Ich hab dich lieb - Mutter und Tochter schreiben einander zum Muttertag

Sara und Maria Kaufmann aus Zirl haben den Muttertag zum Anlass genommen, sich gegenseitig einen Brief zu schreiben. Im Tiroler Sonntag lesen auch sie zum ersten Mal, was die Mama bzw. die Tochter sagen möchte.

Sara und Maria Kaufmann aus Zirl haben den Muttertag zum Anlass genommen, sich gegenseitig einen Brief zu schreiben. Im Tiroler Sonntag lesen auch sie zum ersten Mal, was die Mama bzw. die Tochter sagen möchte. 

Liebe Sara!
Zum bevorstehenden Muttertag möchte ich die Rollen vertauschen und dir einen Brief schreiben, da es ja keinen „Kindertag“ gibt. Du bist nun beinahe 14 Jahre alt. Der strahlend schöne Herz-Jesu-Sonntag, an dem du geboren wurdest, gehört zu den schönsten Tagen meines Lebens. Du warst ein richtiges sonniges Sommerkind, das uns sehr viel Freude bereitet hat.
Kaum zu glauben wie die Zeit vergeht, ich habe dich doch erst noch in den Kindergarten gebracht. Nun bist du ein Teenager und dieser Lebensabschnitt fordert uns jeden Tag heraus. Ich weiß, du hast es nicht immer leicht mit mir, die Pubertät ist ja die Zeit, wo die Eltern schwierig werden. Und auch mit dir selber und den Veränderungen deines Körpers wirst Du es nicht immer leicht haben. Trotzdem bin ich überzeugt, dass wir gemeinsam diesen Lebensabschnitt gut bewältigen werden.
Liebe Sara, du hast sehr viele Talente, um die ich dich ein bisschen beneide. Eines davon ist das Musizieren, ich bin leider unmusikalisch. Es freut mich immer sehr, dich musizieren zu hören und bei deinen Vortragsabenden sitzt immer eine stolze Mama im Publikum.
Ich wünsche dir, dass dir die Freude am Musizieren nie verloren geht und dein Traum, in diesem Bereich später einmal zu arbeiten, in Erfüllung geht. Dafür wünsche ich dir jetzt schon eine schöne Zeit in deiner neuen Schule, die du im Herbst besuchen wirst.
In den letzten drei Jahren hat sich in unserer Familie sehr viel verändert. Du musstest viel früher erwachsen werden, als ich mir das für dich gewünscht hätte. Ich bin beeindruckt, wie du die Umstellungen bewältigt hast und schon sehr eigenverantwortlich handelst. Das bestärkt mich in der Hoffnung, dass du für dich in deinem Leben Entscheidungen treffen wirst, die du dir gut überlegst.
Da du ein sehr emotionaler Mensch bist, glaube ich, dass du deine Gefühle gut wahrnehmen und ausdrücken kannst. Das bedeutet auch, dass du dich gut in andere Menschen hinein fühlen kannst und sie achtest und begleitest, wenn sie dich brauchen. Das hast du schon einige Male bewiesen und das hat mir als Mutter sehr gefallen, denn das ist ein wertvolles Geschenk.
Sara, ich wünsche mir, dass ich dich auf deinem Weg zum Erwachsenwerden gut unterstützen kann. Für die Zukunft hoffe ich für dich, dass du immer gute Freunde und Begleiter findest, die dich durch das Abenteuer Leben führen werden. Verliere nie deinen Humor, denn damit lassen sich viele Schwierigkeiten leichter ertragen.
Ich werde immer mit ganzer Kraft für dich da sein, wenn du mich brauchst.  
Ich habe dich sehr lieb.
Mama 

 

Liebe Mama!
Bald ist Muttertag. Das ist ein guter Anlass, dir einen Brief zu schreiben und die vergangenen dreizehn Jahre noch einmal Revue passieren zu lassen.
Meine frühesten Kindheitserinnerungen liegen in Italien. Ich war gerade ein Jahr alt, als ich das erste Mal dort war. Du hattest anfangs deine Bedenken, dass ich für diese Reise noch zu klein bin. Diese haben sich jedoch nicht bestätigt, denn Meer, Sonne und Strand haben mir damals schon gefallen.
Auch später sind wir oft nach Italien gefahren. Ich weiß noch, dass ich es nie erwarten konnte, bis wir dort waren. Es war immer ein ganz besonderes Ereignis für mich und ein wenig stressig für dich. Ich habe immer schon Wochen vorher meinen kleinen Spielzeugkoffer eingepackt und war jederzeit bereit loszufahren.
Eine andere, sehr frühe Kindheitserinnerung ist, dass wir früher sehr oft zusammen in die Bücherei gegangen sind und Bilderbücher ausgeliehen haben. Du hast mir jeden Abend vor dem Schlafengehen ein Buch vorgelesen. Am liebsten mochte ich das Märchen „Die zwölf tanzenden Prinzessinnen“.
Ich wollte schon immer eine Prinzessin sein, in einem großen Schloss leben und schöne Kleider anhaben. Daran hat sich bis heute nicht viel geändert. Ich mag immer noch gerne schöne Kleider und hohe Schuhe, auch wenn du es nicht so gerne siehst, wenn ich mich schminke.
Der Kindergarten war auch eine wunderschöne Zeit. Besonders genossen habe ich dort die Musikalische Früherziehung. Danke, dass du mich dorthin geschickt hast! Dort hatten wir immer viel Spaß und uns wurde spielerisch die Musik näher gebracht.
Die Musikalische Früherziehung war wohl auch ein Grundstein für meinen weiteren musikalischen Weg. In der Volksschule hast du mich, nach einigen mütterlichen Bedenken, in der Musikklasse angemeldet. Diese Schule war die beste Zeit meines Lebens!
Wir hatten den besten Lehrer der Welt und unsere Klasse war einfach der Hammer! Ohne deine wichtige und richtige Entscheidung wäre meine Volksschulzeit nie so toll geworden wie sie war. Du bist mir aber auch bei den Hausübungen immer mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Auch wenn ich einmal nicht so Lust hatte, etwas für die Schule zu machen, hast du mich immer motiviert.
Ich danke dir von ganzem Herzen, dass du mich mit neun Jahren an der Musikschule angemeldet hast! Ich war zwar schon ein paar Mal knapp davor, zu sagen, ich will aufhören Querflöte zu spielen, aber du hast mich immer wieder motiviert, weiter zu machen. Dafür danke ich dir. Ich weiß nicht, was ich jetzt machen würde, ohne die Musik.
Du hast mich immer bestärkt in dem, was ich machte. Du hast mir auch immer die freie Wahl gelassen, was ich mit meiner Freizeit anfange.
Ich habe dir bestimmt oft schlaflose Nächte bereitet, wenn es um Schulnoten ging oder so etwas. Aber ich glaube, dass ich dich mit meinem eher sonnigen Gemüt immer wieder zum Lachen bringen konnte.
Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt, aber ich glaube, wir werden auch dann ein gut funktionierendes Team sein, das viel zusammen aushält. Auch wenn ich nach außen hin immer als sehr stark und cool erscheinen möchte, genieße ich es sehr, dass ich mich bei dir immer ausruhen, zurücklehnen und ankuscheln kann.
Ich hab dich sehr lieb und wünsche dir einen wunderschönen und unvergesslichen Muttertag.
Deine Sara 

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Tiroler Sonntag - Aktuell