Christkönig: Ein verblassendes Fest?

Das Christkönigsfest am letzten Sonntag des Kirchenjahres ist noch keine hundert Jahre alt. Hat es in unserer Wohlstands- und Wellnessgesellschaft an Anziehungskraft verloren.

Gedenken zum Christkönigsfest von Prälat Klaus Egger.

Das Christkönigsfest am letzten Sonntag des Kirchenjahres ist noch keine hundert Jahre alt. Manche aus der älteren Generation werden sich vielleicht noch an die flammenden Predigten erinnern, die der junge Bischof der Apostolischen Administratur, Paulus Rusch, jeweils zum Christkönigsfest in der damaligen Propsteikirche St. Jakob gehalten hat.
Das neue Fest. Es waren noch keine zwanzig Jahre seit der Einführung dieses Festes durch Papst Pius XI. vergangen, als dieses zu einem hochpolitischen Fest wurde. Unmittelbarer Anlass war die 1600-Jahr-Feier des ersten allgemeinen Konzils von Nizäa im Jahr 325. Damals ging es um die Klarstellung, wer Jesus Christus eigentlich sei: ein herausragender Prophet oder menschgewordenes Wort Gottes, in dem Gott selbst auf uns zukommt und unserem Menschsein eine ganz neue Dimension verleiht: Gotteskindschaft.
Aber im Jahr 1925 ging es noch um mehr. Nach dem ersten Weltkrieg sind die alten gesellschaftlichen Ordnungsgefüge weithin zerbrochen und bald schon tauchten die ersten Anzeichen für die totalitären und menschenverachtenden Systeme des Kommunismus und Nationalsozialismus auf.
Christkönig im Dom. Ein halbes Jahr nach dem „Umsturz“, wie die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten damals genannt wurde, wurde der Leiter des Innsbrucker Pries­terseminars zum Bischof für die damalige Apostolische Administratur Innsbruck-Feldkirch ernannt. Am Christkönigsfest des Jahres 1938 hielt Paulus Rusch eine Predigt, die sich wie eine Kampfansage an den schon sehr ausgeprägten Führerkult ausnahm. „CHRISTO REGI – VITA NOSTRA“, das war der Wahlspruch des erst 35-jährigen Bischofs. Und er übersetzte den Wahlspruch mit: „Christus, dem König, unsere ganze junge Kraft!“ Das war damals für alle, die nicht der neuen Ideologie anhingen, so etwas wie ein zündender Funke, der als Kontrapunkt zum Führerkult vor allem von der jungen Generation begeis­tert aufgenommen wurde.
Langsames Verblassen. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als unsere Gesellschaft mehr und mehr zu einer Wohlstands-, Erlebnis- und Wellnessgesellschaft wurde, hat das Christkönigsfest seine anziehende Kraft verloren. Auch das II. Vatikanum hat andere Akzente gesetzt, um das Christsein in der Welt von heute zu beflügeln. So heißt es am Beginn der Pastoralkonstitution: „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi.“
Ein Königtum der ganz anderen Art. Das Königtum Christi, von dem auch im Neuen Testament mehrfach die Rede ist, hat nichts mit Macht und Gewalt zu tun. Bei seinem Einzug in Jerusalem setzt sich Jesus nicht auf ein Schlachtross, sondern auf das Fohlen einer Eselin, von Pilatus nach seinem Königtum befragt, sagt er: „Mein Königtum ist nicht von dieser Welt“ (Joh 18, 36). Er ist König, weil er die Königsherrschaft Gottes – Liebe und Barmherzigkeit – in unsere Welt gebracht hat und alle, die an ihn glauben, zum himmlischen Hochzeitsmahl eingeladen hat. Er ist König für Zeit und Ewigkeit. Aber nicht genug damit: „Er hat uns zu Königen gemacht und zu Priestern vor Gott, seinem Vater.“ (Offb 1, 6) Der Funke seines Königtums möchte auf uns überspringen und uns befähigen, einer „Zivilisation der Liebe“ (Johannes Paul II.) zu dienen. In einer globalisierten Welt, in der die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinanderdriftet, in der Menschen ausgegrenzt und verfolgt werden, in der Beziehungen häufig zerbrechen, in der sich alles immer schneller dreht, in dieser unserer Welt hat das Königtum Christi eine geradezu brennende Aktualität. Das Christkönigsfest möchte uns aus einem bloßen Gewohnheitschristentum herausrufen und einladen, mit den Christen der ersten Stunde zu rufen: „Marana tha!“ -  „Komm, Herr Jesus!“ (Offb 22, 20), sei DU tragender Grund und Ziel unseres Lebens! 

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