Stecher 'verkörpert Bischof, wie ihn Kirche heute braucht'

Wiens Weihbischof Helmut Krätzl hat die Festrede beim Festakt für den 90-jährigen Altbischof Reinhold Stecher gehalten.

Reinhold Stecher ist die "Verkörperung eines Bischofs, wie ihn die Kirche heute braucht": Das hat der emeritierte Wiener Weihbischof und langjährige Freund und Weggefährte des früheren Innsbrucker Bischofs, Helmut Krätzl, bei einem Festakt zu Ehren Stechers, der nächste Woche 90 wird, am Montagabend in Innsbruck betont.

Im Hinblick auf anstehende Bischofsernennungen in Österreich sagte Krätzl: "Wir sollten inständig darum beten und mehr noch: so weit als möglich direkten Einfluss nehmen, dass die neu zu ernennenden Bischöfe etwas von jenem Profil haben, ... das Stecher in einem so hohen Maß ausgezeichnet hat." Reinhold Stecher, geboren am 22. Dezember 1921 in Innsbruck, war von 1981 bis 1997 Diözesanbischof in seiner Heimatstadt - der erst zweite (nach Paulus Rusch) in der Geschichte der 1968 errichteten Diözese.

Zur Feier des 90. Geburtstags hatte die Universitätspfarre in die der Aula der Innsbrucker Universität eingeladen. Dabei wurde auch die Festschrift "Leben vom Zentrum - Neue liturgische Orte in den Kirchen Tirols" von Reinhard Rampold und Helmut Stampfer präsentiert. Krätzl erinnerte in seiner Laudatio an ein Wort von Papst Paul VI. in dessen nachsynodalen Schreiben "Evangelii nuntiandi", wo es heißt: "Der heutige Mensch hört lieber auf Zeugen, als auf Gelehrte und wenn er auf Gelehrte hört, dann deshalb, weil sie Zeugen sind."

Reinhold Stecher, wiewohl durchaus auch ein Gelehrter, ist laut Krätzl zunächst ein faszinierender, unbestechlicher Zeuge. Das habe er schon in der Nazizeit bewiesen, als er als Gegner des Hitler-Regimes nur knapp dem KZ entkam. Später habe sich Stecher als Zeuge für das profiliert, "was das Konzil wollte". So habe er mutig gegen die antijudaistische Altschuld der Kirche gekämpft, erinnerte Krätzl.

"Er redete nicht erst in der Pension"  

In der Bischofskonferenz sei Stecher nach dem Ausscheiden von Kardinal König treuer Zeuge von dessen Erbe gewesen "und wehrte sich rhetorisch brillant und theologisch fundiert gegen Versuche, von diesem abzukommen". Krätzl würdigte Stecher auch als "unerschrockenen Zeugen für den notwendigen Fortschritt in der Kirche in heiklen Fragen, die er auch mutig an den Papst Johannes Paul II. und den damaligen Kardinal Joseph Ratzinger herantrug". Stecher - so Krätzl wörtlich - "redete nicht erst in der Pension".

In einem Brief an die Jesuiten-Zeitschrift "Stimmen der Zeit" habe Stecher vor einigen Jahren die anstehenden Probleme der Kirche gebündelt zur Sprache gebracht - so das "Problem vieler Eheleute mit 'Humanae vitae'", den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen oder das "sakramentale Austrocknen" der Kirche durch den Priestermangel. Wenn Stecher sich "da und dort für neue Zugänge zum Priesteramt" einsetze wie für "viri probati", gehe es ihm "nicht vordergründig um den Zölibat, sondern um die theologische und pastorale Sorge um die Eucharistie".

Krätzl nannte den Jubilar und gelernten Religionspädagogen einen "hochbegabten Bildermenschen", dessen vielgelesene Bücher von einfachsten Alltagserlebnissen ausgingen und sie "zum Gleichnis machen". Als herausragender Prediger sei Stecher nicht zuletzt für seine anschaulich-bildhafte Sprache mit einem ökumenischen Predigtpreis in Deutschland ausgezeichnet worden.

Legendär sei auch sein Talent als Maler und Grafiker, das immer wieder zur Aufbesserung des Caritas-Budgets diene. Zudem habe Stecher, wenn er bei guter Laune gewesen sei, Vorgänge in der Bischofskonferenz in Karikaturen festgehalten; "leider sind viele davon noch unter Verschluss". Man hätte nach jeder Versammlung der Bischofskonferenz vor diesen Stecher-Skizzen Betrachtungen halten sollen, um "sich selbst und manche Leerläufe besser, kritischer und auch mit Humor zu sehen", so Krätzl.

Altbischof Stecher sei "für so viele, gerade auch für die Jugend, eine Autorität, weil Wort und Leben übereinstimmen", sagte der frühere Wiener Weihbischof: "Nicht Weihe und Amt verleihen Autorität, sondern vielmehr gelebter Glaube, gepaart mit tiefer Menschlichkeit."

 

Weitere Bilder von der Festveranstaltung. 

 

 

Benefizkonzert zum 90. Geburtstag 

Die Diözese Innsbruck lädt am Dienstag, 20. Dezember 2011 um 18.30 Uhr anlässlich des 90. Geburtstages von Altbischof Reinhold Stecher zu einem adventlichen Benefizkonzert der Dommusik. Angelika Ladurner liest Texte des Jubilars. Der Eintritt ist frei. Spenden für ein Sozialprojekt erbeten. 

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