Weiß, die Farbe der Freude

Kinder schenken uns den besonderen Augenblick der Nähe Gottes – Gedanken zum Fest der Erstkommunion von Dr. Anna Hintner.

Die Fülle des Lebens, wie sie in diesen Tagen überall in der Natur zu entdecken ist, drängt sich geradezu als Vergleich für das Fest der Erstkommunion auf. An allen Ecken und Enden ist sie zu spüren, die Lebensfreude und die Buntheit. Das zarte Lila der Leberblümchen, das leuchtende Gelb einer Forsythie, die verschwenderische Blüte der Magnolie, sie alle zeigen: Leben ist hier und jetzt und die Freude kennt keine Grenzen. 

Grenzenlose Freude. Der weiße Sonntag hat seinen Namen von der Farbe des Festkleides. Weiß ist die Farbe der Freude, die Farbe des Taufkleides, weil wir in der Taufe zu Gott gehören und er durch uns hindurch strahlt. An diesem besonderen Tag wird diese Freude sichtbar und spürbar. Die Familien der Kinder kommen mit den unterschiedlichsten Erwartungen. Sie haben für dieses Fest schon sehr viel vorbereitet, oft auch Grenzen innerhalb überwunden, damit die Kinder einen schönen Tag erleben können. 

Bereit, abgeholt zu werden. Und sie sind offen und bereit abgeholt zu werden, im wahrsten Sinne des Wortes. Vielerorts macht das zuerst einmal die Musikkapelle. Sie zeigt den Kindern und ihren Familien: ihr seid uns wichtig. „Abgeholt“ werden sie aber auch von der Gemeinde. Oft stellvertretend für die vielen, die an diesem Tag nicht Platz finden in der Kirche, laden MinistrantInnen und Pfarrer, MesnerInnen und alle, die für den Blumenschmuck in der Kirche gesorgt haben, zum gemeinsamen Feiern ein. Und wie im Frühjahr die Freude über die Blütenpracht so wird hier die Freude über das „Dasein“ der Familien die Feier erfüllen. 

Wir haben die Kirche um die Kinder
herumgebaut. Mit diesen Worten hat eine Oma das Bild erklärt, das sie gemeinsam mit ihrer Enkelin gebaut hatte. „Wir haben diesen Platz mit weißen Buschwindröschen gefunden und gewusst, da werden wir unsere Kirche herumbauen.“ Ein Bild zu gestalten aus Naturmaterialen, das ihre Gedanken zur Erstkommunion zeigt, war die Aufgabe, der sich Kinder mit Eltern, PatInnen, Großeltern am Erstkommuniontag „Auf dem Weg mit Jesus“ gestellt haben. Schon zuvor haben sie sich aus verschiedensten Bildern eines ausgesucht, das für sie zur Erstkommunion passt. „Ich hab mir das Bild mit dem Feuer genommen, weil Jesus in mir brennen soll“, hat ein Erstkommunionkind gemeint. Seine Entscheidung für dieses Bild war klar und spontan. Und er hat gewusst, dass er schnell sein muss, damit er das Bild auch wirklich bekommt. 

Das Geschenk der Kinder. Immer wieder fordert Jesus uns auf, offen wie Kinder für seine Botschaft zu sein. Wenn die Energiebündel, die niemals ruhig sitzen können, und diejenigen, die nichts aus der Ruhe bringen kann, mit erwartungsvollen Augen still werden, weil Jesus ganz zu ihnen kommt, zum ersten Mal, dann wird sie spürbar, die Sehnsucht. Noch einmal mit dieser Innigkeit die Kommunion empfangen zu können, noch einmal das Besondere dieser Begegnung erfahren zu dürfen, die so oft spurlos an uns vorüber geht. Diesen besonderen Augenblick, diesen Moment der Nähe Gottes schenken uns die Kinder.

Zur Autorin: Dr. Anna Hintner ist Referentin für Erstkommunion im Familienreferat der Diözese Innsbruck. 

Der Weiße Sonntag hat seinen Namen von der Farbe des Festkleides. Foto: Fotolia