Erinnerungsarbeit in Armenien

Am Vormittag des 7.12.1988, vor 35 Jahren, bebte die Erde am Kaukasus für eine Minute – lange genug, um 25.000 Menschen (laut manchen Quellen sogar mehr) zu töten, tausende Gebäude einstürzen zu lassen und bis zu einer Million Menschen von heute auf morgen auf die Straße zu setzen.

Besonders betroffen war die Stadt Gjumri, wo sich der Sitz der Caritas Armenien befindet. Dort leben immer noch 1.500 Familien in Containern, die damals als Übergangslösungen geschaffen wurden.

Auch Armenuhi (Name geändert) lebt immer noch in so einer provisorischen Unterkunft, bereits seit 35 Jahren. Sie wird von der Caritas betreut und hat uns bei unserem Besuch ein für sie sehr wichtiges Buch gezeigt. Anfang der 90er Jahre wurden in der Tageszeitung „Kumairi“ Beilagen mit dem Titel „Hishoghutjuin“ veröffentlicht. „Hishoghutjuin“ ist das armenische Wort für „Erinnerung“. Über drei Jahre lang wurde die Beilage produziert und darin wurden Fotos und Erinnerungen jener Frauen und Männer, Burschen und Mädchen veröffentlicht, die beim Erdbeben 1988 verstorben sind. Armenuhi hat alle Beilagen gesammelt und es zu einem Buch binden lassen. Die Caritas-Mitarbeiterin, die dabei war, hat beim Durchblättern viele bekannte Gesichter entdeckt – und schließlich auch das Bild ihres Vaters.

Erinnerungsarbeit in Armenien
Armenuhi (Name geändert) zeigt uns ihr Buch