Der Schmerz hat Platz in Christus

Lois Fasching ist Bildhauer aus Leidenschaft, zudem Bauer, Ehemann und Familienvater %u2013 mit ganzem Herzen. Was auch immer er in Angriff nimmt, er setzt sich ernsthaft damit auseinander und geht bedacht Schritt für Schritt. Der Künstler aus Osttir...

Lois Fasching ist Bildhauer aus Leidenschaft, zudem Bauer, Ehemann und Familienvater – mit ganzem Herzen. Was auch immer er in Angriff nimmt, er setzt sich ernsthaft damit auseinander und geht bedacht Schritt für Schritt. Der Künstler aus Osttirol im Tiroler Sonntag-Portrait von Maria Radziwon. 

Ich habe versucht, die Essenzen herauszuziehen, um zum Kern der Sache zu kommen.“ Lois Faschings Ernsthaftigkeit und Begeisterung sind zu spüren, wenn er von der Entstehung eines Werkes erzählt. Ob er nun einen Altar, einen Brunnen oder eine Statue aus der Geschichte Tirols fertigt: Immer vertieft er sich ganz in die Materie. 

„Ich lese viel, setze mich mit dem Thema auseinander, spreche mit fachkundigen Leuten.“ Lois Fasching ist es wichtig, dass das, was er macht, stimmig ist – für ihn als Bildhauer, aber auch für den zukünftigen Betrachter. So hat er auch zwei Jahre am Kreuzweg für die Pfarrkirche in Debant gearbeitet. 

„Obwohl ich schon zwei Kreuzwege im Burgenland gemacht habe, ist es jedes Mal eine neue Herausforderung.“ Vor allem bekannte Motive wie Christusstatuen oder Mariendarstellungen sind für ihn schwierige Themen: „Als Künstler möchte ich ja etwas Neues machen. Ich will und muss mich auch an die biblischen Grundlagen halten, wenn’s dann zu philosophisch wird, kommt das beim Betrachter ja auch nicht an.“ 

Christus wie ein Gefäß. Lois Faschings Werke sind persönlich. „Ich filtere das Thema ja durch mich durch.“ Ein Gedanke, den er auch beim Debanter Kreuzweg thematisiert: „Christus habe ich als leichten Hohlkörper dargestellt, wie ein Gefäß fast.“ So hat der Betrachter die Möglichkeit, etwas in das Kunstwerk hinein zu legen. „Wenn jemand das braucht, den Kreuzweg zu gehen, trägt er ja etwas mit sich mit. Das hat dann Platz in Christus.“

Die Figuren des Kreuzwegs sind ikonografisch. Jede einzelne dargestellte Person ist biblisch belegbar. „Deswegen habe ich so viel gelesen und mich mit dem Toni Mitterdorfer (Anm. verstorbener Pfarrer von Debant) unterhalten.“ Jede Station trägt eine eigene Geschichte in sich und doch spielen die Bilder zusammen. 

Nach und nach hat sich Lois Fasching durch die Stationen gearbeitet. „Ich habe bei der ersten begonnen und dann immer weiter gearbeitet bis zur letzten, ganz chronologisch.“ Nur das Notwendigste stellt er dar, achtet dabei aber auf Feinheiten – wie zum Beispiel bei der dritten Station: „Da sind Steine zu sehen. Es geht auch um physische Gewalt. Bei der zehnten Station dann sieht man die Beine – dieses anonyme Niedertreten von Menschen, das gab es nicht nur bei Jesus.“ 

„Das ist wohl das Schlimmste.“ Lois Fasching nennt im Zusammenhang mit Gewalt bewusst Mobbing: „Das ist hochaktuell, diese Gewalt in anonymer Form. Mit den Smartphones heutzutage oder im Internet, es ist unberechenbar.“ Besonders berühren ihn die beiden Stationen mit Maria und Jesus. „Das ist wohl das Schlimmste, dass man sein Kind den Henkern ausliefern muss und nichts dagegen tun kann.“ 

Aber auch die Erdkugel ist für Lois Fasching ein bedeutsames Zeichen: „Als Jesus zum dritten Mal stürzt, überrollt ihn die Erdkugel förmlich.“ (siehe Bild links unten) Und auch in der Darstellung des Simon von Cyrene gibt es etwas Besonderes, denn auch dessen Söhne, Rufus und Alexander, finden einen Platz.

Ein größeres Ganzes. Die Bilder geben der großen, fensterlosen Kirche eine besondere Stimmung. Die Farben des Kreuzwegs sind aus mit Kettensäge bearbeitetem Zirbenholz und auf die Farben in der Kirche abgestimmt. „Das ist ein richtiger Klagemauer-Effekt, normalerweise gibt es an den Wänden in den Kirchen ja immer Fenster, hier ist das anders. Es ist auch wichtig, dass die Proportionen passen, damit der Kreuzweg kein Fremdkörper in der Kirche ist. Bei einem sakralen Raum muss man selber zurücktreten, da gibt es ein größeres Ganzes.“ Lois Fasching blickt dankbar auf sein Werk in der Debanter Kirche und freut sich, dass eines seiner Werke hier so ganz in der Nähe ist: „In diese Kirche kann ich jederzeit herkommen.“

Alois Fasching wurde 1957 in Dölsach geboren, besuchte die Bildhauer-Schule, seit 1986 ist er Meister seines Fachs. Mit der Kettensäge bearbeitet er Holz, gießt Skulpturen in Bronze, gestaltet Kunstwerke aus Stein, ist aber auch im Rahmen der Land-Art mit Heu aktiv. Lois Fasching ist verheiratet und Vater von vier Kindern. Er lebt und arbeitet in Dölsach bei Lienz.

 

Öffentliche Werke: 

Krippe in der Pfarrkirche Dölsach, Kreuzweg und Tragekreuz in der Pfarrkirche Debant, Christusstatue und Altar in der Haspingerkaserne Lienz; Apostel-Altar, Ambo in Greifenburg/Kärnten; Skulpturen für den Zyklus „Tirol 1369“ im Schloss Tirol (Meran), Skulpturen für das „Messner Mountain Museum“ in Bozen, Land-Art vor dem Parlament in Wien und auch bei der Europa Bienale für Land-Art in Venedig, Mitwirkung beim Bischof-Stecher-Brunnen im Sanatorium Hoch-Rum bei Innsbruck …

Kontakt: Lois Fasching, 9991 Dölsach, Tel. 04852/68344; Mail: aloisfasching@gmail.com 

www.a-fasching.com 

Ein Büchlein mit Gedanken von Pfarrer Toni Mitterdorfer zum Kreuzweg ist zu beziehen im Pfarramt Debant, Tel. 04852/62040.

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Tiroler Sonntag - Aktuell