Pandemie, Suizid, Pflege, Schule: Orden debattieren aktuelle Themen

Traditionsreiche Herbsttagungen von 22. bis 25. November mit u.a. Bischof Glettler, Arbeitsminister Kocher und früherer deutscher Vatikan-Botschafterin Schavan - Kurzfristige Umstellung auf Online-Format

Unter dem Generalthema "Leidenschaftlich gegenwärtig" stehen die diesjährigen Herbsttagungen der heimischen Orden. Die mehrtägige Veranstaltung ist von 22. bis 25. November anberaumt und wartet wieder mit viel kirchlicher und auch politischer Prominenz auf. Unter anderen werden Bischof Hermann Glettler, die ehemalige deutsche Botschafterin beim Heiligen Stuhl, Annette Schavan, und Arbeitsminister Martin Kocher als Referenten erwartet. Allerdings mussten die Verantwortlichen die Tagung infolge der Covid-Situation kurzfristig auf ein Online-Format umstellen, wie die Ordensgemeinschaften Montagabend bekanntgaben. 

 

Die Ordensleute beraten über aktuelle Entwicklungen im Spitals- und Pflegewesen, im Bereich der Ordensschulen, der Kulturgüter und in den Missionsorden. Fachübergreifend für alle Ordensleute gedacht ist der "Ordenstag" am Dienstag, 23. November, der sich dezidiert dem Motto "Leidenschaftlich gegenwärtig" widmet. Referenten sind der Linzer Moraltheologe Michael Rosenberger, die Priorin der Benediktinerinnen Köln, Sr. Emmanuela Kohlhaas, die Linzer Schauspielerin Bettina Buchholz und die ehemalige deutsche Vatikan-Botschafterin Annette Schavan.

 

Eröffnet wird der Ordenstag von Erzabt Korbinian Birnbacher, Vorsitzender der Ordenskonferenz, der stellvertretenden Vorsitzenden Sr. Franziska Bruckner, und der Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft der Säkularinstitute, Maria Christine Hochleitner. Abgeschlossen wird der Ordenstag mit einem Online-Segen von Erzabt Birnbacher.

 

Sr. Christine Rod, Generalsekretärin der Ordenskonferenz, erläuterte gegenüber Kathpress das Thema des "Ordenstages". Das Motto der Österreichischen Ordenskonferenz für die kommenden Jahre lautet "Präsent - relevant - wirksam". Schon im großen vatikanischen Ordensdokument "Vita Consecrata" heiße es, "dass Gott durch uns in dieser Welt immer wirksamer und immer gegenwärtiger sein möchte", was Rod als einen "wunderbaren Zuspruch und ein großartiges Lebensprogramm für Ordensleute, auch im 21. Jahrhundert" bezeichnete.

 

Beim diesjährigen "Ordenstag" wolle man das erste Stichwort - die Präsenz - beleuchten, nochmals programmatischer gefasst unter dem Titel "Leidenschaftlich gegenwärtig". Kein Geringerer als Papst Franziskus habe im Jahr 2014 in seinem Schreiben zum "Jahr des geweihten Lebens" dieses Diktum geprägt. Rod: "Die Orden sind in schwierigen Prozessen, manche sogar in dramatischen Umbrüchen. Aber gegenwärtig sein, und noch dazu leidenschaftlich gegenwärtig sein - das wollen die allermeisten von ihnen."

 

Generalversammlung und junge Ordensleute 

Schon am Montag, 22. November, tagt die Generalversammlung der Österreichischen Ordenskonferenz. Weiters findet am Montag der "Ordenstag Young" statt. Referentin ist Angelika Hirschenberger, Geschäftsführerin der Koordinierungsstelle "Jakob". "Jakob" steht für "Jugend-Apostolate katholischer Orden und Bewegungen" und ist eine Einrichtung der österreichischen Bischofskonferenz zur österreichweiten Vernetzung von kirchlichen Bewegungen und neuen Gemeinschaften, Orden, Initiativen und Gebetskreisen sowie befreundeten Gruppierungen. Der "Ordenstag Young" ist die einzige Präsenzveranstaltung (im Wiener Kardinal König-Haus mit der Vorgabe 2G+) der Herbsttagungen.

 

Den "Ordenstag Young" gibt es seit 2017. Er dient dem gegenseitigen Kennenlernen und dem Austausch von Ordensmännern und -frauen in den ersten Jahren ihres Ordenslebens bzw. auch für Teilnehmer am "Freiwilligen Ordensjahr".

 

Kultur, Mission, Schule 

Am Mittwoch, 24. November, finden gleich drei Fachtagungen statt. Die Tagung des Bereichs "Kultur und Dokumentation" steht unter dem Motto "Präsenz und Wirksamkeit". Referentinnen und Referenten sind Sr. Klara Antons, Archiv-Leiterin der Abtei St. Hildegard in Rüdesheim am Rhein, Eugene van Deutekom, Kunsthistorikerin aus den Niederlanden, Bernadette Kerschbaummayr, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Stift St. Florian, und Bischof Hermann Glettler. Der Innsbrucker Bischof spricht über die "Wirksamkeit zeitgenössischer Auftragskunst". Bischof Glettler ist in der Bischofskonferenz u.a. für die Bereiche "Kunst und Kultur" sowie "Denkmalpflege" zuständig.

 

Bei der Missionsfachtagung geht es heuer um die Frage, wie Christinnen und Christen gesellschaftlich Position beziehen können und sollen. Die Wiener Pastoraltheologin Prof. Regina Polak spricht dabei zum Thema "Unsere Gesellschaft ist gespalten", Otto Neubauer, Leiter der Akademie für Evangelisation und Dialog, referiert über die "Kunst, Brücken zu bauen", sowie der Direktor der Katholischen Sozialakademie, Markus Schlagnitweit, über "Staatsräson und Widerstand".

 

Der Mittwoch ist bei den Herbsttagungen der Ordensgemeinschaften traditionell auch den Schulen gewidmet. Die Schulverantwortlichen widmen sich bei ihrer Tagung heuer dem Thema, wie mit Macht umzugehen ist. Impulsreferate kommen hier von Sr. Christine Rod, Generalsekretärin der Ordenskonferenz, dem "Pastoralinnovator" Georg Plank und der Grazer Theaterpädagogin und Hochschullehrerin Olivia de Fontana. Im Rahmen des Schultages wird auch wieder der St. Georgs-Bildungspreis des Hauptverbandes Katholischer Elternvereine Österreichs verliehen.

 

Kocher bei Spitalstag 

Brennenden aktuellen Fragen ist am Donnerstag, 25. November, der Tag der Gesundheit und Pflege gewidmet. Arbeitsminister Martin Kocher wird über die Zukunft der Arbeit im Gesundheits- und Pflegebereich referieren, der Leiter des Bereichs Ethik der Barmherzigen Brüder Österreich, Jürgen Wallner, nimmt "Sorgen am Lebensende" in den Blick. Dazu gehören aktuell vor allem auch viele Fragen rund um den assistierten Suizid. Weiterer Referent am Donnerstag ist der Kommunikationsberater Jürgen Beilein. Im Rahmen der Fachtagung findet u.a. auch die Vollversammlung der Arbeitsgemeinschaft der Ordensspitäler Österreichs statt. Die 23 Ordensspitäler Österreichs verfügen zusammen über rund 7.800 Betten. Bundesweit steht jedes fünfte Spitalsbett in einem Ordenskrankenhaus.

 

Informationen zum Programm der "Herbsttagung" unter www.ordensgemeinschaften.at

 

Eine Meldung von www.kathpress.at 

4.500 Ordensleute wirken in Österreich

Ordensfrauen und -männer leben und wirken in 454 Niederlassungen - Zahl der Ordensleute seit vielen Jahren leicht rückläufig

In Österreich gibt es derzeit rund 4.500 Ordensleute. Jedes Jahr erhebt die Österreichische Ordenskonferenz die aktuellen Zahlen. Die aktuell vorläufigen beziehen sich auf den Stichtag 1. Jänner 2021. In Österreich gibt es demnach 106 Frauenorden mit insgesamt 2.944 Schwestern sowie 86 Männerorden mit 1.563 Patres und Brüdern. Die Zahl der Ordensangehörigen in Österreich ist dabei seit vielen Jahren leicht rückläufig. Ein Jahr zuvor, am 1. Jänner 2020, verzeichnete die offizielle Statistik noch 4.691 Ordensleute.

 

Die Hauptursache für den Rückgang liegt in der Altersstruktur der Ordensangehörigen, vor allem bei den Frauenorden: 61 Prozent der Ordensschwestern sind mindestens 75 Jahre alt. Bei den Männerorden liegt der Anteil in dieser Altersgruppe bei 30 Prozent.

 

Österreichweit gibt es 454 Niederlassungen. "Das sind 454 Orte, an denen Ordensleute präsent sind und in die Gesellschaft hinein wirken", so Sr. Christine Rod, Generalsekretärin der Ordenskonferenz. Die Einsätze bei den Ordensfrauen würden sich dabei stärker in Richtung Sozialarbeit, Geistliche Begleitung, Bildungsarbeit oder Therapie verschieben. Trotzdem würden die Frauenorden immer noch - "und das zu Recht" - mit großen Schulen und Krankenhäusern assoziiert. Diese seien oftmals aber bereits in andere Trägerschaften übergeben worden. Das jeweils spezifische Ordenscharisma bzw. Profil der Einrichtungen bestehe aber weiter, auch wenn Ordensangehörige nur mehr sehr begrenzt direkt vor Ort mitarbeiten.

 

Bei den Männerorden gebe es zwar auch Entwicklungen beim Tätigkeitsprofil, es dominiere aber noch weitgehend die Pfarrseelsorge. Mehr als 600 Ordensmänner sind als Pfarrer im Einsatz. In der Erzdiözese Wien werden beispielsweise ca. 50 Prozent der Pfarren von Ordensleuten betreut, in anderen Diözesen ist dieser Prozentsatz geringer, aber immer noch recht bedeutend.

 

Bildung, Gesundheit, Seelsorge 

Insgesamt gibt es österreichweit 235 Ordensschulen, die von mehr als 52.000 Schülerinnen und Schülern besucht werden. Das sind rund drei Viertel aller katholischen Privatschulen im Land. In direkter Ordensträgerschaft befindet sich aber nur mehr ein kleiner Teil der Schulen, der Großteil befindet sich in  der Trägerschaft von Schulvereinen. Zudem gibt es 23 Ordenskrankenhäuser und 27 Bildungshäuser von Orden.

 

Eine Meldung von www.kathpress.at