Papst würdigt 75 Jahre Säkularinstitute in katholischer Kirche
Papst Franziskus hat das 75-jährige Bestehen von Säkularinstituten in der katholischen Kirche gewürdigt. In einem vom Vatikan am Mittwoch veröffentlichten Brief an die Präsidentin des Weltverbandes von Säkularinstituten, Jolanta Szpilarewicz, nennt der Papst die Säkularinstitute "ein großes Geschenk an die Kirche". Eine solche Lebensform von Frauen und Männern mit den Gelübden von Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam, die aber in keinem Kloster leben, wurde im Februar 1947 von Papst Pius XII. anerkannt.
Die Gemeinschaften der Säkularinstitute zeichnen sich laut Franziskus "durch kreative und prophetische Kraft" aus. Auch wenn sie in manchem den Ordensgemeinschaften ähnlich seien, sollten ihre Mitglieder ihre ursprüngliche Prophetie der Laizität pflegen. Dies bedeute, "wie Samen oder Sauerteig des Evangeliums in der Kirche und der Welt präsent zu sein".
Dazu seien neue Schritte nötig. Es gehe nicht allein darum, die Sakristeien zu verlassen, "um Christus in die Welt zu tragen", so Franziskus. Es gehe darum, "die Welt - nicht die Weltlichkeit! - in der Kirche präsent zu machen". Viele Entwicklungen und Themen hätten Bischöfe erst verspätet registriert, schreibt der Papst. Mitglieder von Säkularinstituten hingegen seien so etwas wie Antennen der Kirche, um Signale aus der übrigen Gesellschaft zu empfangen.
Als erste Form eines Säkularinstituts - oder Weltgemeinschaft - gelten die von 1535 von Angela Merici gegründeten Ursulinen. Nach der kirchenrechtlichen Anerkennung und Einführung durch die Konstitution "Provida mater ecclesia" von Pius XII. wurde 1950 das Opus Dei als erstes Säkularinstitut päpstlichen Rechts anerkannt; später wurde es eine Personalprälatur. Zu den bekanntesten Säkularinstituten gehören die Schönstatt-Gemeinschaften.
Säkularinstitute: Derzeit 147 Mitglieder in Österreich
Neun weibliche Gemeinschaften landesweit vertreten, die größten davon das "Werk der Frohbotschaft Batschuns", "Ancilla Christi Regis" und "Caritas Christi"
Eine neben den Ordensgemeinschaften weit weniger bekannte Gruppe, die rund um den kirchlichen "Tag des geweihten Lebens" (2. Februar) im Fokus steht, sind die Säkularinstitute: Personen, die im Zivilberuf tätig sind oder waren, sich dabei aber verbindlich zu Ehelosigkeit, Gehorsam und Armut verpflichtet haben und alleine, bei ihrer Herkunftsfamilie oder in einer Wohngemeinschaft ihres Institutes leben. In Österreich sind die Mitglieder von Säkularinstituten ausschließlich weiblich: Derzeit 147 Frauen gehören den neun vertretenen Gemeinschaften an, teilte die ARGE Säkularinstitute am Freitag gegenüber Kathpress mit.
Das zahlenmäßig größte Säkularinstitut Österreichs ist das "Werk der Frohbotschaft Batschuns", dem 37 Frauen angehören. An zweiter Stelle liegen gleichauf mit jeweils 27 Mitgliedern "Ancilla Christi Regis" und "Caritas Christi", dahinter "Madonna della Strada" mit 22 Mitgliedern, zu denen auch die Leiterin der ARGE und zugleich Generalleiterin ihrer auf mehreren Kontinenten tätigen Gemeinschaft, Maria Christine Hochleitner, zählt.
Unter fünf weiteren Gemeinschaften mit derzeit jeweils nur einem Dutzend Mitglieder oder weniger findet man die "kamillianischen Schwestern", die Gemeinschaft "Ancillae Domini", die als derzeit einziges Säkularinstitut auch ein Mitglied in Kandidatur sowie darüber hinaus eines mit zeitlicher Bindung besitzt, weiters auch die "Schönstätter Marienschwestern", das "Säkularinstitut des Hl. Franz von Sales" und die "Societas de Imitatione Christi". Die "Kleine Franziskanische Familie" als früher zehnte Gemeinschaft war vor einem Jahr von der letzten angehörenden Frau aufgelöst worden.
Gegenüber den Vorjahreszahlen, als die Säkularinstitute in Summe 173 Mitglieder meldeten, stellt dies ein deutlicher Rückgang dar. "Hauptgrund für diese Entwicklung ist der natürliche Rückgang, da der Altersdurchschnitt in unseren Gemeinschaften meist schon bei über 80 Jahren liegt", erläuterte Hochleitner auf Kathpress-Anfrage. Doch auch eine neue Zählweise, bei der diesmal nur noch aktuell in Österreich lebende Mitglieder berücksichtigt wurden - teils findet vor allem mit Deutschland reger Austausch statt - trage zu einer nur bedingten Vergleichbarkeit bei.
Weltweit 24.000 Mitglieder
Weitet man den Blick über Österreichs Grenzen hinaus, so gibt es neben weltweit 157 Instituten für Frauen mit insgesamt rund 18.000 Mitgliedern auch zehn Institute für insgesamt 2.000 Priester, sechs Institute für in Summe 300 männliche Laien und elf mit sowohl weiblichem als auch männlichem Zweig, geht aus Zahlen der Weltkonferenz der Säkularinstitute (CMIS) hervor. Zählt man auch die rund 3.500 Anwärterinnen und Anwärter in Ausbildung hinzu, haben Säkularinstitute (Letztstand 2018) 24.000 Mitglieder in insgesamt 87 Ländern der Erde. 184 Institute gehören dieser Dachvereinigung mit Sitz in Rom an, wobei knapp die Hälfte Institute päpstlichen Rechts sind.
Gegründet wurden die Säkularinstitute fast ausschließlich in der Zeit vor oder kurz nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965), zumeist in Europa (81 Prozent) oder Lateinamerika (12 Prozent). Gemessen an der Mitgliedszahl, leben 59 Prozent in Europa, allen voran in Italien (6.011), Spanien (1.956), Frankreich (1.595), Deutschland (1.492) und Polen (825), wobei auch in der Slowakei (297), der Tschechischen Republik (144) und Rumänien (100) beachtliche Mitgliedszahlen erreicht werden. In Lateinamerika leben 16 Prozent der Mitglieder, in Asien 10 Prozent, sowie in Afrika und Nordamerika je rund 8 Prozent.
In einzelnen Ländern sind Säkularinstitute derzeit teils stark im Aufwind, darunter unter anderem in Indien (679), Vietnam (586), den Philippinen (245) und China (97), in Afrika in Burundi (456), Madagaskar (229), der Demokratischen Republik Kongo (178) und Ruanda (174), sowie in Lateinamerika in Brasilien (1.350), Argentinien (659), Kolumbien (448) und Kuba (32).
Zu unterscheiden sind die Säkularinstitute von einem weiteren anerkannten Stand in der katholischen Kirche, den geweihten Jungfrauen. Diese versprechen öffentlich, Jesus in Ehelosigkeit mitten in ihrer Lebenswelt nachzufolgen, gestalten ihre konkrete Spiritualität und Lebensform jedoch selbstständig. Wie einem Beitrag im Wiener "Sonntag" (30. Jänner) zu entnehmen war, gab es im Jahr 2020 allein in der Erzdiözese Wien 13 geweihte Jungfrauen sowie auch vier geweihte Witwen. (Infos: www.saekularinstitute.at)
Eine Meldung von www.kathpress.at