Allerheiligen, Allerseelen: Die Grenze des Todes ist nicht endgültig

In seinem "Schlusspunkt" im Tiroler Sonntag schreibt Univ-Prof. Jozef Niewiadomski über die Bedeutung von Allerheiligen und Allerseelen.

In seinem "Schlusspunkt" im Tiroler Sonntag schreibt Univ-Prof. Jozef Niewiadomski über die Bedeutung von Allerheiligen und Allerseelen:

 

„Beeilen wir uns, die Menschen zu lieben, sie gehen so schnell”. Als Priester hat Jan Twardowski, der bekannteste unter den polnischen Priesterdichtern, Sterbende begleitet und Trauernde getröstet. Und immer wieder die Erfahrung gemacht, dass den Liebenden der Tod stets zu schnell kommt. Dass vieles unausgesprochen bleibt. Dass, ganz gleich wie viel wir geliebt haben, wir immer noch das Gefühl haben werden, es nie genug getan zu haben. Ist das der Grund, warum Millionen und Abermillionen von Menschen zu Allerheiligen und Allerseelen zu den Friedhöfen eilen? Fotos von Weggegangenen anschauen? An Allerheiligen und Allerseelen überschreiten fast alle Zeitgenossen die Grenze des Todes. Selbst wenn sie sich als ungläubig deklarieren, sind sie bereit, ihre Zeit, ihre Aufmerksamkeit und auch ihr Geld für die Toten zu investieren.

Und damit - wenn auch indirekt – zu bezeugen, dass auch für sie die Grenze des Todes keine endgültige Grenze bleibt. Die Kirche geht freilich ein gutes Stück des Weges weiter. Weil sie in Christus eine Gemeinschaft von Lebenden und Toten ist, handelt sie im Geist der Stellvertretung. Und was ist der Mehrwert dieses Handelns? Weil andere auch für mich beten und an meiner Stelle Gutes tun werden, kann ich mir in meinem Alltag Gelassenheit leisten. Mich mit Fragmentarischem begnügen. „Was ist die Liebe?" fragte Twardowski an seinem Sterbebett und antwortete: "Liebe ist Vergebung”. Gerade die Liebe den Verstorbenen gegenüber!

Tiroler Sonntag - Aktuell