Bischof Scheuer auf den Spuren Jägerstätters

Franz Jägerstätter ist gemeinsam mit seiner Frau Franziska ein leuchtendes Beispiel für den aufrechten Gang als Christ. Was diese Haltung heute bedeutet und wie man mit Rückgrat Entscheidungen trifft, war Thema einer mehrtätigen Wallfahrt mit Bischof...

Franz Jägerstätter ist gemeinsam mit seiner Frau Franziska ein leuchtendes Beispiel für den aufrechten Gang als Christ. Was diese Haltung heute bedeutet und wie man mit Rückgrat Entscheidungen trifft, war Thema einer mehrtätigen Wallfahrt mit Bischof Manfred Scheuer für junge Erwachsene. 

Paul Stütz 

Lange Zeit lag der Obdachlose blutend am Straßenrand. Passanten kamen vorbei, nahmen kurz Notiz, gingen wieder weiter. „Da fängt für mich Zivilcourage schon an“, erzählt Stefan Wurm ein Beispiel aus seinem Leben. Für ihn und seine Frau Michaela war klar, dass sie – anders als die Menschen vor ihnen – dem Mann helfen mussten.

Das junge Ehepaar aus Wien zählt zu den insgesamt elf Teilnehmer/innen der Wallfahrt auf den Spuren der Jägerstätters von Mondsee nach St. Radegund. Gemeinsam mit der Ordensfrau Melanie Wolfers und Bischof Manfred Scheuer erörtern sie, wie Christen von heute Entscheidungen mit Rückgrat treffen können. Stefan Zenkl, ein 35-jähriger St. Pöltner glaubt, dass viele aufgrund von Wissenslücken mit dem Strom der Masse mitschwimmen würden. Zivilcourage ist für ihn ein breites Thema, das sich vom Essen bis zu der Frage, ob Privatleben oder Karriere wichtiger sind, aufspannt. „Bewusst seinen eigenen Weg als junger Mensch gehen, kann heißen, lieber einen Job in der Nähe der Familie zu nehmen, der weniger gut bezahlt ist.“
Menschenwürde zentral.
Sr. Melanie Wolfers, Organisatorin der Wallfahrt, ist fasziniert von Jägerstätters Prioritäten: „Er hat Gott an erste Stelle gesetzt. Und für ihn war die Achtung der Menschenwürde ein entscheidendes Thema“. Es sei ein starkes Zeichen, dass Franz Jägerstätter von der Kirche als Märtyrer seliggesprochen wurde.   

Bischof Manfred Scheuer bewundert die Klarheit im Denken Jägerstätters: „Viele Intellektuelle der damaligen Zeit waren Dummköpfe im Vergleich zu ihm“. Ganz klar sei dabei, dass Franz Jägerstätter die Beziehung zu seiner Frau gestärkt habe. Der Schutz des Lebens und die Stimme für die Schwachen zu erheben, ist eine konkrete Botschaft für heute von Jägerstätter, meint Tirols Bischof. Besonders bei der Asylproblematik sieht er hier Mängel in der politischen Praxis. „Ich finde es verkehrt, die Asylpolitik immer mit der Sicherheitsfrage zu verknüpfen“, sagt er. Diskutiert haben die Teilnehmer/innen der Wallfahrt mit der KirchenZeitung  auch darüber, was Zivilcourage innerkirchlich bedeuten kann: „Es darf keine Denk- und Redeverbote geben“, betont Melanie Wolfers. Und Emanuel Huemer aus Enns stellt klar: „Bei der Pfarrerinitiative geht es nicht in erster Linie um den Ungehorsam, sondern um die Frage, wie man aufrichtig Christ sein kann. Kirche verändert sich ständig.“

Bischof Scheuer auf den Spuren Jägerstätters