Im Pfarrhaus brennt wieder Licht

Bei Schwester Marie Antoinette laufen alle Fäden der Pfarre Hall-Schönegg zusammen. Noch, denn im Laufe des Jahres geht sie in Pension.

 

 

Leise, fast ein wenig schüchtern wirkt Sr. Marie Antoinette Feurstein. Doch wenn sie von der Pfarre Hall-Schönegg und ihren Menschen spricht, spürt man die Kraft, die sie aus ihrer Pfarre schöpft, aber auch das Engagement, das sie ihrer Tätigkeit entgegenbringt. Ungewöhnlich ist ihre Funktion noch immer: Sie war die erste Pfarrkuratorin und ist „fast die einzige geblieben“, erzählt sie.

Seelsorgemodell. Der Weg in die Pfarre war ein langer. Aufgewachsen in einer religiösen Familie, in der die Kirche selbstverständlich war und zum Leben dazugehörte, besuchte sie zuerst die Kindergartenschule an der Kettenbrücke in Innsbruck. „Meine Schwester war bereits Nonne und eigentlich wollte ich ihr nicht folgen. Doch dann kam der Ruf, gegen den ich mich nicht wehren konnte“, erzählt Sr. Marie Antoinette. Mit 19 Jahren, nach Abschluss der Kindergärtnerinnen-Ausbildung, trat sie dann den Barmherzigen Schwestern bei. „Bis heute bin ich froh, dass ich den Schritt gewagt habe.“Jahre als Kindergärtnerin, Religionslehrerin und Novizenmeisterin folgten, doch die Sehnsucht nach der Arbeit an der Basis wurde größer. „Dann hat sich durch Bischof Stecher die Tür nach Schönegg geöffnet.“ Ein Jahr war die Pfarre nach dem plötzlichen Tod von Pater Hartmann verwaist gewesen, eine Lösung war notwendig. Es sollte eine Ungewöhnliche werden: mit P. Damian Heuer als Pfarrmoderator und Schwester Marie Antoinette als Pfarrkuratorin. Ein Modell, das seit 15 Jahren erfolgreich funktioniert.Willkommen gefühlt. Vorbehalte gegen sie als Frau in der Position der Pfarrkuratorinhabe es nie gegeben. „Ich wurde vom ersten Tag an angenommen, hatte immer den Eindruck, willkommen zu sein.“ Besonders beeindruckt hat sie der Satz, den die Menschen in dieser Zeit immer wieder aussprachen: „Im Pfarrhaus brennt wieder Licht“. Dies spiegelt für sie auch das Wesentliche wider: „Die Menschen wollen und sollen sich begleitet fühlen. Die Pfarre soll ihnen Heimat bieten, sie sollen sie hier finden können.“In Hall-Schönegg scheint dies der Fall zu sein. Ihre Gemeinde sei sehr lebendig, es gebe rund 140 Ehrenamtliche und auch viele junge Familien, die sich engagieren. Im Pfarrhaus sei jedenfalls immer was los: Vom Vinzenzverein, den Kindergruppen bis hin zu den verschiedenen Chören bringen die Menschen Leben in die Kirche.Die Arbeit fordert. Aus dieser Lebendigkeit der Pfarre schöpft Schwester Marie Antoinette Kraft. Kraft, die sie braucht, denn die Tätigkeit als Pfarrkuratorin fordere viel. Jeder Tag schaue anders aus. Vorauszuplanen sei nur schwer möglich. Mitunter hat sie dann das Gefühl, dass die Hausbesuche zu kurz kommen. „Diese brauchen Zeit. Man kann nicht  zwischen Tür und Angel reden.“ Immer wieder hat sich in den letzten Monaten auch das Gefühl eingeschlichen, dass sie nicht mehr 100 Prozent Leistung bringen kann. Weshalb sie ihre Pensionierung beantragt hat. „Es tut mir sehr leid, hier wegzugehen, aber es ist der richtige Zeitpunkt.“ Ihre Hände in den Schoß legen wird sie künftig aber dennoch nicht. Nach einer kurzen Auszeit, um sich zu erholen und wieder zu sich selbst zu finden, möchte sie sich wieder einbringen: im Mutterhaus, wohin sie zurückkehrt, oder in der Trauerbegleitung. „Das würde ich sehr gerne machen.“

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Im Pfarrhaus brennt wieder Licht