Hier ist ein Mensch

Die Pfarre Allerheiligen ist eine jener Tiroler Pfarren, die an der diözesanen Hausbe-suchsaktion teilnimmt. Die ersten Eindrücke machen Mut zum Weitermachen.

Die Pfarre Allerheiligen ist eine jener Tiroler Pfarren, die an der diözesanen Hausbe-suchsaktion teilnimmt. Die ersten Eindrücke machen Mut zum Weitermachen.

Von Christina Manzl 

Schon vor dem Sommer hat sich der Pfarrgemeinderat in Allerheiligen entschieden, die Hausbesuchsaktion in der Pfarre durchzuführen. Die Aktion bekam aus diesem Grunde den Namen „mission possible“.
Startschuss. Nachdem die Aktion über Wochen in den einzelnen Pfarrteams (Kinderliturgie-Team, Chöre, Firmbegleiter, Jugendrat, usw.) intensiv beworben wurde, lud Pfarrgemeinderatsobmann Hans Eibl zu einem Infoabend. Danach starteten die vielen Hausbesucher in das große Abenteuer „Hausbesuch“.
Variantenvielfalt. Wie die Haushalte besucht wurden, war sehr verschieden. Manche wollten Arbeitskollegen besuchen, um mit ihnen über den Glauben zu sprechen. Andere entschieden sich, alleine loszugehen und bei Haushalten in der Nachbarschaft zu klingeln. Wieder andere wollten zu zweit fremde Häuser aufsuchen. Vier Teams meldeten sich bei ehemaligen Tauffamilien und FirmkandidatInnen. Zwei Hausbesucher gingen in die Studenten- und Schülerheime. Viele wollten sich jedoch auch beim Austragen des Pfarrbriefes mehr Zeit nehmen und das Gespräch mit den Menschen suchen. Im Jugendrat wurde beschlossen, dass Jugendliche ein Fest in der Pfarre organisieren und MitschülerInnen einladen, mit ihnen im Jugendheim zu feiern.
Eine Zwischenbilanz. Nach zwei Wochen Hausbesuchsaktion waren zur Halbzeit die Rückmeldungen durchwegs positiv. „Die Menschen sind offener für die Aktion, als ich mir gedacht habe“, meint Florentine Böser, eine der zahlreichen Besucherinnen, die neben verschlossenen Türen auch viele intensive Gespräche zwischen Tür und Angel und in Wohnungen führte. Katharina Baumgartner, eine junge Frau, die sich gemeinsam mit ihrem Vater ebenfalls an der Aktion beteiligt, schilderte ein für sie beeindruckendes Erlebnis mit einem alleinstehenden, älteren Herren: „Da ist ein Mensch, der Menschen braucht.“ Richtigen Ärger bekamen die Besucher eigentlich nie zu spüren. Manchmal gab es allerdings Kritik. „Ihr seid ja wie die Zeugen Jehovas”, hieß es nicht selten. Rund die Hälfte der Türen blieb zu – entweder weil niemand da war oder aufmachen wollte. Doch die  Hausbesucher waren gut darauf vorbereitet.
Aktivität trägt Früchte. Viele Bewohner des Pfarrgebietes zeigten sich erfreut über das aktive Zugehen der Pfarre auf die Menschen. Einige, bisher unbekannte Bewohner meinten, sie wollten sich die Pfarre bald einmal genauer anschauen. Und schon jetzt sah man bei den Sonntagsgottesdiensten bereits das ein oder andere neue Gesicht. „Nach 30 Jahren kommt endlich einmal jemand aus der Pfarre zu mir“, und: „Jetzt geht endlich auch ihr einmal auf die Menschen zu“, sind nur zwei Reaktionen von Besuchten.
Bereicherung für beide Seiten. „Jetzt haben wir erst so wenig gemacht und schon so viele Erlebnisse gesammelt“, meinte Thomas Witsch. Und Katharina Baumgartner ergänzt: „Man macht sich über seine Einstellung zum Glauben und zur Kirche intensiver Gedanken. Mir hilft das, meinen eigenen Standpunkt genauer abzuklären.“ Aufgrund des Erfolgs denkt man in der Pfarre Allerheiligen an eine Fortsetzung der Hausbesuchsaktion. Denn die Frage bleibt brennend: Wie kann man auf Menschen im Pfarrgebiet zugehen, die von sich aus keinen Kontakt zur Kirche finden? 

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Tiroler Sonntag - Aktuell