Der Christus aus dem Paznaun

Nach zwölf Jahren Pause gibt es sie wieder: Die Telfer Passion, heuer die einzigen Passionsspiele im Oberland. Über 30 Darstellerinnen und Darsteller haben den schwierigen Text für sich erarbeitet.

Nach zwölf Jahren Pause gibt es sie wieder: Die Telfer Passion, heuer die einzigen Passionsspiele im Oberland. Über 30 Darstellerinnen und Darsteller haben den schwierigen Text für sich erarbeitet. Sie haben Erfahrung, was Volksschauspiele anbelangt, die Telfer. Immerhin seit 1982 gesammelt, würde man meinen. Doch in Wirklichkeit ist die Tradition älter: Im Jahre Eins nach Andreas Hofer hat der „Chyrurgus“ Josef Böck „Das große Opfer von Golgotha“ auf 177 Blättern niedergeschrieben. 9632 Verse in einem Dialekt, der heute kaum mehr zu verstehen ist, versalzen mit judenfeindlichen Passagen, die 1811 zum normalen Sprachgebrauch gehörten.Zwei Stunden Spielzeit. Mit seinem Umfang ist das Telfer Passionsbuch eines der umfangreichsten Deutschen Volksschauspiele. Das Original gehört dem „Verein christlicher Arbeitnehmer“ und wird derzeit restauriert. Der Telfer Arbeiterverein war es auch, der vor 25 Jahren auf Betreiben von Dekan Franz Saurer und Pfarrer Erich Frischmann die alte Tradition aufleben ließ. Während das Schauspiel im 18. Jahrhundert einen ganzen Tag gedauert hat, reduzieren die überarbeiteten Texte die Spielzeit auf zwei Stunden. Bei der Aufführung setzen die Laienspieler auch auf den „Christus“ früherer Jahre: Manfred Zobl spielt heuer den Pilatus und kann, so glaubt Spielleiter Harald Larcher, den Text in- und auswendig und dann einsagen.

Schwierig ist die alte Sprache, und vor allem lang sei der Text, erzählt Larcher. Der pensionierte Volksschuldirektor beschäftigt sich seit 1985 mit der Telfer Passion und war schon bei der ersten Aufführung 1986 dabei. Damals wurden im Rahmen einer Weihestunde zwei Szenen aufgeführt, Abendmahl und Fußwaschung. Später wurden weitere Teile eingeübt, 1996 gar das gesamte Stück. Von Beginn an begleitete Peter Reitmeir als Harfenspieler und musikalischer Leiter mit wechselnden Gesangs- und Musikgruppierungen die Aufführungen. Heuer sind dies der Kohlbrünndl-Viergesang bzw. Paukis­ten und Bläser der örtlichen Musikkapelle.

Ein Christus aus dem Paznaun. Die Telfer Passion – nur eine Telfer Angelegenheit? Nicht ganz: Christusdarsteller Adrian Gstrein stammt aus See im Paznaun, ist Chorherr im Stift Wilten und derzeit Pfarrpraktikant im Seelsorgeraum Telfs. „Die Telfer Passion ist eigentlich weniger ein Schauspiel und mehr eine religiöse Andacht,“ meint  Gstrein. Er sei von Dekan Peter Scheiring gefragt worden und versuche, sehr ernst, würdig und auch demütig an die Rolle heranzugehen. Keine leichte Aufgabe bei dem schwierigen Text! Einen „Reserve-Christus“ gibt es übrigens nicht – Gstrein wird notfalls auch mit Gipshaxen oder Grippe spielen …     HPK

 

Telfer Passion:Spieltermine: 14. und 15. April,jeweils 20 Uhr, Heilig-Geist-Kirche Telfs.Eintritt: Freiwillige Spenden

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Der Christus aus dem Paznaun