Ein Heiliger aus Schrott und Eisen

Der Tiroler Künstler Isidor Winkler hat auf Initiative der Hilfsorganisation Jugend Eine Welt rechtzeitig zum 200. Geburtstag des Jugendheiligen Don Bosco eine neue, lebensgroße Statue geschaffen. Aus altem Metall, Blechstücken, Eisenstangen und Sch...

Der Tiroler Künstler Isidor Winkler hat auf Initiative der Hilfsorganisation Jugend Eine Welt rechtzeitig zum 200. Geburtstag des Jugendheiligen Don Bosco eine neue, lebensgroße Statue geschaffen. Aus altem Metall, Blechstücken, Eisenstangen und Schrauben. Johannes Wolf hat den Künstler in seiner Werkstatt besucht. 

Es wird gehämmert, gebogen, geschnitten. Metallstücke, Blechteile, Eisenstangen. Neben dem großen Amboss liegen rostige Schrauben, eine alte Rohrzange, diverses Altmetall. Ein Schrott-Sammelsurium. Aber alles Material, das verwendet wird. Plötzlich kreischt es ohrenbetäubend und Funken sprühen durch den Raum. Die Flex bearbeitet eine Eisenstange. Gleich darauf ist ein greller Lichtblitz zu sehen und ein typisches Knistern zu hören – das Schweißgerät ist im Einsatz.
Eine archaische, handfeste, ja anstrengende Arbeit, die Isidor Winkler hier in seiner Werkstatt oben am Berg verrichtet. „Ach ja, unser Schrottkünstler“, bekommt man in Niederndorf in Tirol zu hören, wenn man nach dem Weg dorthin fragt. Und auf Schritt und Tritt stösst man in Isidor Winklers Heimatort auf eine seiner lebensgroßen Statuen. Im Kreisverkehr nahe der Autobahn der heilige Georg, der hoch zu Pferd mit dem Drachen kämpft: Niederndorfs Ortspatron. Vor der Feuerwehr metallisch schimmernd der heilige Florian. In der Ortsmitte ein Stier. Beim Waldschwimmbad ein gelb, grüner Frosch.
Biegen, schweißen, schneiden. „Jedes Stück muss gebogen, zugeschnitten, dann geschweißt werden“, erzählt Isidor Winkler, Jahrgang 1938, über sein künstlerisches Schaffen. Die Kunst begleitet den gelernten Koch bereits ein Leben lang. Bei seiner Wanderschaft in jungen Jahren durch die europäische Nobelgastronomie „fand ich in Köln, wo ich im Opern-Restaurant gearbeitet habe, Zugang zur klassischen Musik. Wir durften gratis in die Oper, wenn Plätze frei waren.“ Daneben war gleich das
Wallraff-Richarz-Museum, das „mir die darstellende Kunst näher brachte.“
Vom Pinsel zum Eisen. Selbst griff Isidor Winkler zunächst zu Pinsel und Farbe. Vor allem, nachdem er in seine Heimat zurückgekehrt war, „um eine Tirolerin zu heiraten“. 28 Jahre lang sollte Winkler die Küche im Krankenhaus Kufstein leiten. „Bei dieser Arbeit hatte ich, anders als in der Gastronomie, Zeit für meine Malerei und natürlich für die Familie“, sagt der Vater dreier Kinder. Der Wandel in Isidor Winklers Kunstschaffen fand erst in späteren Jahren statt. Nach der Pensionierung im Jahr 1998 und einigen großen Reisen – „ich bin mit dem Fahrrad von Niederndorf nach Jerusalem und weiter zu den Pyramiden gefahren, auch den Jakobsweg bin ich geradelt“ – besuchte Winkler eine Reihe von Seminaren. Bei einem Kurs an der europäischen Kunstakademie in Trier „habe ich eine Werkstätte entdeckt, in der figurales Schweißen betrieben wurde. Dort hab ich immer wieder vorbeigeschaut, das hat mich fasziniert.“ Aus der Faszination wurde schließlich ein konkretes Arbeiten: Seit einigen Jahren ist Maler Isidor Winkler nun auch als „Metall-Bildhauer“ tätig. 

Arbeit am Bauernhof. Als Glücksfall für die Arbeit mit dem „Schrott“ entpuppte sich die Bekanntschaft mit Nebenerwerbsbauer Thomas: „Er bietet mir hier auf seinem Hof oberhalb von Niederndorf den Platz für meine Werkstatt, mein Atelier.“ Die Kühe im Stall mussten schon als Studienobjekt für die richtigen Proportionen bei der Fertigung der Stier-Statue herhalten. Thomas, der als gelernter Schlosser auch sonst mit Rat und Tat zur Seite steht, ist „wenn man so will mein Mäzen.“
Segnungsfeier in Innsbruck. Den letzten Schliff an seinem jüngsten Werk hat Isidor Winkler erst vor kurzem gesetzt. Nach dem Verzinken der Statue wurde diese noch mit einem Mittel eingerieben, damit das Metall auch richtig zur Geltung kommt. Jetzt strahlt er richtig: Der heilige Don Bosco, umringt von drei Kindern. Derzeit steht die Statue vor dem Haus der Begegnung in Innsbruck, wo sie von Alt-Erzbischof Dr. Alois Kothgasser vor kurzem gesegnet wurde. Wo die Statue dann endgültig aufgestellt wird, ist noch offen. 

Der Künstler und Don Bosco
Die Statue des hl. Don Bosco ist ein Auftragswerk der österreichischen Hilfsorganisation „Jugend Eine Welt“ zum 200. Geburtstag des Jugendheiligen. „Da haben sie mit mir den Richtigen erwischt. Leben und Werk von Don Bosco sind mir schon seit langem ein Anliegen“, erzählt Winkler, der schon viele Aufgaben in der Kirche wahrgenommen hat: als Pfarrgemeinderat, als Ortsleiter des Katholischen Bildungswerkes, als Wortgottesdienst- und Bibelrundenleiter. Den Einsatz Don Boscos für Kinder und Jugendliche, seine Ideen will Isidor Winkler mit seiner Don Bosco-Statue zeigen. „Das darf nicht abstrakt, das muss konkret sein, gegenständlich, mit allen Symbolen. Und deshalb gibt es auch die Kinder dazu“, erklärt Isidor Winkler. Ein Don Bosco ohne Kinder sei eigentlich undenkbar. Wie viele
Arbeitsstunden er für den Don Bosco investiert hat? Auf diese Frage schüttelt Isidor den Kopf und meint: „Das hab ich nie gezählt.“ Und ganz selbstverständlich, ja nicht der Rede wert, ist, dass Isidor Winkler für die Statue auch nichts in Rechnung stellt. Eine Spende zum Jubiläum.
Die Symbole der Statue
So erläutert Isidor Winkler die Symbolik seiner Statue: „Don Bosco hat Kinder von der Straße geholt und für Bildung gesorgt. Dafür steht das Buch. Das Werkzeug, die Zange, steht für die Berufsausbildung und der Ball dafür, dass Spiel und Spass nicht zu kurz kommen. Das an ihm lehnende Mädchen versinnbildlicht die Geborgenheit und die Fahne stellt die Identität der Gemeinschaft dar.“ 

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Tiroler Sonntag - Aktuell