Gedenken gegen das Vergessen

Mitarbeiter des Sozialen Zentrums St. Josef begaben sich auf die Spur eines düsteren Kapitels ihrer Behinderteneinrichtung: Sie besuchten die Lern- und Gedenkstätte Schloss Hartheim in Oberösterreich.

20 Mitarbeiter des Sozialen Zentrums St. Josef begaben sich auf die Spur eines düsteren Kapitels ihrer Behinderteneinrichtung: Sie besuchten die Lern- und Gedenkstätte Schloss Hartheim in Oberösterreich. 

Matthias Walter 

Am 10. Dezember 1940 – vor 70 Jahren – wurden auf Anordnung der Nazis 67 Bewohner/ innen des Hauses in die Tötungsanstalt des Renaissance-Schlosses in der Nähe von Linz überstellt. Kurze Zeit später trafen von dort die Todesnachrichten ein: Lungenentzündung, Blinddarmentzündung oder eine Infektionskrankheit wurden als Todesursache angegeben. In Wahrheit fanden 67 Menschen, denen aufgrund ihrer Behinderung das Recht auf Leben abgesprochen wurde, in den Gaskammern von Schloss Hartheim den Tod.

Tod nach dem Eintreffen. Eine bedrückende Stimmung überkam die Mitarbeiter aus Mils, als die Führerin von den dramatischen Minuten der Ankunft der unwissenden Menschen im Schloss Hartheim berichtete: Wie die Menschen den Bus nach der langen Fahrt verließen – ohne zu wissen, wo genau sie gelandet waren. Nach Betreten des Schlosses wurden sie begutachtet und entsprechend der Behinderung oder Erkrankung auch gleich eine Todesursache festgelegt. Noch am Tag des Eintreffens in Hartheim verloren sie in den Gaskammern ihr Leben.Geschichte bekommt Gesichter. Betroffen standen die Mitarbeiter vor dem Foto eines Mädchens, das am 10. Dezember 1940 nach Hartheim kam. Hausoberin Sr. M. Magna Rodler hatte eine Liste aller aus Mils deportierten Personen mitgenommen. Sie ergab, dass es sich auf dem Bild um die elfjährige Ilse Geuze aus Alberschwende handelte. Schicksale wie das des jungen Mädchens bekommen so ein Gesicht, Geschichte wird konkret, gleichzeitig auch die Unfassbarkeit des Geschehenen.Kranzniederlegung und Gottesdienst. In einer Andacht gedachten die BetreuerInnen und PflegerInnen aus Mils der vielen unschuldig Getöteten. In Erinnerung an den 10. Dezember 1940 wurde an der Außenmauer von Schloss Hartheim ein Kranz niedergelegt und eine Erinnerungstafel angebracht. Nach der Rückkehr nach Mils wurde gemeinsam mit den BewohnerInnen, Angehörigen und MitarbeiterInnen in der Kapelle des Sozialen Zentrums St. Josef ein Gottesdienst gefeiert. Dabei wurden die Namen aller Opfer, ihr Alter und der Herkunftsort verlesen. 67 Kerzen standen für die Getöteten, deren Namen nicht in Vergessenheit geraten sollen.

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Gedenken gegen das Vergessen