Wo der Tiroler Sonntag gebunden wird

Feinste Handarbeit sind die zu einem Buch gebundenen Jahrgänge des Tiroler Sonntag. Hergestellt werden sie von Insassen der Justizanstalt Innsbruck. Ein Lokalaugenschein hinter Schloss und Riegel.

 

GILBERT ROSENKRANZ

 

Die Justizanstalt Innsbruck ist die größte in Westösterreich mit rund 500 Insassen. Dazu kommen rund 180 Bedienstete, Exekutivbeamte und Handwerker, die in den zahlreichen Werkstätten beschäftigt sind. 

Von außen nicht sichtbar befinden sich auf dem großen Gelände unter anderem eine Tischlerei, eine Schlosserei, eine Kfz-Werkstätte und eben auch eine Buchbinderei. In diesen Betrieben können die Insassen Berufsausbildungen absolvieren und werden auch entsprechend entlohnt. Eine wichtige Voraussetzung, um in der ohnehin schon schweren Zeit nach der Entlassung nicht mit leeren Händen dazustehen. 

 

Eigener Supermarkt. Einkaufen können die Insassen in einem eigenen kleinen Supermarkt. Das Sortiment ist übersichtlch geordnet. Einziger Unterschied zu den Produkten in einem herkömmlichen Geschäft: Alles was hier verkauft wird, wurde vorher kontrolliert und es gibt keine alkoholhältigen Lebensmittel bzw. Getränke. Es soll ausgeschlossen werden, dass Verbotenes in das Gefängnis gebracht wird. 

Auch ein großes Wildgehege gibt es, einen Wald und für die Freizeitbeschäftigung einen Fußballplatz sowie eine Sporthalle und einen Fitnessraum. Zeit dafür ist täglich nach 14 Uhr. Davor, zwischen 7.30 und 11.30 Uhr sowie ab 12.15 Uhr arbeiten die Insassen in den ihnen zugeteilten Betrieben. Alle im Haus essen auch hier. Und, wie Bezirksin-
spektor Alexander Moser betont, „in einer Spitzenqualität“. Er ist jener Justizwachebeamte, der mich bei meinem Besuch in der Justizanstalt begleitet. 

 

Stammkunde Tiroler Sonntag. Seit vielen Jahren werden die Tiroler Sonntag-Nummern 1 bis 51/52 gleich nach Jahresende in die Buchbinderei der Justizanstalt gebracht. Dort sind zwischen acht und zehn Insassen tätig, die in mehreren Arbeitsschritten aus den hunderten losen Blättern ein stattliches Buch machen. Angeleitet werden sie von Bezirksinspektor Moser, der gelernter Buchdrucker ist und auch das Buchbinder-Handwerk sicher beherrscht. 

Die Kirchenzeitung ist dem Auftragsvolumen nach einer der kleinsten Kunden. Größere Aufträge kommen etwa von den Gerichten Tirols und Vorarlbergs, die hier wichtige Fachzeitschriften binden lassen. In der Buchbinderei sind noch zwei weitere kleine Werkstätten untergebracht: eine Schneiderei und eine Schuhwerkstätte. Hier wird weitergeholfen, wenn ein Schuh drückt oder wenn bei der Arbeitskleidung ein Loch genäht gehört.

 

Integration. Ein Bündel von Maßnahmen soll helfen, dass nach dem Verlassen der Haftanstalt eine gute Integration gelingt. Sozialarbeiter kommen ebenso ins Haus wie Seelsorger der verschiedenen in Österreich offiziell anerkannten Religionsgemeinschaften. In der Diözese Innsbruck sind dafür Andreas Liebl und Kapuzinerpater Miro Matekic zuständig. Die Loretto-Gemeinschaft hilft bei der Gottesdienstgestaltung.

 

Dieser Artikel erschien im Tiroler Sonntag Nr. 34 vom 24. August 2017.

Ein Blick in die Justizanstalt Innsbruck: In der dortigen Buchbinderei wird unter der Leitung von Bezirksinspektor Alexander Moser der Tiroler Sonntag zu Jahrgängen gebunden.