Die Hohe Kirche im Valsertal

, Ein Sommer in Tirol ohne Bergtour oder Wanderung? Wie wärs mit einem Gipfel, der so ganz nebenbei noch einen frommen Namen hat: Kirchdachspitze, Demut oder Hohe Kirche?

Die „Hohe Kirche“ am Talschluss von Vals bietet abwechslungsreiches Genusswandern, garantiert alles andere als überlaufene Steige und wartet mit einigen Überraschungen entlang der Tour auf. Ein Tourentipp, der animieren will zum Hinaus- und Hinaufgehen.

Schon die Fahrt durch eines der zahlreichen Seitentäler des Wipptals ist lohnend. Das Valsertal besticht durch die Einsamkeit, welche die entlang der Hauptstraße aufgefähdelten Bauernhöfe ausstrahlen. Die satten Grüntöne der angrenzenden Wiesen und Weideflächen tragen das Ihrige zum wundervollen Ambiente bei. Am Ende des Tals, kurz vor der Touristenrast, bietet sich auf der rechten Seite ein gebührenfreier Parkplatz an. Entlang den Nockeralmen führt ein gut beschilderter Weg in Richtung der Zeischalm. Nach kurzer Zeit mündet der Fahrweg in einen durch den Wald schlängelnden Steig, von wo aus man des öfteren einen imposanten Blick auf den in die Tiefe rauschenden Zeischfall erhält. Nach etwa 600 Höhenmetern erreicht man die prächtig gelegene Zeischalm: eingesäumt von Steinmauern und umgeben von einer beeindruckenden Bergkette. Ohne Übertreibung kann man die nicht bewirtete Alm als Kleinod bezeichnen.
Kleine Überraschung. Gleich dahinter wird der Blick auf die erste Überraschung frei: eine kleine, liebevoll errichtete Kapelle, die eingebettet zwischen den Bergkiefern, für ein tolles Panorama sorgt. Sie ist gerade einmal so groß, dass zwei Menschen darin Platz finden. Die Chronik an der Innenseite des sakralen Baus erklärt, dass die Kapelle ursprünglich im Jahre 1990 als „Kinderkapelle“ erbaut wurde. Einige Jahre später stiftete dann ein Allgäuer Schnitzer eine Madonnenfigur. Die Dachkonstruktion mit dem Schindeldach, der Turm mit einer vergoldeten Kugel auf der Spitze und der Glocke, sowie der Altar mitsamt der geschnitzten Figur strahlen eine Anziehung aus, wie ich sie selten zuvor erlebt habe. Ein idealer Ort zum Abschalten und Nachdenken.
Weg hinauf. Nun erfordert es etwas mehr Gespür um den Weg hinauf zur Hohen Kirche entlang eines kleinen Bächleins und der Almwiesen zu finden. Später, entlang der Schulter des Tagesziels, erreicht der Wanderer wieder einen besser erkennbaren Steig, der dann die letzten 700 Höhenmeter hinauf zum Gipfel führt. Nach etwa vier Stunden und ca. 1300 Höhenmetern ist der Gipfel in Reichweite und man wird mit einer lohnenden Aussicht für die Mühen entschädigt. Speziell der Blick auf den imposanten Gletscher des Olperers zieht den Bergsteiger in seinen Bann.
Christusstatue und Schnapsl. Charakteristisch für die Hohe Kirche ist die in einen Holzrahmen eingefasste Christusstatue. Der ein oder andere wird aber zuerst vielleicht einen Schluck aus der hochprozentigen Überraschung, die gut versteckt hinter einer kleinen Tür bei der Steinbank auf fündige Entdecker wartet, bevorzugen. Egal wie der Gipfelsieg zelebriert wird, das Schöne dabei ist, dass man hier nur selten gleichgesinnte Bergfreunde antrifft. Am Gipfel der Hohen Kirche wird einem wieder bewusst, dass es nicht viel braucht, um dem hektischen Treiben des Alltags für ein paar Stunden zu entfliehen und zur inneren Ruhe zu finden. Berg Heil! 

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Die Hohe Kirche im Valsertal