Bischof Kräutler: Kirche muss politischer werden

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An einen „Ruhestand“ denkt Bischof Erwin Kräutler nicht, obwohl er zu seinem 75. Geburtstag am Samstag dem Papst gemäß Kirchenrecht seinen Rücktritt anbieten wird. Aufgaben in seiner Diözese Xingú werden ihn weiter beschäftigen. 

Er werde zwar vielleicht etwas häufiger in Österreich sein, sagt Kräutler im Gespräch mit der Zeitschrift „miteinander“ des Canisiuswerkes. „Aber in Amazonien und Brasilien gibt es für mich weiterhin viel zu tun“, erklärt der gebürtige Vorarlberger. „Ich erhielt den Auftrag, einen Plan zur Dreiteilung der großen Diözese Xingú – sie ist viereinhalb mal so groß wie Österreich – zu erarbeiten. Da stecke ich mittendrin. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man mich davon einfach abziehen wird.“ Außerdem ist Kräutler weiterhin Vorsitzender des Rates für indigene Völker in der brasilianischen Bischofskonferenz.
Menschenrechte. Nachdem das umstrittene Kraftwerksprojekt Belo Monte nicht mehr aufzuhalten ist, setzt sich Kräutler nun für die Schadensbegrenzung ein. Die Rechte der indigenen Bevölkerung und der Einsatz gegen die Zerstörung der Natur im Amazonasgebiet sind große Themen im Wirken Kräutlers, der bereits seit 49 Jahren in Brasilien arbeitet. Für beides wurde er mit dem alternativen Nobelpreis ausgezeichnet, hat sich aber auch den Hass krimineller Kreise zugezogen: Der Ordensmann steht wegen mehrerer Todesdrohungen in Brasilien unter Polizeischutz.
Unbeugsam. Das hält das Mitglied des Ordens der Missionare vom Kostbaren Blut aber nicht davon ab, seine Meinung zu sagen. Die Kirche müsse „politischer werden“ und die realen Lebensumstände der Menschen viel konkreter in den Blick nehmen, sagt Kräutler in dem Interview für „miteinander“. 

Ein Bericht in der Ausgabe des Tiroler Sonntag vom 10. Juli 2014. 

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Tiroler Sonntag - Aktuell