Das Kochrezept des Papstes

Eine Million Jugendliche waren am Donnerstag Abend auf den berühmten Strand von Rio, die Copacabana, gekommen. Es gab nicht keinen riesigen Ballermann, aber dennoch viel Begeisterung, denn Papst Franziskus wurde auf dem seit Dienstag laufenden 28. Weltjugendtreffen begrüßt. Eine gute halbe Stunde nahm er sich Zeit, um durch die Reihen der Jugendlichen zu fahren und viele Hände zu schütteln, immer wieder dazwischen ein kurzer Wortwechsel, eine Geste der Nähe.

In seiner Ansprache, bei der er bald das Manuskript zur Seite legte, begann der Papst sehr ernst. Er sprach von der Versuchung, uns selbst in den Mittelpunkt zu stellen, „zu glauben, dass es an uns allein liegt, unser leben aufzubauen“. Viele würden dann meinen, dass Besitz, Geld und Macht glücklich machen, „Aber so ist es nicht. Den am Ende sind es diese Dinge, die uns besitzen und uns drängen, immer mehr zu wollen, nie genug zu haben.“ Der Glaube dagegen, so der Papst, sorge im menschlichen leben für eine Wende, für eine Revolution. „Denn er rückt uns heraus aus dem Mittelpunkt und stellt Gott wieder in die Mitte.“ Daraus erwachse Sicherheit, Kraft und Hoffnung.

Und der begeisterte Hobbykoch Franziskus gab den Jugendlichen ein „Rezept“ mit auf den Weg: Es sei wie mit einem guten Essen, bei dem noch das Salz oder Öl fehle, meinte er und empfahl: „Tu Glauben dazu, und das Leben wird einen neuen Geschmack haben. Tu Hoffnung dazu, und dein Horizont wird nicht düster, sondern klar sein. Tu Liebe dazu, und dein Weg wird mit Freude erfüllt sein.“ Glaube, Hoffnung und Liebe seinen Geschenke von Jesus Christus. Deshalb, so der Papst: „Tu Christus dazu!“ – indem du auf sein Wort hörst, seine Einladung zur Versöhnung annimmst und hm in der Eucharistie und in den Menschen begegnest. „Auch ihr, liebe Jugendlilche, jede und jeder von euch, kann Zeuge seiner Liebe und seines Evangeliums sein, um in diese Welt ein wenig Licht zu bringen.“

Wie dieses Zeugnis sehr konkret ausschauen kann, machte der Papst zuvor bei seinem Besuch in der Favela Varginha deutlich. Die Kirche müsse, so der Franzikus, müsse Anwältin der Gerechtigkeit und Verteidigerin der Armen gegen untragbare soziale und himmelschreiende wirtschaftliche Ungerechtigkeiten sein. Die brasilianische Gesellschaft forderte er auf, bei ihrem Kampf gegen Hunger, Armut du Ausgrenzung tatsächlich alle, auch jene an der äußersten Peripherie, zu erfassen. „Werdet nicht müde, für eine solidarischere und gerechtere Welt zu arbeiten“, rief er seinen 20.000 Zuhörer/innen aus dem Armenviertel zu. Gegenüber dem Dach der Umkleidekabine eines Fußballplatzes, das dem Papst als „Podium“ diente, hatten sie ein Bild von Erzbischof Oskar Romero an die Wand gemalt.

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