Afrika am Mieminger Plateau

Im Gemeindesaal Mieming herrscht Hektik: Pfarrer Paulinus Okachy pendelt zwischen Küche und Bühne. Jugendliche laufen zu Sabine Fettner, die letzte Aufträge erteilt. Im Hintergrund hört man das Klappern von , Tellern. Die ersten Gäste trudeln ein und...

Im Gemeindesaal Mieming herrscht Hektik: Pfarrer Paulinus Okachy pendelt zwischen Küche und Bühne. Jugendliche laufen zu Sabine Fettner, die letzte Aufträge erteilt. Im Hintergrund hört man das Klappern von Tellern. Die ersten Gäste trudeln ein und nach kurzer Zeit ist der Saal zum Bersten voll: Der Pfarrer hat zum „Afrikafest“ geladen. 

von Daniela Pirchmoser 

Derzeit sind die Renovierungsarbeiten rund um die und in der Kirche Barwies in Gang: „Wir wollten der Feuchtigkeit in der Kirche auf den Grund gehen. Jetzt nutzen wir die Gelegenheit, auch Bänke, Beichtstuhl und Beleuchtung sowie die Farben zu erneuern sowie ein Schutzgitter und ein Taufbecken einzubauen“, berichtet Paulinus Okachy, Pfarrprovisor von Mieming und Barwies. „Da eine Kirchenrenovierung sehr viel kostet, habe ich mir überlegt, was ich selbst dazu beitragen kann. So kam mir die Idee eines Afrikafestes“, erzählt Pfarrer Paulinus.

Unter dem Thema „Gemeinschaft und Solidarität“ sollen sich die Kulturen Österreich und Nigeria näher kennenlernen, mehr voneinander erfahren und sich gegenseitig bereichern. Seit knapp zwei Jahren ist der aus Nigeria stammende Pfarrer in Mieming und Barwies tätig. In den ers­ten Wochen prallten Mentalitäten aufeinander: „Jedes Dorf ist anders und es braucht Zeit, die Menschen kennenzulernen. Das ist nicht einfach, aber notwendig. Ich bin hier herzlich aufgenommen worden, weil die Gemeinde wusste, dass ich vorhabe länger zu bleiben“, beschreibt Pfarrer Paulinus. „Bereits in Brixlegg, Zams und Seefeld haben mich alle super aufgenommen und mir eine neue Heimat geschenkt. Wenn die Tiroler zu dir ‚ja‘ sagen, dann ist das ein ‚Ja‘ und sie stehen hinter dir!“, strahlt er und beginnt „Das Schönste auf der Welt ist mein Tirolerland“ anzustimmen.

Die Mieminger und Barwieser sind sich einig, dass die Lebensfreude und die Offenheit ihres Pfarrers die Dörfer ein bisschen verändert haben. „Pfarrer Paulinus nimmt die Leute so wie sie sind. Er sammelt sie auch außerhalb der Kirche zusammen, weil er Gott nach außen tragen will“, ist Sabine Fettner, die Leiterin des dortigen Jugendraumes und Organisatorin des Afrikafests überzeugt: „Sein Start war nicht einfach, weil er eine andere Hautfarbe hat und noch nicht flüssig Deutsch spricht. Es gab Leute, die meinten, sie verstünden ihn nicht. Jetzt haben alle begriffen, dass Paulinus den Glauben und die Kirche lebt und das ist einfach toll“, zeigt sich Fettner glücklich. Das Afrikafest soll die Mentalitäten und Werte beider Länder näherbringen und das Miteinander spüren lassen: „Viele haben gemeint, sie kommen gerne und helfen Afrika. Dabei hilft Afrika diesmal uns – ein schöner Gedanke! Ich bin auch von einigen gefragt worden, ob sie kommen dürfen, auch wenn sie nicht bei der Kirche sind. Hier geht es um ein Miteinander, zu dem jeder herzlich eingeladen ist“, betont Fettner.

Neben dem Chor Stimm² haben sich auch viele Jugendliche beim Fest engagiert. Pfarrer Paulinus Okachy sang, während sich alle die Hände reichten und sich vom Miteinander mitreißen ließen, ein Gebet in seiner Muttersprache. Außerdem kochte er afrikanische Köstlichkeiten und trommelte selbst Rhythmen, bei denen man nicht ruhig sitzen konnte. Nur einzelne haben sich dann getraut, nach afrikanischer Art mit den Fingern zu essen. Einer davon war Bürgermeister Dr. Franz Dengg, der beeindruckt war von den vielen Besuchern: „Da wird auch die Gemeinde hin und wieder auf Pfarrer Paulinus als Werbeträger zurückgreifen müssen“, schmunzelte der Bürgermeister.

afrikafest_web.jpg
Tiroler Sonntag - Aktuell