Die letzte Predigt von Reinhold Stecher

Am Montag, 28. Jänner, feierte Reinhold Stecher seine letzte Eucharistie in der Hauskapelle des Sanatoriums Hochrum. Die kurze Predigt, die er dabei hielt, ist hier im Wortlaut dokumentiert.

Am Montag, 28. Jänner, feierte Reinhold Stecher seine letzte Eucharistie in der Hauskapelle des Sanatoriums Hochrum. Die kurze Predigt, die er dabei hielt, ist hier im Wortlaut dokumentiert. Sie wurde von Wolf-Dietrich Oberhammer aus Innsbruck aufgezeichnet und liegt hier in schriftlicher Fassung vor.

 

Leben im Vertrauen auf Gottes Liebe und Barmherzigkeit

Liebe Schwestern und Brüder,

im Evangelium ist die Rede vom Vertrauen. Also die Fähigkeit überhaupt zu vertrauen ist eigentlich entscheidend für die Entfaltung eines menschlichen Lebens. Man weiß heute, dass beim Kind die Ausbildung eines sogenannten Urvertrauens, das heißt das Gefühl vom Kind, ich kann mich auf Mama und Papa  verlassen, auch wenn etwas schiefgelaufen ist. Diese Erfahrung des Urvertrauens ist prägend und es ist eine schwere Einbuße, wenn man als Kind das nicht erleben kann, dann besteht nur die Hoffnung, dass man das irgendwann etwas nachholt – aber die Ausbildung zur Vertrauensfähigkeit ist ein wesentlicher Zug zur Ausbildung eines gelungenen menschlichen Lebens. Darum ist auch der Missbrauch des Vertrauens eine so große Sünde. Jesus hat das unmissverständlich und in einer selten harten Weise ausgedrückt wenn er gesagt hat:  „Wer einen von diesen Kleinen Anlass zur Sünde gibt, für den wäre es besser , man würde ihm einen Mühlstein um den Hals hängen und ihn in der Tiefe des Meeres versenken.  Jesus hat wenig so harte Formulierungen, aber hier hat er sie.

Natürlich ist es zwischen uns Menschen so mit dem Vertrauen, dass wir die richtige Mitte finden müssen zwischen einer blinden Vertrauensseligkeit, die natürlich auch daneben ist, und der Haltung eines permanenten Misstrauens – das sind die beiden falschen Extreme. Selbstverständlich ist bei jedem Vertrauen ein Stück Wagnis dabei, sozusagen ein Stück Vorschuss, ein gewisses positives Vorurteil. Aber dieses Wagnis wird belohnt. Es ist einfach so, wenn man Vertrauen schenkt, kann schon passieren, dass man hie und  da enttäuscht wird,  aber im Gesamten gesehen, wird das immer belohnt, strömt das immer in irgendeiner Weise zurück. Das ist das Vertrauen unter Menschen.

In diesem Evangelium spricht der Herr vom Vertrauen zum Vater, vom Vertrauen zu Gott. Hier gibt es natürlich keine Vorbehalte, hier gibt es keine falsche Vertrauensseligkeit, hier gibt es keine Einschränkungen, keine Bedenken, wie es bei Menschen manchmal unbedingt notwendig ist.

Im Psalm 116 steht: „Ich war voll Vertrauen, auch wenn ich sagen musste, gar tief bin ich gebeugt.“ Diesen Satz hat Jesus gebetet, wie er vom Abendmahlsaal zum Ölberg gegangen ist.  Und im Psalm 13 steht:  „Wer auf den Herrn vertraut, den überhäuft er mit Huld.“

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