Beten führt ins Handeln

Seit knapp einem Jahr gibt es in Augsburg das "Gebetshaus" - ein Haus, in dem rund um die Uhr Anbetung ist. Daniel Furxer hat für die Kirchenzeitung das Haus besucht.

Seit September 2011 ist das Realität, was sich die Mitglieder des Vereins „Gebetshaus Augsburg“ mit ihrem Leiter Dr. Johannes Hartl erträumt haben. Jesus wird rund um die Uhr angebetet. Eine Initiative, die über Bayern hinaus Beachtung findet. Daniel Furxer hat versucht herauszufinden, was Jugendliche an diesem Haus fasziniert. 

Elektronische Klänge vom Keyboard, mehrstimmiger Gesang und Beats aus dem Computer. Diese Art von modernem Lobpreis wird im Gebetshaus Augsburg praktiziert, das in den neuen Räumlichkeiten eines ehemaligen Fitnesscenters alles zusammenschweißt, was wichtig ist. Einige BeterInnen, drei SängerInnen, zwei MusikerInnen und ein paar Menschen, die währenddessen in der Bibel lesen.
Große Gemeinschaft. Innerhalb von fünf Jahren hat sich das Gebetshaus als eine fixe Institution innerhalb der charismatischen Bewegung – und darüber hinaus auch für Diözese Augsburg – etabliert. 18 hauptamtliche MitarbeiterInnen hat das Haus mittlerweile. Finanziert von „Sponsoren“ und SpenderInnen, die für deren Unterhalt aufkommen. Die hauptamtlichen Mitarbeiter sorgen für die Verwaltung des Hauses, die Bibelschule, die Musik. Und sie beten viel. Bis zu vier Stunden am Tag. Dazu kommen noch rund 60 ehrenamtliche MitabeiterInnen, die zum Beispiel bei der Musikgruppe mittun.
Die Ausstrahlung des Gebetshauses ist inzwischen sehr groß. Erstmals gezeigt hat sich das  bei einem im Frühjahr veranstalteten Gebetstreffen, an dem rund 2000 junge Erwachsene teilgenommen haben.
Aber warum so viel beten? „Ich bete, weil Jesus es einfach wert ist, 24 Stunden angebetet zu werden,“ so Elke Mölle, Lobpreisleiterin und Leiterin der ehrenamtlichen MitarbeiterInnen. Sie ist Assistentin von Johannes Hartl. Beten führe ins Handeln, ist sie überzeugt: „Ich bete nicht nur für Ermutigung für eine bestimmte Person, sondern ich gehe dann auch persönlich zu ihr und ermutige sie,“ bekräftigt Elke. „Es gehört beides dazu. Das Beten und das Handeln aus dem Gebet heraus“. Da im Gebetshaus momentan viel für Russland gebetet wird, merke sie auch, wie sich ihre Einstellung gegenüber Russen verändert hat. „Ich habe jetzt ein aufgeschlossenes Herz gegenüber Russinnen und Russen, wenn ich sie auf der Straße treffe. Das ist deutlich eine Frucht des Gebets.“ Im Gebetshaus sollen die Menschen von Gott berührt werden, und dieses berührt werden könne dann wirklich Leben verändern.
Gelebte Ökumene. Das Gebetshaus ist ökumenisch und steht so in guter Augsburger Tradition. Nirgends anders als in Augsburg wurde 1555 der Augsburger Religionsfriede proklamiert, der erstmals eine friedliche und dauerhafte Koexistenz von Luthertum und Katholizismus im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation gewährleistete. Während die 18 hauptamtlichen MitarbeiterInnen katholisch sind,  bekennen sich die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen größtenteils zur evangelischen Kirche.  
Sommerschule. Beten und Lobpreis stehen  im Mittelpunkt des Gebetshauses. Und  auch die Beschäftigung mit der Bibel hat einen wichtigen Platz. Jeden Donnerstag hält Johannes Hartl zu einem bestimmten biblischen Thema einen Impuls. Außerdem bietet das Gebetshaus Augsburg heuer wieder eine Sommerschule („E1- sommer school“) an, bei der sich junge Erwachsene drei Monate lang in die Lehre der Bibel vertiefen und die Nachfolge Jesu einüben können.
Aufbruch. Augsburg, ein Zentrum des Aufbruchs innerhalb der Kirche? Durchaus möglich, wenn man dem Theologen John Allen glauben darf, der in seinem Buch „Das neue Gesicht der Kirche: Die Zukunft des Katholizismus“ die charismatischen Bewegungen als eine der zukünftig prägenden Bewegungen in der Kirche sieht. 

 

Gebetshaus Augsburg
Das Gebetshaus Augsburg ist aus der Jugendbewegung  „Fröhlich, charismatisch, katholisch sind wir“ (FCKW) entstanden. Der promovierte Theologe Dr. Johannes Hartl ist Leiter und gemeinsam mit seiner Frau Jutta auch Gründer des Hauses. Wurden anfänglich Räume einer katholischen Pfarrgemeinde für die Anbetung genutzt, kaufte die Initiative 2008 einen ehemaligen Elektroladen und adaptierte ihn für ihre Zwecke. Seit September 2011 wird durchgehend 24 Stunden gebetet, an allen Tagen der Woche. Im Mai dieses Jahres ist das Gebetshaus in neue große Räumlichkeiten in Augsburg übersiedelt. Auch die Zahl der Mitarbeiter nimmt laut eigener Angaben auf der Homepage des Gebetshauses seither deutlich zu.
www. gebetshaus.org 

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