Komm, wir gründen eine Bank

Eine Bank, die dem Menschen dient und gesellschaftliche Verantwortung in den Mittelpunkt ihre Handelns stellt: Mit der %u201EBank für Gemeinwohl%u201C soll ein Geldinstitut entstehen, das nach strengen ethischen Kriterien arbeitet. Veronika Falbesone...

Eine Bank, die dem Menschen dient und gesellschaftliche Verantwortung in den Mittelpunkt ihre Handelns stellt: Mit der „Bank für Gemeinwohl“ soll ein Geldinstitut geschaffen werden, das nach strengen ethischen Kriterien arbeitet. Jeder ist eingeladen, mitzugründen. 

Walter Hölbling

Skisprunglegende und Trainer Toni Innauer, Schokoladenhersteller Josef Zotter, Schuhfabrikant Heini Staudinger, der Priester Markus Schlagnitweit und die Katholische Jungschar haben eines gemeinsam: Sie wollen eine Bank, der das Wohl des Menschen und der Gesellschaft wichtiger ist als der maximale Profit. Darum helfen sie mit, die „Bank für Gemeinwohl“ aus der Taufe zu heben. Ein ehrgeiziges Projekt, das seit einigen Jahren von immer mehr Menschen in Österreich unterstützt wird. So wie von Veronika Falbesoner, der Koordinatorin der Regionalgruppe Innsbruck. „Wir wollen eine Bank, die sich auf ihr Kerngeschäft konzentriert, auf Finanzspekulation verzichtet und dem Gemeinwohl dient“, sagt Falbesoner. Zum Kerngeschäft zählen der Zahlungsverkehr, die Verwaltung von Spareinlagen und die Vergabe von Krediten. Hier vor allem will sich die neue Bank hervortun, indem sie hauptsächlich Projekte unterstützt, die dem Gemeinwohl dienen: ökologischer Hausbau, alternative Energien, Bildungsprojekte, biologische Landwirtschaft. Projekte also, die sich bei gewöhnlichen Banken oft vergeblich um einen Kredit bemühen, weil ihnen die nötige Bonität fehlt.

Genossenschafter gesucht. Sechs Millionen Euro sind in Österreich nötig, um die Bankenlizenz zu beantragen, erzählt Falbesoner: „Wir wollen rund 40.000 Genossenschafter für unsere Sache gewinnen“. 2,3 Millionen Euro sind bereits zusammengekommen, 3.200 Genossenschafter haben Anteile gezeichnet, heißt es auf der Homepage des Projekts. Ab einem Betrag von 200 Euro kann jeder mitmachen. Auf ihrer Tour durch Tirol trifft Falbesoner auf viel Begeisterung, bei Privatleuten wie bei Firmen. Aber auch auf Skepsis. „Allein beim Wort „Bank“ geht bei vielen der Rolladen herunter“, so Falbesoner. Umso mehr ist sie vom Projekt überzeugt. „Es gibt immer mehr Menschen, die sich eine andere Wirtschaft wünschen und die bereit sind, etwas dafür zu tun“, meint Falbesoner. 

Bunte Mischung. Das Unbehagen über das derzeitige Bankenwesen und die Bereitschaft, etwas dagegen zu tun, zieht sich durch alle gesellschaftlichen Schichten. Vor kurzem wurde Peter Zimmerl zum zweiten Vorstand der Genossenschaft neben Christine Tschütscher gewählt. Er hat lange Erfahrung im österreichischen Geldwesen und gilt als Architekt der österreichischen Bankomatkarte. Er folgt auf den Tiroler Robert Moser, der zuvor ebenfalls führend im Bankenwesen tätig war. Auf der Liste der Genossenschafter findet sich auch der Priester und Wirtschaftsethiker Markus Schlagnitweit, die Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar wiederum ist Netzwerkpartner und hilft mit, den Gedanken der Bank für Gemeinwohl weiter zu verbreiten.

Eine Bank der Menschen. Bei nicht einmal einem halben Prozent liege der Marktanteil der sog. Ethikbanken in der EU, so Falbesoner. Österreich sei überhaupt ein weißer Fleck auf der Landkarte der Ethikbanken. Das soll sich mit der Bank für Gemeinwohl ändern, die ethisches Handeln in den Mittelpunkt ihres Wirkens stellt und die nicht den Finanzhaien, sondern den Bürgern gehört. Eine Bank, die Kreditwürdigkeit danach bewertet, ob ein Projekt der Gesellschaft dient oder nicht. Eine Bank, die dem Chef höchstens das fünffache von dem bezahlt, was der einfache Angestellte verdient. Eine Bank, deren Kunden freiwillig auf Zinsen verzichten, damit die Bank mit diesem Geld gute Projekte fördern kann. Noch ist es ein weiter Weg, aber mit jedem neuen Genossenschafter kommt der Tag näher, an dem die „Bank für Gemeinwohl“ zeigen kann, dass eine Wirtschaft möglich ist, die sich dem Menschen verpflichtet fühlt.

www.mitgruenden.at 

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Tiroler Sonntag - Aktuell