Jesus mit all seinen Ängsten

Der Tiroler Autor Felix Mitterer schreibt einen neuen Text für die Passionsspiele Erl. Eine Aufgabe, die er als Höhepunkt seiner Karriere bezeichnet - und vor der er sich fürchtet.

„Ich fürchte mich davor. Aber eigentlich ist es der Höhepunkt meiner Karriere,” meintFelix Mitterer. Der Tiroler Schriftsteller arbeitet an einem neuen Text der Passionsspiele Erl im Jahr 2013. 

Christina Manzl 

Wenn die Passionsspiele in Erl in zwei Jahren wieder stattfinden, wird es einige Neuerungen geben. Markus Platter führt Regie, Felix Mitterer schreibt den Text für die 80 Sprechrollen.Eine Herausforderung. „Ich habe mich nie richtig darüber getraut. Es ist überhaupt nicht einfach, weil es sich um die größte Geschichte aller Zeiten handelt.“ So äußert sich der bekannte Schriftsteller Felix Mitterer zum Auftrag und betont: „Es ist die größte Herausforderung meines Lebens als Dramatiker die Passion Christi, die jedem Christen – auch jedem Moslem, jedem Atheisten und Agnostiker – bekannt ist, neu für die Passionsspiele Erl zu er-arbeiten.“Die menschliche Seite Jesu. „Die menschliche Seite Jesu soll betont werden, ohne dabei die Passion zu einer Provokation zu machen.“ Mitterer geht es nach eigenen Angaben darum, auf den Menschen zu schauen. Ich habe die Evangelien immer und immer wieder durchgelesen und dieser Jesus hatte Ängste.“Regisseur Markus Platter, der nach eigenen Angaben „fast vom Stuhl gefallen wäre“, als er vom Auftrag erfuhr, die Passion zu inszenieren, fügt hinzu: „Den Menschen Jesu mit all seinen Ängsten näher zu bringen, ohne dabei das Heilige, das Wunder zu nehmen, das ist unser Anliegen. Wir haben es hier mit einer Geschichte zu tun, die von vorn herein heilig ist.“ Im Blick auf das Passionsspielpublikum meint er: „Es geht uns nicht darum zu schildern wie das Ganze passiert, sondern es geht darum, dass sich etwas beim Zuschauer bewegt. Ich glaube, dass man nach dieser Aufführung etwas zu kauen haben wird.“Größendimensionen. Wenn Felix Mitterer daran denkt, wie er das Menschliche und Zwischenmenschliche in der Passion trotz der Größe des Erler Passionsspielhauses umsetzen kann, ist ihm unwohl: „Wir werden dennoch versuchen, intime Momente zu zeigen. Wie ich Markus Platter kenne, wird er schon gute Wege zur gelungenen Inszenierung finden.“Menschlichkeit von Anfang an. Mitterer erinnert sich in diesem Zusammenhang an sein allererstes Theaterstück „Plädoyer für einen Verräter“ zurück. Bereits als 18-Jähriger versuchte er den menschlichen Aspekt des Judas seinem Publikum näher zu bringen. „Das Stück wurde damals in der Pfarre Dreiheiligen aufgeführt. Zugeschaut haben ein paar alte Weibelen von der Maiandacht.“ Selbstironisch fügt er hinzu: „Das Manuskript zum Stück ist später von einer Mure verschüttet worden – vielleicht zu Recht.“Ein ganzes Dorf freut sich. „Es wird jeder gefragt, ob er mitspielen will. Abgewiesen haben wir bis jetzt noch niemanden,“ so der Spielleiter der Erler Passionsspiele, Erwin Thrainer. Ihm ist wichtig zu sagen, dass alle Kinder und Jugendlichen des Dorfes mitmachen.Bei der Verteilung der Sprechrollen wird darauf geachtet, dass besonders junge Menschen zum Zug kommen. „Jungen Leuten soll Vertrauen entgegengebracht werden.“ Sie zu fördern ist dem Erler Passionsspielverein ein großes Anliegen. „Erl hat rund 1500 Einwohner, 630 wirken bei den Passionsspielen mit.“ Bei den Passionsspielen 2008 gab es zwei Akteure, die bereits 1932/33 auf der Bühne standen. In Erl ist es ganz normal, dass man von Kindesbeinen an auf den Brettern der Passionsspielbühne steht.

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Jesus mit all seinen Ängsten