Hausbesuchs-Aktion: Mauern bauen oder Segel setzen?

Am 15. Oktober ist es soweit: In zahlreichen Pfarren unserer Diözese startet die %u201EHausbesuchs-Aktion%u201C. Seelsorgeamtsleiterin Elisabeth Rathgeb schreibt in einem Artikel für den Tiroler Sonntag über den Hintergrund dieses Projekts.

Am 15. Oktober ist es soweit: In zahlreichen Pfarren unserer Diözese startet die „Hausbesuchs-Aktion“. Seelsorgeamtsleiterin Elisabeth Rathgeb schreibt in einem Artikel für den Tiroler Sonntag über den Hintergrund dieses Projekts. 

Ab 15. Oktober werden Pfarrgemeinderäte und andere kirchliche MitarbeiterInnen von Haus zu Haus gehen und ein Zeichen setzen: Wir wollen hören, was die Menschen bewegt. Wir gehen aktiv auf sie zu. Wir geben dem Evangelium ein Gesicht. Die BesucherInnen bringen auch eine Broschüre mit zum Thema „Christsein im Alltag“ und stellen die Pfarre vor.
Heftig diskutiert.
In der Vorbereitungsphase haben viele Pfarrgemeinderäte heftig diskutiert: Wie kommt eine solche Aktion an? Und: „Die Menschen, die etwas von uns wollen, werden uns schon finden.“ Fragen und Ängs­te sind aufgetaucht: „Ich weiß nicht, was ich sagen soll, wenn mich jemand nach meinem Glauben fragt.“ „Ich traue mich nicht.“ „Wieso soll ich mich für den Missbrauchs-Skandal prügeln lassen?“ Und am häufigsten: „Die Leute halten uns für die Zeugen Jehovas“.
Zugleich berichten viele Pfarren, die schon jetzt Besuchsdienste machen, von überwiegend positiven Erfahrungen. Nachdenklich hat mich eine Anruferin gestimmt: „Zum ersten Mal seit 40 Jahren bin ich von der Pfarre besucht worden, einfach so – danke!“ (Neu für sie war, dass der pfarrliche Besucher kein Geld sammeln wollte.) Viele Pfarren haben sich entschieden, nicht alle Haushalte, sondern eine spezielle Zielgruppe zu besuchen: Die Neu-Zugezogenen, ein bestimmtes Wohnviertel, die Eltern der Erstkommunionkinder und Firmlinge …
Mauern bauen oder Segel setzen?
„Wenn die Winde rauer werden, bauen die einen Mauern, die anderen Segelschiffe.“ Leichter wäre es im Moment vielleicht, sich hinter dicken Mauern zu verkriechen. Mutiger ist es, „die Segel zu setzen“ und Profil zu zeigen: Was bedeutet Christsein für mich persönlich? Warum engagiere ich mich in der Pfarre? Christsein ist heutzutage auch in Tirol nicht mehr selbstverständlich. Es ist vielmehr erklärungsbedürftig. Aber das heißt noch lange nicht, dass wir einen „Erklärungs-Notstand“ haben: Wir haben eine Botschaft, die schon 2000 Jahre lang Lebens- und Glaubenshilfe für zahllose Menschen war und ist. Diese Botschaft übersetzen helfen möchte die Broschüre „Christsein im Alltag“, die die BesucherInnen mitbringen: Nach dem Motto „In 28 Tagen fit als ChristIn“ findet sich darin ein „Trainingsprogramm“. Natürlich ist „ein Christ immer im Werden“, wie Karl Rahner einmal gesagt hat – und nie fertig und perfekt. Aber was für den Körper gut ist, kann für die Seele auch nicht schaden: Deshalb gibt es darin auch eine tägliche „Übung“ („Exerzitien“).
Austauschen und üben.
Wer sich mit anderen darüber austauschen will, kann im November in vielen Pfarren Vorträge des Katholischen Bildungswerkes zum Thema „Christsein im Alltag“ besuchen.
Und wer weiter trainieren will, hat dazu in der Fastenzeit 2011 Gelegenheit: In vielen Pfarren unserer Diözese werden entweder „Exerzitien im Alltag“ oder „Basis-Info Christentum“ oder Internet-Exerzitien für Jugendliche („got.blog“) angeboten. So wünsche ich mir, dass die Hausbesuchs-Aktion der Auftakt einer intensiven Auseinandersetzung mit unserem Christsein in Tirol wird. 

Weiterführende Links:
Exerzitien im Alltag
Got.blog - Exerzitien für junge Menschen 

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Tiroler Sonntag - Aktuell