Zusammen unterwegs

Auf über 3000 m Höhe hinauf und auf Null bis ans Meer hinunter "Berg zu wandern", ist eines der Geheimnisse der Trekkingtour "Via Venezia", über die Alpen ans Mittelmeer. Waltraud und Gerald Aichner sind den Weg gegangen und haben für den TIROLER SO...

Auf über 3000 m Höhe hinauf und auf Null bis ans Meer hinunter „Berg zu wandern“, ist eines der Geheimnisse der Trekkingtour „Via Venezia“, über die Alpen ans Mittelmeer. Die 21 Tagesetappen über 250 km, von Scharnitz bis Venedig, von der Isar an die Adria, begeistern durch das Bergwandern mit allen Sinnen. Waltraud und Gerald Aichner sind den Weg gegangen und haben für den TIROLER SONNTAG ihre Erfahrung aufgeschrieben. 

Die Alpen oben drüber von Nord nach Süd zu bezwingen, die wunderbare Bergwelt des Karwendels, der Tuxer und Zillertaler, des Alpenhauptkamms, der Dolomiten und der Civetta zu durchmessen und voll in sich aufnehmen zu können, ist wunderbar. Die einsame Natur, ihre Schönheit, ihre Weite über den Alpenbogen zu erfahren, das kann für die Seele sehr beglückend sein.
Bergsteigen und Skitouren haben uns durch unser ganzes Leben sehr intensiv begleitet, stets fasziniert. Wir zwei sind auf vielen hohen Gipfeln gestanden.Wir sind geklettert, haben die Berge mit dem Mountainbike umrundet oder sind oben drüber geradelt. Oft sind wir tagelang auf Touren gegangen, meistens aber doch nur für einen Tag, hinauf und wieder hinunter. Irgendwann einmal haben wir dann gemeint, können wir nicht einfach oben bleiben und oben „über die Berge“, weiter gehen?
So schön jedes einzelne Tagesbergerlebnis auch war, wir haben zu sinnieren begonnen, wie weit wären wir gekommen, wenn wir die vielen Höhenmeter bergauf und zurück ins Tal für den Weiterweg verwendet hätten. Dieser Gedanke hat uns nicht mehr losgelassen, ist nach und nach gereift und hat sich in uns festgesetzt. Wir haben ihn gemeinsam weiter gesponnen, bis es so nach drei Jahren für uns festgestanden ist: Jetzt machen wir einen lange Bergtour, über viele Tage, Wochen, über viele Grate und Berge, ohne ins Tal absteigen zu müssen. 

Das war der ausschlaggebende Impuls, uns eine lange Höhenbergwanderung über mehrere Wochen zu suchen. Das waren Anreiz und Ziel, anders als etwa beim Jakobsweg, wo letztlich Santiago das Ziel ist. So wollten wir unseren langen Wunsch erfüllen, ein paar Wochen in den Bergen unterwegs zu sein, und nicht nur mal drei Tage. So möchten wir für uns den Begriff des „Bergwanderfiebers“ definieren. Noch ein Gedanke hat uns sehr motiviert, eine lange „Bergreise“ anzutreten: Wir wollten selbst erfahren, inwieweit man durch langes Wandern „aussteigen“ kann, um sich zu erholen, neue Gedanken und Kräfte zu finden. Durch eine gezielte Bergtätigkeit den Alltag des Tales zurücklassen, zumindest dies einmal auszuprobieren.
Innerlich gestärkt. In der Erinnerung bleibt diese „Bergfahrt“ stets lebendig. Man fühlt sich innerlich gestärkt. Die Tour beeindruckt Tag für Tag und noch Monate, ja wohl Jahre danach. Wir sind unterwegs auch vielen Frauen begegnet, die allein, in Gruppen, mit Begleiter oder Ehemann unterwegs waren. Die allermeisten Frauen waren den Strapazen gleich gut gewachsen wie die Männer und in punkto Ausdauer, Nerven und „Siegeswillen“ ebenbürtig. Und noch in einem sind wir zwei Trekkinggeher uns ganz einig: „Die Bergtour ans Meer“ ist eine beglückende, alle Sinne befriedigende Tour, und noch schöner, wenn man sie gemeinsam bis ans Ziel erleben kann“. 

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Tiroler Sonntag - Aktuell