Rorate - 2. Station
Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch! (Phil 4,4).
Das ist gerade der Inhalt des dritten Adventssonntags, der in der Tradition "Gaudete", also der Sonntag der Freude genannt wurde. Die Christen sollen Hoffnung geben, mit der Freude andere anstecken, sie sollen für andere da sein, versuchen auf den Hass mit Liebe zu antworten, auf das Leid zu schauen, wie auf eine Aufgabe, die zu meistern ist, auf den Tod zu schauen wie auf ein Treffen mit Gott – gerade das lehren uns die Heiligen.
Auf unserer Adventswanderung begleitete uns bei der zweiten Station die heilige Gianna Beretta Molla (Aschau – 10.12; Hippach, Ginzling – 11.12). Lasst uns von der Geschichte ihres Lebens inspirieren!
Gianna Beretta kommt am 4. Oktober 1922 in Magenta, westlich von Mailand, zur Welt. Schon von klein auf ist sie ganz offen und bereit für das Geschenk des Glaubens und die klare christliche Erziehung, die sie von ihren hervorragenden Eltern erhält; sie leiten sie an, das Leben als ein wunderbares Geschenk Gottes zu erachten, Vertrauen in die göttliche Vorsehung zu haben und überzeugt zu sein von der Notwendigkeit und Wirksamkeit des Gebetes. Während der Jahre am Gymnasium und an der Universität widmet sie sich mit Sorgfalt dem Studium; zugleich aber setzt sie sich aus ihrem gelebten Glauben heraus großherzig im Apostolat für die Jugendlichen und in der tätigen Liebe für Alte und Bedürftige der «Vereinigung des hl. Vinzenz» ein. Nachdem sie 1949 an der Universität von Mailand in innerer Medizin und Chirurgie doktoriert hat, eröffnet sie 1950 in Mesero eine Praxis; sie spezialisiert sich an der Universität von Mailand 1952 in Kinderheilkunde und bevorzugt als ihre Patienten Mütter, Kinder, alte Leute und Arme. Ihren Arztberuf versteht und praktiziert sie als Mission.
Ihre große Freude am Leben und ihre Begeisterung für die Schöpfung drückt sie im Skisport und im alpinen Bergsteigen aus. Indem sie selbst betet und andere beten lässt, sucht sie Klarheit in ihrer Berufung, die sie auch als ein Geschenk Gottes auffasst. Sie wählt die Berufung zur Ehe mit ganzer Hingabe, indem sie sich bemüht, sich total zu verschenken, um eine wahrhaft christliche Ehe zu führen. Sie verlobt sich mit dem Ingenieur Peter Molla und genießt diese Zeit der Verlobung als ein froher, lachender und strahlender Mensch, der dem Herrn dankbar ist und betet. Am 24. September 1955 verheiratet sie sich und ist eine glückliche Gattin. Im November 1956 wird sie die überglückliche Mutter von Pierluigi, im Dezember 1957 von Mariolina und im Juli 1959 von Laura. In Einfachheit und Ausgeglichenheit versteht sie die Pflichten der Mutter, Gattin und Ärztin harmonisch zu verbinden und hat große Freude am Leben.
Im September 1961, gegen Ende des zweiten Monats der Schwangerschaft, wird sie vom Leid, vom Geheimnis des Schmerzes heimgesucht; man entdeckt eine Geschwulst an der Gebärmutter. Vor dem notwendigen operativen Eingriff ist sie sich voll des Risikos für das Austragen der Schwangerschaft bewusst und fleht den Arzt an, das Leben, das sie im Schoß trägt, zu retten; ebenso vertraut sie sich dem Gebet und der göttlichen Vorsehung an. Das Leben ist gerettet; sie dankt dem Herrn und durchlebt die restlichen sieben Monate, die sie von der Geburt noch trennen, mit unvergleichlicher Seelenstärke und mit unverändertem Einsatz als Mutter und Ärztin. Voller Angst, daβ das kleine Geschöpf in ihrem Schoß krank zur Welt kommen könnte, bestürmt sie Gott, daβ dies nicht geschehe. Einige Tage vor der Geburt, ganz im Vertrauen auf die göttliche Vorsehung, ist sie bereit, ihr eigenes Leben zu geben, um das Leben ihres Kindes zu retten: «Wenn ihr entscheiden müsst zwischen mir und dem Kind, keine Aufregung: wählt - und dies verlange ich - das Kind. Rettet das Kind!». Am Morgen des 21. April 1962 bringt sie Gianna Emanuela zur Welt und am Morgen des 28. April, trotz aller Anstrengungen, das Leben beider zu retten, in unbeschreiblichen Schmerzen, immer wieder «Jesus, ich liebe dich; Jesus, ich liebe dich» aussprechend, stirbt sie, 39 Jahre alt. Ihre Beerdigung war eine große, einmütige Kundgebung tiefer Ergriffenheit, des Glaubens und des Gebetes.
Sie «opferte bewusst» das eigene Leben, so hat Papst Paul VI. das Verhalten von Gianna Beretta definiert, als er zum Angelus am 23. September 1973 sagte: «Wir denken da an eine Mutter aus der Erzdiözese Mailand, die, um das Leben ihres Kindes zu retten, das eigene Leben bewußt opferte». Papst Johannes Paul II. sprach sie am 24. April 1994 selig und am 16. Mai 2004 heilig. Ihr Witwer war bei der Zeremonie anwesend. Gianna Beretta Molla gilt weltweit als Vorbild der Lebensrechtsbewegung.