Die Stimme des Herzens hören

Einmal im Monat wird in der Brennbichler Kirche in Imst zu einem Taizègebet eingeladen - Ein Angebot, um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Was braucht man, um glücklich zu sein? Eine Frage, auf die es sehr individuelle Antworten gibt. Und doch gibt es „Glücksmomente“, die viele Menschen miteinander teilen. Das Taizègebet reduziert so sehr auf das Wichtige und Einfache, dass man sich dabei ruhig, zufrieden und glücklich fühlen kann. 

Christine Föger

Der kleine Ort Taizè liegt im französischen Burgund. Jährlich pilgern unzählige Menschen, darunter viele Jugendliche, aus aller Welt zu der dort ansässigen ökumenischen Gemeinschaft, um die Stimme des eigenen Herzens und die Botschaft Gottes zu hören. Wieder heimgekommen, besteht bei vielen die Sehnsucht, Taizègebete auch im Alltag zu leben.
Taizè nach Hause geholt. Ähnlich erging es den Freunden Klaus Bernhard und Markus Köck. Sie waren im September 2011 für vier Tage in Taizè und erlebten in der Gemeinschaft Gebete, Gesänge, Bibelgespräche, Gedankenaustausch und Stille. Auch die beiden Männer wollten etwas von diesem lebendigen Geist, der sie dort erfüllte, mit nach Tirol nehmen. Daraus entstand die Initiative zum Taizègebet in Imst. Die Begeisterung der beiden war ansteckend, ein engagiertes Team fand sich bald zusammen und Pfarrer Cons. Alois Oberhuber bot in der Brennbichler Kirche Platz für diese Form des Gebetes. Es gilt als Ergänzung zu den bestehenden Gottesdienstformen und ist zudem ökumenisch getragen. Die evangelische Kirche mit dem für Imst zuständigen Lektor Hans Kropfitsch folgte der Einladung zur Mitarbeit gerne.
Komm so, wie du bist. Seit Jänner 2012 ist die Brennbichler Kirche an jedem letzten Sonntag im Monat um 20 Uhr in warme Farben getaucht. Auf den Altarstufen brennen Kerzen in einer Sinfonie aus rot, gelb und orange im heimeligen Kontrast zum Dunkel der Kirche. Vor einer Abbildung des San Damiano-Kreuzes (Assisi) versammeln sich Menschen aller Altersgruppen und Lebensphasen aus dem ganzen Oberland und begegnen einander geschwisterlich und offen.
„Wer kommen möchte, braucht keine Vorkenntnisse“ ermutigt das Team. Ein offenes Herz ist wichtig, die Einfachheit der Gestaltung macht das Mitfeiern leicht. In der Gebetsstunde wechseln sich Gesang, Stille, Gebet mit wenigen Texten aus Lesung, Psalm und Fürbitten ab, die in leicht verständliche und reduzierte Form gebracht wurden. 

Aussteigen aus dem Alltag. Die kurzen, sich wiederholenden Gesänge schaffen eine meditative Atmosphäre. Das öffnet die Herzen für die Botschaft Gottes. Die Stille ermöglicht es den Menschen, auf ihr Innerstes zu hören und sich Gott ganz anzuvertrauen. Gemeinsam wird das Vaterunser gebetet. Mit dem Segen schließt die Gebetsstunde ab, die einen aus dem Alltag herausheben kann.

Gerne bleiben die Menschen im Anschluss noch ein wenig sitzen, es scheint, als wollten sie sich nur ungern aus der Geborgenheit lösen und in das „ganz normale“ Leben zurückkehren. Langsam und ruhig leert sich die Kirche und vor der Tür kommen die Menschen miteinander ins Gespräch.

 

  • Taizègebet in Imst: Jeden letzten Sonntag im Monat um 20 Uhr in der frisch renovierten Brennbichler Kirche. Nächstes Gebet am Ostersonntag, 31. März. Parkmöglichkeit beim Fleischhof Oberland.
  • Infos zu Taizè in Frankreich, dem Zentrum des Männerordens „Communautè de Taizè“, dessen Gebete und Gesänge von hier aus um die Welt gingen: www.taize.fr/de
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Tiroler Sonntag - Aktuell