Teilstück des Tiroler Jakobsweges reaktiviert

Besonders Jakobspilger aus Böhmen waren es, die vom bayrischen Alpenvorland kommend nach Tirol zogen und hier auf den Jakobsweg durch das Inntal trafen. Kürzlich wurde die neue Teilstrecke reaktiviert. Ein Bericht von Susanne Gadinger.

A ls sie nach Bayern kamen, hatten die meisten Pilger schon ein paar hundert Kilometer unter ihren Füßen. Es waren meist Pilger aus Böhmen, die die Route von München über Schäftlarn, Wolfratshausen, Gelting/Geretsried, Eurasburg/Beuerberg, Benediktbeuern, Wallgau, Krün, Mittenwald, Leutasch, Buchen und Telfs wählten.

Einer, der sich über den genauen Wegverlauf kundig gemacht hat, ist Thassilo Meyer aus Krün. Er hatte 2007 die Idee, diese Teilstrecke zu reaktivieren. In Telfs mündet die Route in den Jakobsweg Tirol (Salzburg – Innsbruck – Feldkirch) ein und schafft somit eine Nord-Süd-Verbindung vom Jakobsweg Südostbayern her kommend. Auch wenn diese Route bis dato nicht so bekannt ist, so deuten dennoch zahlreiche Hinweise auf die Existenz des Jakobsweges hin – mit den Wirren des 30-jährigen Krieges war das Pilgerwesen zum Erliegen gekommen und später hatte man sich dem neuen Pilgerziel Rom zugewandt.

Henne springt aus der Pfanne.
Bantl Hansi aus dem Leutascher Weiler Klamm hat viele dieser Hinweise aufgespürt. Zusammen mit seiner Frau Monika hat er einen Wegweiser zu 20 Leutascher Kapellen verfasst. Sowohl bei der Obernkapelle als auch bei der Ferlkapelle Plaik können die Heiligenfiguren über der Eingangstür als Jakobsdarstellungen gedeutet werden. An den Wänden der Schneiderliasnkapelle in Plaik ist eine Wallfahrt nach Santiago de Compostela eindrucksvoll dargestellt: Der Sohn eines Pilgers wird zu Unrecht als Dieb gehenkt und überlebt. Der Vater zeigt dies dem Richter an. So wenig, spricht dieser, als dieser Hahn und diese Henne hier in der Pfanne leben, lebt Euer Sohn. Kaum hat er dies gesprochen, springen die Tiere schon auf – der Sohn wird vom Galgen genommen.
Die Klammkapelle, oder Höllkapelle, wie sie bei den Mittenwaldern heißt, ist dem Heiligen Jakob geweiht – ebenso wie etwas weiter nördlich auf deutscher Seite die Pfarrkirchen von Wallgau und Walchensee. Bis zum neunten Jahrhundert stand auch die damalige Klosterkirche Benediktbeuern unter dem Patrozinium Jakobs. Und in der Krüner Sebastianskirche ist der heilige Rochus zweimal als Jakobspilger dargestellt. 

Ersatz für den gestohlenen Jakob.
Heute kann man von der Klammkapelle aus in die beeindruckende Leutascher Geisterklamm hinunterwandern. Und die fehlende Jakobsfigur? Schon vor mehr als 50 Jahren wurde die Jakobsfigur aus der Kapelle im Grenzgebiet zwischen Leutasch und Mittenwald gestohlen. Nun ist der Bantl Hansi längst dran, einen Ersatz zu suchen. Mit den Wirtsleuten der Mühle (Leutasch) und der Alpenrose (Mittenwald), die bei der Kapelle nach dem Rechten schauen, hat er schon geredet. 

Gefördert von der EU.
Dass der „neue“ Jakobsweg heute so gut beschildert ist, hat auch mit der EU zu tun. Sie hat knapp 70 000 Euro durch den Gemeinsamen Begleitausschuss des Interreg-Programms Bayern – Österreich, einer europäischen Gemeinschaftsinitiative, ermöglicht. Im Rahmen dieses Programms konnten Anrainergemeinden den Weg beschildern und das Marketing starten. Bis auf drei Gemeinden haben sich alle an der Wegstrecke gelegenen Kommunen in einem Förderverein zusammengeschlossen, die stellvertretende Vereinsführung liegt bei Leutasch, den Schriftführerposten hat die Olympiaregion Seefeld übernommen. 

Hinweis:
Geführte Wanderungen auf dem Jakobsweg jeden Mittwoch ab 9.30 Uhr. Der Weg führt vom Kirchplatzl über den unteren Wiesenweg zur Florianikapelle, Ferlkapelle, Obernkapelle und Mooskapelle. Rückweg über den Wartweg zum Ausgangspunkt.
Start: beim Hotel Xander, Parkplatz bei der Kirche in Kirchplatz; Dauer: Rund 5 Stunden inkl. Einkehr; Preis:  6 Euro pro Person
Anmeldung: bis spätestens Dienstag, 17 Uhr, beim Tourismusbüro Leutasch, Tel. 05 0880-10;
E-Mail: info.leutasch@seefeld.com
  

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Tiroler Sonntag - Aktuell