Tiroler Künstler arbeitete mit Gefangenen

Sechs Gefangene der Justizanstalt in Innbruck nahmen an einem Malworkshop mit dem Künstler Hans Seifert teil. Das Ergebnis ist bis 9. September im Bildungshaus St. Michael zu sehen.

Mit dem Malerpinsel konnten die Männer im Workhop ausdrücken, was ihr Leben ausmacht. Die Idee dazu hatten Gefangenenseelsorger Andreas Liebl und Bildungshausleiterin Barbara Haas.

„Da kam viel Trauer heraus, Angst, wie es weitergeht, aber auch Sehnsucht und Hoffnung“, erzählt der Tiroler Künstler Hans Seifert von den Begegnungen mit den Gefangenen. Seifert, 1947 in Pfunds geboren, arbeitet immer wieder mit Menschen, die am Rande stehen und es schwer haben im Leben. Eines vor allem wollte er den Männern vermitteln: „Du bist etwas wert.“ Diesen Menschen Respekt entgegen zu bringen, ist für Seifert eine der vornehmsten Aufgaben: „Sie sind wie ein leerer Schwamm, der darauf wartet, mit Zuwendung gefüllt zu werden“.

Zum Workshop mitgebracht hat der Künstler, der in Absam lebt, einen Sack voll Asche. „Darin habe ich in Gedanken alles hineingelegt, was uns jemand im Leben angetan hat und was wir jemandem angetan haben“, erzählte er den Gefangenen. Aus dieser Asche, aus jungen Trieben vom Weinstock, aus Obstkernen und aus Acrylfarbe sind die Werke entstanden. Zuerst waren die Bilder schwarz. Dort, wo das Dunkle wieder weggewaschen wurde, kamen hellere Farben zum Vorschein. Nach dem Workshop ist Seifert beeindruckt vom respektvollen Umgang untereinander. Für ihn war das Zusammensein mit den Häftlingen eine wertvolle Zeit, in der er sogar mit den Insassen alleine gelassen wurde. Der Betreuer der Häftlinge, Wolfgang Kofler, hat ihnen das zugetraut. „Als am Ende ein neuer Anfang war“ – für Seifert ist die Verurteilung so ein Endpunkt im Leben. Aber auch darin liege die Möglichkeit für eine neue Zukunft. In den Bildern blitzt sie auf und in den Augen ihrer Gestalter. „Alle waren stolz auf ihre Werke“, sagt Seifert. „Weil auch wir stolz waren auf sie.“

Bis 9. September können die Acrylbilder im Bildungshaus St. Michael in Matrei a. Brenner besichtigt werden. Gezeigt werden auch sechs von Frauen gemalte „Hoffnungsbilder“. Öffnungszeiten: Mo-Sa, 9-20 Uhr, So 9-14 Uhr. 

Dieser Artikel erscheint in der Nr. 29 der diözsanen Wochenzeitung "Tiroler Sonntag" am 21. Juli 2016. 

Präsentierten die Bilder im Bildungshaus (v. li.): Häftlingsbetreuer Wolfgang Kofler, Hans Seifert, Mag. Andreas Liebl, (Koordinator der Gefangenseelsorger der Diözese) und HR Dr. Christian Kuhn, Vorsitzender der ARGE Gefangenenseelsorge Österreichs. hofherr