Wirtschaft: Ohne Moral geht es nicht

Ohne Frieden unter den Religionen kann es keinen Frieden unter Staaten und Nationen geben. Das Projekt %u201EWeltethos%u201C verlangt eine ethische Grundausrichtung in der Gesellschaft, um eine friedlichere Welt zu ermöglichen. Das betonte Hans Küng ...

Ohne Frieden unter den Religionen kann es keinen Frieden unter Staaten und Nationen geben. Das Projekt „Weltethos“ verlangt eine ethische Grundausrichtung in der Gesellschaft, um eine friedlichere, gerechtere und humanere Welt zu ermöglichen.

von Christina Manzl 

Er war Berater des Zweiten Vatikanischen Konzils und viele Jahre Professor an der Universität Tübingen. Mit seinen Vorgesetzten geriet der Priester in Streit, an dessen Ende der Entzug der Lehrerlaubnis stand: Hans Küng. Vor kurzem war er im Innsbrucker Haus der Begegnung, wo er mit Univ.-Prof. Heinrich Neisser und Univ.-Prof. Wolfgang Palaver zum Thema „Weltethos – Konsequenzen für globales Wirtschaften“ diskutierte. Unter den Zuhörern war auch Bischof Manfred Scheuer.
Die Verführung der Banker. „Verführt haben uns die Banker, aber die Menschen haben mitgemacht“, so Küng. Und er stellt sich die Frage, wie es möglich sein könne, dass einige wenige mit dem Geld der anderen umgehen können, „als ob sie im Casino wären“.
Drei Dinge brauche es, damit die Wirtschaft funktionieren könne: „Einen funktionierenden Markt, funktionierende Institutionen und eben die Moral.“ Fehlt die Moral, so geraten auch die anderen beiden Faktoren aus der Bahn. 

Impulsgeberin Ethik. Es dürfe nicht sein, dass „Moral ein Sahnehäubchen auf der Wirtschaft ist“. In Küngs Wirtschaftsethos geht es daher darum, eine moralisch-ethische Rahmenordnung zu schaffen, die sowohl Politik, Wirtschaft als auch den Staat stützt.
Kultur des Vertrauens. Die kulturübergreifenden Normen, die es aufgrund der ethischen und religiösen Traditionen in den unterschiedlichsten Weltgegenden gibt, sollen in die Wirtschaftssprache übersetzt werden. Es brauche eine andere Einstellung, so Küng. Menschen sollen aus einem inneren Antrieb heraus bei der Gestaltung der gesellschaftlichen Wirklichkeit mitwirken. Während von außen aufgezwängte Verordnungen bei der Bevölkerung nur Unmut erregen würden, könnte eine aus tiefster Überzeugung gewollte Wertehaltung eine Kultur des Vertrauens schaffen.
Die Goldene Regel. „Es müssen nicht alle Heilige sein, aber man sollte sich an bestimmte Werte halten.“ Dies wird nach Küng besonders dann zum Problem, wenn solche Werte in einer Gesellschaft nicht mehr vermittelt werden. „Weltethos beginnt bei der Erziehung vom Kindergarten an.“ Problematisch werde es, wenn der Einfluss der Kirche auf die Gesellschaft schwinde. „Wer lehrt und lebt dann die ,Goldene Regel‘: Alles, was ihr wollt, das euch die Menschen tun, das tut auch ihr
ihnen?“ Diese Regel sei in allen Weltreligionen grundgelegt, so Küng.
Der Markt täuscht. Der Theologe Prof. Wolfgang Palaver von der Universität Innsbruck meinte, dass Ideen wie jene von Hans Küng in der Wirklichkeit kaum greifen. Palaver verwies auf die wichtige Rolle des „nachahmenden Begehrens“ in der Gesellschaft. Dass der Mensch das haben will, was der andere hat, erzeuge Neid, Konkurrenz und Angst in einer sowieso schon begrenzten, endlichen Welt. Es sei lediglich der Markt, der uns vortäuscht unendlich wachsen und unendlich viele Güter produzieren zu können. Einen Ausweg aus diesem Kreislauf biete der Glaube, der alles
Irdische als „Gabe“ verstehe. Empfangen und Weitergeben statt begehren, was des Nächsten ist, lehren uns bereits die zehn Gebote.
Einsame Kämpfer? Der Politologe Prof. Heinrich Neisser meinte in seinem Statement: „Wir haben nichts aus der Wirtschaftskrise gelernt!“ Er verweist darauf, dass man diese Tatsache alleine damit untermauern kann, dass Menschen wie Hans Küng mit ihren Entwürfen nicht der Mehrheit angehören, sondern viel mehr als „einsame Kämpfer“ dastehen. 

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