Generaloberin Flad: Klosterleben zeitgemäße Antwort auf Sinnsuche

Zamser Barmherzige Schwester: Ganz normale Frauen, die gemeinsam Werte teilen und sich für andere einsetzen

In einer Zeit zunehmender gesellschaftlicher Unsicherheit und individueller Orientierungslosigkeit versteht sich das Ordensleben nicht als Rückzug, sondern als alternative Lebensform mit Relevanz für die Gegenwart. Das betont Schwester Barbara Flad, neue Generaloberin der Barmherzigen Schwestern in Zams, in einem ausführlichen Interview mit dem Magazin "Tirolerin". Die 48-jährige Theologin spricht dabei über ihren Weg in die Ordensgemeinschaft, die Herausforderungen und Chancen eines gemeinschaftlichen Lebens sowie die gesellschaftliche Bedeutung spiritueller Angebote.

 

Flad beschreibt ihre Entscheidung für den Orden als Prozess über mehrere Jahre. Bereits während ihres Studiums habe sie sich intensiver mit Fragen des Glaubens, der Berufung und des gesellschaftlichen Engagements auseinandergesetzt. Ein prägendes Jahr in Peru bei der heutigen Gemeinschaft habe letztlich zur Klärung geführt. "Ich habe gemerkt, dass hier ganz normale Frauen leben, mit einem starken sozialen Fokus und gemeinsamen Werten", so Flad. Der Eintritt in den Orden sei kein Bruch mit der Welt gewesen, sondern eine bewusste Entscheidung für ein Leben in Gemeinschaft, in der man miteinander teile, aufeinander schaue und einander mittrage.

 

Das Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern in Zams unterscheidet sich laut Flad deutlich von klassischen Klosterbildern. Gebetszeiten, Meditation und spirituelle Rituale strukturieren den Tag, stehen jedoch in engem Zusammenhang mit einem arbeitsintensiven Alltag: "Wir führen soziale Einrichtungen, betreiben Schulen, Pflegeeinrichtungen und ein Krankenhaus." Der Tagesablauf für die rund 50 Frauen in ihrer "Riesen-WG" beginnt um 6.30 Uhr mit stiller Meditation, gefolgt von Gebet, Frühstück und einem regulären Arbeitstag. Auch moderne Technik spielt eine Rolle: Viele Schwestern nutzen Smartphones, Musik läuft über Streamingdienste, und der Orden betreibt einen aktiven Instagram-Kanal mit etwa Tausend Abonnenten.

 

Spirituelle Angebote wie Exerzitien, persönliche Auszeiten oder stille Tage richten sich sowohl an gläubige als auch an suchende Menschen. Das Kloster biete einen geschützten Raum, um zur Ruhe zu kommen - eine Alternative zu trendigen Achtsamkeitsangeboten, wie Flad betont: "Viele fliegen zum teuren Yoga-Retreat nach Bali, statt ins Kloster zu gehen - obwohl es bei uns ganz ähnliche Impulse gibt." Die Meditationsformen im Orden würden sich von klassischen Achtsamkeitsübungen kaum unterscheiden, "nur heißt es bei uns eben anders und hat einen spirituellen Hintergrund".

 

Zur Frage gesellschaftlicher Vielfalt betont Flad die Offenheit ihres Ordens für Menschen aller Hintergründe und Identitäten. Respekt vor der Würde jedes Menschen sei Grundhaltung in der Gemeinschaft und werde intern wie auch in den Einrichtungen "selbstverständlich" praktiziert, "unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder sexueller Orientierung". Hinsichtlich der Rolle der Frau hätten die Barmherzigen Schwestern als Frauengemeinschaft "naturgemäß einen anderen Zugang" als die katholische Amtskirche allgemein: Schon seit der Gründung im 17. Jahrhundert gebe es im Orden Frauen in Leitungspositionen.

 

"Wer sich für den Orden interessiert, muss keine fertige Glaubensbiografie mitbringen, aber eine Offenheit für Spiritualität und Gemeinschaft", so Flad. Auch wenn die Zahl der Ordensfrauen zurückgehe, lebe der "Geist" der Gemeinschaft weiter, wenn auch auf womöglich andere Weise. Besonders die 1.900 Mitarbeitenden der Barmherzigen Schwestern in Tirol führte sie hier an. "Das sind mehr als wir je waren." Für die Zukunft wünschte sich Flad, dass die Gemeinschaft weiterhin nah bei den Menschen bleibe und sich flexibel auf neue Herausforderungen einstelle: "Wir fragen uns ständig, was Menschen heute brauchen - und wie wir darauf antworten können", so die Generaloberin.

 

(Link zum vollständigen Interview: https://tirolerin.at/lifestyle/ist-denn-das-zu-glauben-schwester-barbara-flad-im-interview/)

 

Eine Meldung von www.kathpress.at 

Generaloberin Flad: Klosterleben zeitgemäße Antwort auf Sinnsuche
Foto: Barmherzige Schwestern Zams