Ein Ausweg aus dem Kreislauf der Gewalt

Johannes Paul II. war jener Papst, der die Barmherzigkeit als zentrale Eigenschaft Gottes für die Kirche neu entdeckte und sie zum Schlüssel seiner Theologie machte: Das erklärt der Innsbrucker Theologe Jozef Niewiadomski in einem Interview mit der ...

Johannes Paul II. war jener Papst, der die Barmherzigkeit als zentrale Eigenschaft  Gottes für die Kirche neu entdeckte und sie zum Schlüssel seiner Theologie machte: Das erklärt der Innsbrucker Theologe Jozef Niewiadomski in einem Interview zum Sonntag der Barmherzigkeit am 12. April. 

Seine eigenen Erfahrungen als NS-Zwangsarbeiter in einem Steinbruch haben den jungen Karol Wojtyla zu diesem Leitmotiv geführt, erklärte Niewiadomski. Er bekam in seiner Heimatstadt Krakau Zugang zu der Erfahrung der hier 1938 an Tuberkulose verstorbenen Ordensfrau Maria Faustyna Kowalska, dass die Barmherzigkeit das Hauptmerkmal Gottes ist. Im deutschen Sprachraum sei Kowalska in Misskredit gekommen, da sich ihrer hier nur „ultrakonservative Kreise“ angenommen hätten, was „zu Unrecht“ geschehen sei: „Ihre Botschaft war revolutionär und kam genau in einer Zeit, wo Gerechtigkeit und normengeleitete objektive moralische Ordnung die Kirchenlehre bestimmten.“
Prägend für das ganze Leben. Für die katholische Kirche damals seien die Barmherzigkeit und Schwester Faustyna jedenfalls „derart gefährlich“ gewesen, „dass sie von der Kongregation für die Glaubenslehre auf den Index der verbotenen Visionen und Schriften gesetzt wurde“, erinnerte Niewiadomski. Wojtyla ließ sich hingegen von ihrer Frömmigkeit für sein Leben prägen und setzte sich als Krakauer Bischof für die Revision des vatikanischen Urteils und später für die Seligsprechung Kowalskas ein, die er als Papst 1993 ebenso wie deren Heiligsprechung im Jahr 2000 selbst leiten sollte.
Zur Nachfolge bewegen. Bereits Ende der 1940er-Jahre stellte Wojtyla in einem Theaterstück die Gerechtigkeit alleine als ungenügend, unmenschlich und „Sackgasse“ dar, während Barmherzigkeit einen Ausweg biete und den Einzelnen zur Nachfolge bewege, erklärte Niewiadomski. Das theologische Fundament folgte dann in seinen Papstenzykliken, wo er die Erlösung durch Jesus Christus als Motto stets „programmatisch durchleuchtete“: „Nach fast 1.500 Jahren Dogmengeschichte beschritt Johannes Paul II. radikal einen neuen Weg, indem er Christologie personalistisch deutete: Jesus Christus hat sich mit jedem Menschen verbunden durch die Menschwerdung, in deren Zentrum die Passion und Erlösung steht“, legte der Dogmatiker dar.
Versöhnende Kraft der Religion. Papst Franziskus sei weitaus stärker in der Traditionslinie seines Vorvorgängers als dies wahrgenommen werde, so die Einschätzung des Innsbrucker Professors, der daran erinnerte, dass es Johannes Paul II. war, der einst den Jesuiten Jorge Mario Bergolio „in die kirchliche Hierarchie geholt und ihm eine Bühne gegeben“ habe. Franziskus führe das Grundmotto der Barmherzigkeit fort, durch persönliches Zeugnis und Gehen an die Peripherie als Antwort auf die radikalen Widersprüche und Konflikte der Welt, durch die Positionierung der Religion als versöhnende Kraft gegen Gewalt.     Quelle: KATHPRESS 

Termin: 

Am 12. April wird zu einem Fest der göttlichen Barmherzigkeit in die Innsbrucker Servitenkirche eingeladen. Die Programmpunkte:
14-17.15 Uhr: Anbetung vor dem Allerheiligsten
14-19.30 Uhr: Beichtgelegenheit
15-16 Uhr: Gnadenstunde mit Rosenkranz
17.30 Uhr: Heilige Messe mit P. Volker Stadler;
Musik: Capella Vocalis, Leitung: Joachim Mayer 

 

Dieser Beitrag erscheint in der Ausgabe des Tiroler Sonntag vom 9. April 2015 

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Tiroler Sonntag - Aktuell