Familiensynode: Konzentration auf heiße Eisen ist unvermeidbarneue Page

, Vor der Familiensynode im Herbst solle man möglichst offen bleiben und sich nicht auf die heißen Eisen versteifen, warnen Amtsträger. Nur ist das angesichts der Vorzeichen leichter gesagt als getan., Eine Analyse von Heinz Niederleitner

Vor der Familiensynode im Herbst solle man möglichst offen bleiben und sich nicht auf die heißen Eisen versteifen, warnen Amtsträger. Nur ist das angesichts der Vorzeichen leichter gesagt als getan. Eine Analyse von Heinz Niederleitner 

Wiederverheiratete Geschiedene mögen es „nicht als unbarmherzig“ ansehen, wenn ihnen die Kommunion vorenthalten wird – mit diesen Aussagen dürfte der Passauer Bischof Stefan Oster bei vielen Katholiken Widerspruch ernten. Andererseits repräsentiert er mit seiner Haltung gegen eine Öffnung nur die Minderheit der deutschen Bischöfe und wird nicht an der Bischofssynode im Oktober teilnehmen, wo es unter anderem um wiederverheiratete Geschiedene gehen wird.

Die Zusammensetzung der Bischofsversammlung ist eine von zwei Fragen, die derzeit diskutiert werden. Die andere ist jene nach den Positionierungen. Genau genommen gehören die beiden Fragen zusammen: Wer darf nach Rom kommen und welche Meinung vertritt er? So wird aufmerksam registriert, dass diesmal José Granados vom Päpstlichen Institut „Johannes Paul II.“ für Studien zu Ehe und Familie als Berater eingeladen ist. Das Institut war in der Synodensitzung 2014 nicht vertreten – was reformorientierte Kräfte begrüßten, gilt das Institut doch als sehr konservativ.

Österreichs Bischöfe werden Mitte Juni nochmals über die Familiensynode beraten. Dann werden auch die Ergebnisse der eben zu Ende gegangenen Befragung in den Diözesen vorliegen. Man darf vermuten, dass die jüngste Stellungnahme des Pastoralrats der Diözese Linz zumindest grob die Richtung der Befragungsergebnisse anzeigt: Die Bischöfe sollten den Blick auf die Lebenswirklichkeiten von Beziehungen richten, und nicht von Idealen ausgehen, heißt es. Bei der Frage bezüglich Kommunion und Beichtsakrament für wiederverheiratete Geschiedene wird eine Öffnung gewünscht – ebenso ein wertschätzender Umgang mit homosexuellen Menschen. Die Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände will eine Diskussion über Reformen bei der Empfängnisregelung: „Wir lehnen alle lebensbeendenden Mittel und Methoden strikt ab, hingegen sollte eine vom geprüften Gewissen getragene Verwendung künstlicher Methoden oder medikamentöser Mittel zur Verhütung akzeptiert werden“, sagt Präsident Helmut Kukacka.
Freilich gibt es auch andere Signale: Die polnischen Bischöfe haben sich gegen eine Öffnung bei der Ehemoral ausgesprochen. Und der mittlerweile in ein eher repräsentatives Amt gewanderte Kurienkardinal Raymond Leo Burke hat angekündigt, notfalls den Konflikt mit dem Papst nicht zu scheuen.
Spannung. Angesichts all dessen dürften Wünsche, die Familiensynode offen, ohne Konzentration auf die „heißen Eisen“ zu beginnen, unrealistisch sein – auch weil selbst kirchliche Beobachter die Synode zum Prüfstein für Papst Franziskus erklärt haben. Richtig daran ist, dass der Papst am Schluss eine Entscheidung treffen muss. Auch deshalb werden auch die Medien weltweit die Spannung weiter steigern. Das kann man ihnen nicht zum Vorwurf machen. Denn die Spannung ist offensichtlich tatsächlich hoch. 

Diese Analyse erscheint in der Printausgabe des Tiroler Sonntag am 26. März 2015.

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Tiroler Sonntag - Aktuell