sie als Freiwilligenhelferin nach Kambodscha. In einer Schule der Don Bosco-Schwestern arbeitete sie ein Jahr lang als Koch- und Englischlehrerin. 

2007 begann sie ihre Ordensausbildung bei den Don Bosco-Schwestern und legte ihre ersten Gelübde ab. Anschließend war sie vier Jahre in Stams in einem sozialpädagogischen Mädchenwohnheim und ein Jahr im Grundschulhort in Hall tätig. Berufsbegleitend  absolvierte sie die Ausbildung zur diplomierten Sozialpädagogin. Seit 2014 ist sie im Kinder- und Jugendzentrum „Don Bosco“ in Magdeburg in Deutschland tätig.

Dieser Artikel erschien im Tiroler Sonntag Nr. 31 vom 3. August 2017