Ein Schaden für die heilige Sache

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Noch vor 100 Jahren war es Amtsträgern der katholischen Kirche verboten, offizielle Gespräche mit Vertretern von „Nicht-Katholiken“ zu führen. Über das viele Gemeinsame und das noch immer Trennende zwischen den Kirchen sprach Kardinal Kurt Koch an der Universität Innsbruck. 

Heute ist das ökumenische Gespräch in vielen Gemeinden selbstverständlich. Dass es so ist, dafür legten ChristInnen verschiedener Konfessionen den Grundstein. Gerade in der Mission war die Spaltung der Kirchen ein Ärgernis. Anhänger anderer Religionen fragten sich: Warum verschiedene Kirchen? Warum reden die Anglikaner so und die Katholiken anders? Und die Lutheraner wieder anders? Eine Bewegung entstand. Im Zweiten Vatikanischen Konzil sprachen die Bischöfe sodenn davon, dass die Spaltung der Kirche ganz offenbar dem Willen Gottes widerspreche und „ein Schaden für die heilige Sache der Verkündigung des Evangeliums ist“. Wie schwierig Ökumene ist, lässt sich daran ermessen, dass es viele kirchliche Gemeinschaften gibt, die alle für sich beanspruchen, Kirche zu sein. So sind in den letzten Jahrzehnten vor allem in Lateinamerika hunderte neue evangelikale Freikirchen entstanden. Groben Schätzungen zufolge gehören ihnen bereits rund 400 Millionen Christen an, sodass bereits von vier kirchlichen Grundformen gesprochen wird: katholisch, orthodox, protestantisch und pentekostal (freikirchlich).
Große Hoffnungen setzt Kardinal Kurt Koch, er ist „Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen“, in die Gespräche mit der orthodoxen Kirche – auch auf dem Hintergrund des für 2016 einberufenen Panorthodoxen Konzils. Nach orthodoxer Zählung ist es das erste Konzil seit dem Jahr 787. „Ich kann nur froh sein und beten, dass es gelingen wird“, meinte der Kardinal. 

Im Blick auf das Gespräch mit den evangelischen Kirchen in Deutschland sprach der Kardinal von seiner Hoffnung, dass anlässlich des Lutherjahres 2017 die 1500 Jahre gemeinsamer Geschichte in den Blick kommen. Das Wort „Jubiläum“ ist angesichts der Spaltung wohl nicht angebracht. Zumal etwa die Religionskriege ab 1618 weite Teile Europas verwüsteten. „Wir müssen auch Buße tun und Klage führen“, so der Kardinal. Und es stelle sich die Frage, wie die Reformation betrachtet werde: „Als Bruch mit der bisherigen Tradition der Christenheit, mit dem etwas Neues begonnen hat, oder in einer bleibenden Kontiunität mit der gesamten Tradition der universalen Kirche“.

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