Innervillgratens tiefer Brunnen

Mit der Fastenzeit startet in der Diözese Innsbruck wieder in vielen Pfarren die "Exerzitien im Alltag". Dabei treffen sich Menschen regelmäßig, um das Leben bewusst aus dem Glauben heraus zu gestalten. Maria Radziwon hat eine Exerzitienbegleiterin i...

Es ist ein kalter Jännernachmittag, an dem sich sechs Teilnehmer aus verschiedenen Exerzitiengruppen im „Haus Bethanien“ im Osttiroler Wallfahrtsort Kalkstein treffen. Die Kalasantiner-Schwester Maria Krizmanich leitet seit vielen Jahren „Exerzitien im Alltag“ in und rund um Kalkstein/Innervillgraten. Immer wieder kommen auch Menschen hierher, die eigentlich nicht direkt im Tal wohnen. Aber das Miteinander, der Austausch im Glauben und auch dieser besondere Ort im Villgratental tun gut. Maria Radziwon „Ich freue mich jedes Jahr auf diese Zeit in der Gemeinschaft. Es bringt mir so viel, für mich, aber auch für meine Familie.“ Emma Lusser ist voller Vorfreude auf die kommenden Exerzitien. Und Ehemann Alois Lusser stimmt zu: „Die Auseinandersetzung mit dem Glauben interessiert mich.“ Die beiden nehmen aber nicht „schon immer“ gemeinsam an den Exerzitien teil, wie Alois Lusser mit einem Augenzwinkern meint: „Meine Frau hat mich neugierig gemacht. Sie war immer so begeistert von den Treffen.“ Ein Gefühl, das auch Peter Schett kennt. Jahrelang bemerkte er die Kraft und Freude seiner Frau, die sie aus den Exerzitien-Treffen mit nach Hause brachte. Im letzten Jahr wollte er dann selbst einen Versuch starten: „Mich beschäftigt das, dass so vieles oberflächlich bleibt im Leben. Es ist so wichtig, tiefer zu graben. Es war eine komplett neue Erfahrung für mich, die mir gut getan hat. Das heißt aber nicht, dass es leicht war. Es ist schon eine Herausforderung, so intensiv dem nachzuspüren, wer man selber ist und was einen trägt im Leben.“
Exerzitien mit dem Partner.
Die Exerzitien gemeinsam mit dem Partner zu machen, ist nicht unbedingt einfach, meint Peter Schett: „Für mich war es dann aber eine bewusste Entscheidung, gemeinsam mit meiner Frau Exerzitien zu machen. Man lernt sich besser kennen. Über den Glauben sprechen, das tut man im Alltag sonst eher kaum.“ Dass das für so manchen abschreckend wirkt, ist allen bewusst. Die Ehepaare aus dem Villgratental betonen aber, wie sehr Exerzitien die Beziehung und das Familienleben bestärken und bereichern können. Gott bei mir.
Maria Krizmanich freut sich, dass gerade in den Gruppen im Villgratental sehr viele Paare bewusst eine gemeinsame Auszeit in den Exerzitien suchen. „Es ist eine Auszeit, die in den Alltag hineinwirkt. Die Erfahrung, dass Gott bei mir ist – ganz nahe, dass ich nicht erst weit weg muss, um ihn zu finden, die ist für manche Teilnehmer bei den Exerzitien eine ganz neue.“ Eine sehr wesentliche und tragende, wie auch Josefine Mühlmann, die seit mehr als zehn Jahren an den Exerzitien teilnimmt, bestätigt. „Beschreiben, was wir genau tun bei den Exerzitien, das ist schwierig. Vielleicht so etwas wie ,auftanken‘“, meint sie. Roswitha Schett nickt: „Ein bisschen ist es wie Wellness. Es ist ganz viel für mich persönlich dabei, aber auch für andere. Die Gespräche, die Gedanken auszutauschen in der Gruppe, das ist einfach was Besonderes.“  Nicht immer bequem.
Petra Mair lernte als Jugendliche die Exerzitien kennen. Seit knapp zehn Jahren ist die junge Frau nun jedes Jahr dabei: „Es gibt einem so viel Kraft fürs Leben, wenn man spürt, dass man nicht alleine ist.“ Maria Krizmanich ist dankbar, dass die Exerzitien in der ganzen Diözese angeboten werden: „Die Unterlagen sind eine große Unterstützung. Und auch, dass man Teil von so vielen Menschen auf dem Weg in der Fastenzeit ist. Das verbindet – in der ganzen Diözese.“ Was wichtig ist, um eine gute Exerzitienzeit zu erleben? Sich bewusst Zeit zu nehmen: für sich selbst, für das Miteinander, für den Glauben. Die Villgrater Teilnehmer an den Exerzitien sind voller Vorfreude auf die kommende Fastenzeit. Auch Peter Schett wird wieder dabei sein, zum zweiten Mal – und freut sich: „Auch wenn es nicht immer bequem ist: Aber wenn man sich auf etwas einlässt, kann immer was draus werden.“ 

Impulstag zu den Exerzitien im Alltag: 

„Barmherzigkeit“ ist Thema eines Impulstages für alle, die sich für Exerzitien im Alltag interessieren. 

Referent/Thema: Univ.-Prof. Dr. Roman Siebenrock spricht über die Barmherzigkeit 
Termin: 6. Februar, 14-18 Uhr, Haus der Begegnung, Innsbruck, Rennweg 12 Anmeldung: Irene Weinold, Diözesanhaus, Tel. 0512/2230-4102; E-Mail: irene.weinold@dibk.at  

www.dibk.at/exerzitien 

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