Glettler: Auferstandener Jesus befreit aus innerem "Lockdown"
Nach dem Tod Jesu haben die Apostel selbst den "Lockdown" gewählt, sich in eine "Quarantäne der Angst" zurückgezogen, zog Bischof Hermann Glettler in seiner Ostersonntagpredigt im Innsbrucker Jakobsdom eine Parallele zur gegenwärtigen Corona-Krise. Doch der auferstandene Jesus habe dann für eine überraschende Befreiung daraus gesorgt, die auch heute noch mit dem Osterfest gefeiert wird. Den damals nach dem vermeintlichen Scheitern ihres Meisters vom "Virus der Verzweiflung und Wut" infizierten Jüngern habe sich vollkommen unerwartet eine neue Perspektive eröffnet: "Der Lebendige bricht höchstpersönlich den Lockdown der Verzagten!", so Glettler. Das leere Felsengrab habe gezeigt: "Gott lässt sich nicht wegsperren.
Der vormalige Pfarrer in Graz erzählte als Gedankenanstoß eine Begebenheit aus seiner früheren Pfarre Karlau. Zum Auferstehungsgottesdienst sei es dort Brauch gewesen, die Figur des Auferstandenen, begleitet von Gesang feierlich in die Kirche zu tragen. Doch an einem Karsamstag sei der Schlüssel für den Safe, in dem er weggesperrt war, unauffindbar gewesen - Ostern musste "ohne den Auferstandenen" gefeiert werden, so Glettler. Er schloss daran die Frage an: "Eine göttliche Rache für die Tatsache, dass wir ihn das ganze Jahr über einsperren? Und nur für ein paar feierliche Gottesdienste aus dem Schrank holen?"
Dass Ostern aus seiner Sicht auch ein "Fest heilsamer Begegnung" ist, illustrierte der Bischof anhand von Maria Madgalena: Als sie Jesu Grab leer vorfand, der Leichnam scheinbar gestohlen, werde sie von den Engeln über die neuen Fakten aufgeklärt, "aber die Erschütterung ihrer Hoffnung lässt sich nicht weg reden". Erst als sich die Begleiterin Jesu umdrehte und der Unbekannte sie mit Namen anspricht, sei es zu einer inneren Berührung gekommen und plötzlich Nähe, Verstehen und Verbundenheit entstanden, wies Bischof Glettler hin. Ostern sei somit "Begegnung, weit mehr als eine theologische Behauptung".
"Sture Meinungen" und Vorurteile ablegen
Als dritten Aspekt von Ostern nannte Glettler ein "Fest tröstender Verbundenheit". Viele könnten mit bedrängenden Momenten existenzieller Verunsicherung nicht umgehen, auch ganz schwer mit dem "Alleinsein, das in den Lockdown der Einsamkeit führen kann". Sich vom Auferstandenen ergreifen zu lassen, bedeute, Sorgen und Enttäuschungen in einer österlichen Geschwisterlichkeit miteinander teilen zu können. "Etwas beschämt" denke er an eine jüngst erfolgte Diskussion mit einem ideologisch verhärteten Atheisten, berichtete der Bischof. Zu spät sei ihm die permanente Konfrontation aufgefallen. "Vielleicht müssen wir uns öfter aus dem Lockdown sturer Meinungen und respektloser Vorurteile befreien lassen - und einander die Hände reichen, wenn nötig mit einer Bitte um Entschuldigung", regte Glettler auch selbstkritisch an. Wer sich auf Christus einlasse, "wird ohne Panik auch seinem Nächsten die Hand reichen können".
Der Innsbrucker Bischof schloss mit dem Appell, die tägliche "Aufstehhilfe" des Auferstandenen anzunehmen und in seiner Gegenwart zu leben - "versöhnt, zuversichtlich und miteinander verbunden". Dann sei jeder Tag ein "Fest der österlichen Gemeinschaft!"
Eine Meldung von www.kathpress.at