Abtpräses Schröder neuer Administrator von St. Georgenberg
Das Tiroler Felsenkloster St. Georgenberg steht formell unter neuer Führung: P. Jeremias Schröder (56), Abtpräses der Benediktinerkongregation von St. Ottilien und früher auch Erzabt von St. Ottilien, ist von Papst Franziskus zum Administrator des auf einer Anhöhe gelegenen Wallfahrtsziels im nördlich von Schwaz gelegenen Stallental ernannt worden, berichtete die "Tiroler Tageszeitung" am Donnerstag. P. Raphael Gebauer (65), der schon zuvor als Prior-Administrator die Geschicke des vor zwei Jahren wiederbesiedelten Klosters und Wallfahrtsziels leitete, ist laut dem bereits Ende Oktober ergangenen Schreiben der Ordenskongregation als Stellvertreter des Administrators vor Ort weiter für das Tagesgeschehen zuständig.
Ein eigener Abt wurde deshalb nicht gewählt, da seit dem Tod zweier Mitbrüder in den vergangenen beiden Jahren nur noch sechs Ordensleute im Kloster leben. Sie sollen im Laufe des Jahres 2022 durch einen weiteren Mitbruder verstärkt werden, der bislang in der Pfarrseelsorge tätig ist, erklärte P. Gebauer am Donnerstag gegenüber Kathpress. Erzabt Schröder sei mit dem Kloster gut vertraut, besuche es immer wieder und habe bereits in den Jahren vor der Wiederbesiedlung die Übergabe an die Missionsbenediktiner begleitet. 2018 bezeichnete Schröder St. Georgenberg als Ort, der dem benediktinischen Mönchtum in Tirol als "Missionsort" eine neue Gestalt geben werde und durch seine besondere Lage Rückzug und Einsiedlertum ermögliche.
St. Georgenberg zählt mit seiner mehr als 1.000-jährigen Geschichte zu den ältesten Klöstern Tirols. Die Ursprünge gehen auf das 10. Jahrhundert zurück, als Rathold von Aibling aus dem Geschlecht der Rapotonen um 950 eine klösterliche Niederlassung gründete. In der Chronik von St. Georgenberg (1480) ist die Rede davon, dass Rathold selbst als Einsiedler in einer Höhle hier lebte und sich mit der Zeit Gefährten anschlossen. Um 1100 erhielt das Kloster von Kaiser Heinrich IV. Höfe und Leibeigene, sowie auch Reliquien des Heiligen Georg. 1138 bestätigte Papst Innozenz II. die klösterliche Benediktinerabtei.
Nach Großbränden 1284 und 1448 und der Pest im 14. und 15. Jh. konnte sich das Kloster kurzzeitig erholen, verwahrloste aber infolge mehrerer Epidemien und in den Zeiten der Reformation im 16. Jahrhundert erneut. Nach dem dritten Brand von 1637 wurde das Kloster erneut aufgebaut und erste Pläne einer Transferierung ins Inntal entstanden, die jedoch erst nach einer weiteren Zerstörung durch den Brand von 1705 vollzogen wurde. 1706 begannen die Bauarbeiten in Fiecht, zwei Jahre später konnte der dortige Klosterbau bezogen werden, während das ehemalige Kloster am Berg 1733 als Wallfahrtshospiz wiederaufgebaut wurde.
Die Geschichte verlief auch weiterhin sehr wechselvoll: 1807 wurde das Kloster von der bayrischen Regierung aufgehoben, 1816 kehrten die Benediktiner erneut nach Fiecht zurück. 1868 bis 1870 musste der Konvent aufgrund eines Brandes vorübergehend in Rotholz untergebracht werden. 1941 wurde das Kloster von den Nationalsozialisten aufgehoben und erst wieder 1950 den Benediktinern zurückgegeben. Die Abtei gehört seit 1967 zur Kongregation der Missionsbenediktiner von St. Ottilien - und damit nicht zur Österreichischen Benediktinerkongregation.
2016 gaben die Benediktiner schließlich die Pläne eines erneuten Umzugs vom inzwischen neben der Inntalautobahn liegenden Kloster Fiecht nach St. Georgenberg bekannt, was einen Um- und Anbau sowie eine Grundsanierung zur Folge hatte und 2019 abgeschlossen wurde. Der schon bis dahin laufende Wallfahrtsbetrieb, für dessen Betreuung P. Gebauer schon lange zuvor in St. Georgenberg lebte, konnte somit verstärkt werden, wozu auch die Errichtung von Gästezellen dienlich war, während die Benediktiner in Fiecht nur noch die barocke Stiftskirche als Pfarrkirche weiterführten.
Weiterhin sei der St. Georgenberg ein beliebtes Pilgerziel, erklärte P. Gebauer gegenüber Kathpress, wenngleich aufgrund der Pandemie eher Einzelpersonen als Wallfahrtsgruppen unterwegs sind. Tagtäglich gibt es um 15 Uhr ein Konvent- und Pilgeramt, und auch das Gasthaus wird weitergeführt. (Infos: www.st-georgenberg.at)
Eine Meldung von www.kathpress.at