70 Jahre Kirchenzeitung

Seit September 1945 erscheint die Kirchenzeitung, unter wechselnden Namen, aber von Anfang an mit dem selben Ziel: Aus dem Glaubensleben zu berichten und selbst ein Begleiter im Leben und im Glauben zu sein.

Bistumsblatt für Tirol und Vorarlberg, Tiroler Sonntagsblatt,…  – diese Zeitungen bilden eine Brücke über die Jahre 1938 bis 1945, bis zur ersten Ausgabe des Kirchenblatts, das seit 1945 unter verschiedenen Zeitungstiteln wöchentlich erscheint.
  

von Michael Fliri/Redaktion 

Ein „Stündlein“ Zeitung lesen. Am 15. Mai 1938 erschien die erste Nummer des „Bistumsblatts für Tirol und Vorarlberg“, herausgegeben vom bischöflichen Seelsorgeamt der Apostolischen Administratur Innsbruck.
Im Geleitwort heißt es: „Kirchenblatt? Viele von euch werden vielleicht nicht recht wissen, was ein Kirchenblatt eigentlich ist und warum und wozu ein solches herauskommt. In vielen Diözesen von Deutschland gibt es seit langer Zeit schon solche Kirchenblätter. Da lesen die Leute das ‚Würzburger Sonntagsblatt‘, die ‚Katholische Kirchenzeitung für Aachen‘, das ‚Paulinusblatt‘, den ‚Bonifatiusboten‘, das ‚Regensburger Bistumsblatt‘ usw. Fast jede Diözese hat ihre eigene Zeitung und die Katholiken lesen sie wirklich gern. So soll‘s auch bei uns jetzt sein. [...] Ich möchte das Kirchenblatt bei euch einführen und euch ersuchen, daß ihr es gern in euer Haus aufnehmt. Es sollte ein richtiger Hausfreund werden, den man jedesmal herzlich willkommen heißt und mit dem man gern ein Stündlein beisammen ist. Ein Berater und Führer sollte es sein in manchen Unklarheiten und Zweifeln, ein Tröster in schweren Stunden, ein Helfer in manchen Nöten.“
Verstehen Tiroler die Vorarlberger Seele? Dass ein Bistumsblatt für beide Bundesländer, Tirol und Vorarlberg, erscheinen sollte, sorgte jenseits des Arlbergs für Ärger. Generalvikar Franz Tschann in Feldkirch schrieb an den Vorarlberger Klerus: „Im Pressewesen Vorarlbergs erfahrene Priester haben sich in der vergangenen Woche in Feldkirch zu einer Besprechung zusammengefunden, und es wurde dabei allgemein die Herausgabe eines kirchlichen Nachrichtenblattes als Notwendigkeit empfunden. Die Konferenz war auch der Meinung, dass für Vorarlberg ein eigenes Blatt erscheinen sollte, weil nur ein Vorarlberger Blatt der Volksseele Vorarlbergs nahezukommen vermag und auch imstande wäre, mit solchen Bevölkerungskreisen seelsorglich Fühlung zu bekommen, denen ein politisch gerichtetes Blatt bisher seelisch fremd geblieben ist.“
Das Bistumsblatt wird eingestellt. Im Gau Tirol-Vorarlberg bestand nur eine Pressepolizeistelle in Innsbruck. Sie vertrat den Standpunkt, dass „in einem Bistum nur ein Bistumsblatt bestehen dürfe.“ Die nächsten Jahre sollten zeigen, dass die katholische Presse in Tirol und Vorarlberg wenige Chancen hatte. Gauleiter Hofer setzte seine antikirchliche Politik unnachsichtig um, das Tiroler Bistumsblatt wurde rasch eingestellt.
Als Ersatz wurde im Herbst 1938 das „Tiroler Sonntagsblatt“ empfohlen; dieses erschien in Kufstein, es sollte aber eine eigene kleine Redaktion für Vorarlberg geben: „Alle Berichte müssen sich auf das rein religiöse Gebiet beschränken und bis Mittwoch abends jeweils bei der Redaktionsstelle einlaufen. Es kommen in Betracht: kurze Nachrichten über gottesdienstliche Feiern, Firmung, Wallfahrten, Volksmission, Exerzitien, Priesterjubiläum, Kirchen- und Kapellenbau und Restauration, goldene oder silberne Hochzeiten mit Angabe der Kirche, wo sie stattfinden, sämtliche Todesfälle von Katholiken, die in der kath. Gemeinschaft lebten (nicht Ausgetretene), etwa nach dem Muster: Bregenz, Adam Weber, ledig, 46 Jahre, Radunfall. Also nur Alter, Stand, Ort und besondere Todesart.“ Weiter hieß es: „Die nun einsetzende Werbung soll unauffällig (nicht von der Kanzel aus), klug und den örtlichen Verhältnissen angepasst erfolgen …“ Das Tiroler Sonntagsblatt musste im Herbst 1939 eingestellt werden.
Neuanfang 1945. Am 2. September 1945 konnte schließlich das neu gegründete „Kirchenblatt“ erscheinen, herausgegeben und verlegt vom Seelsorgeamt der Apostolischen Administratur Innsbruck-Feldkirch. In der ersten Nummer, es umfasste vier Seiten, hieß es: „Nun ist es da und will als ein guter Hausfreund bei Euch bleiben, will Freude und Sorgen mit Euch teilen und mithelfen, Euch die Schönheit des Glaubens mehr und mehr zu zeigen, will das Glück derer schildern, welche die Kraft aufbringen, aus ihrer religiösen Überzeugung heraus das Leben zu gestalten. Das Kirchenblatt will Euch Kenntnis geben, was in der Kirche geschieht, wie unser Volk in seinen Lebensäußerungen den heiligen Glauben bekennt und dafür eintritt, …“
Erster Herausgeber des Kirchenblatts war Seelsorgeamtsleiter Michael Weiskopf, erster Chefredakteur Pfarrer Eugen Bischof, Pfarre St. Nikolaus. Verantwortlich für die „Expedition“ war die Verlagsanstalt Tyrolia, der Preis betrug 10 Pfennig. Gerechnet wurde immer noch in Reichsmark. Erst am 30. November 1945 wurde die neue Währung Schilling eingeführt. Pro Kopf konnten nur 150 Mark eingetauscht werden.
Das „Kirchenblatt für Tirol und Vorarlberg“ teilte sich mit der Errichtung der Diözese Feldkirch 1968 in das „Kirchenblatt für Tirol“ und das „Vorarlberger KirchenBlatt“. 

19740501_rusch_paulus_ddr_001.jpg
Tiroler Sonntag - Aktuell