325 Jahre Ursuliinen in Tirol

Das Wirtschaftskundliche Realgymnasium Ursulinen in Innsbruck feiert den 325. Geburtstag. Im Tiroler Sonntag-Interview berichtet Direktor Mag. Georg Klammer von den Auswirkungen des Wechsels von einer Mädchenschule zu einer gemischten Schule und den ...

Das Wirtschaftskundliche Realgymnasium Ursulinen in Innsbruck feiert 2016 gemeinsam mit dem Orden den 325. Geburtstag. Im Tiroler Sonntag-Interview berichtet Direktor Mag. Georg Klammer von den Auswirkungen des Wechsels von einer Mädchenschule zu einer gemischten Schule und den Herausforderungen an eine katholische Privatschule. 

 

Das Gymnasium ist seit 2012 in der Trägerschaft der „Vereinigung von Ordensschulen Österreichs“. Was bedeutete dieser Wechsel und die Umstellung von einer Mädchenschule zu einer gemischten Schule für Mädchen und Buben? 

Direktor Klammer: Die beiden Änderungen hängen nicht unmittelbar zusammen. Der Wechsel des Schulerhalters erfolgte 2012, die Umstellung auf Koedukation zwei Jahre später. Diese Neuerung war eine Entscheidung der Verantwortlichen vor Ort. Mit dem neuen Schulerhalter haben wir großes Glück. Und ich bin froh, dass das auch der Ursulinen-Konvent, der die Trägerschaft wegen seiner Altersstruktur abgegeben hat, so sieht. Es ist uns ein großes Anliegen, dass das Charisma des Ordens trotz des Rückzugs weitergetragen wird. Wenn auch nur mehr einzelne Schwestern im Schulleben präsent sind, so prägen die Ursulinen doch die Atmosphäre und unterstützen uns in vielen verschiedenen Bereichen.

Welche Änderungen waren nötig um die einst reine Mädchenschule in eine gemischte Schule umzugestalten?
Klammer: Die Änderungen waren eigentlich ohne viel Aufwand möglich, weil zum Beispiel große Teile der Sanitäranlagen ohnehin schon getrennt waren. Es ergaben sich aber natürlich andere organisatorische Herausforderungen, speziell die Organisation des Unterrichts im Bereich Bewegung und Sport oder auch des Werkunterrichts. Weiters beschäftigen wir uns derzeit intensiv damit, wie wir – besonders in der Oberstufe – auch inhaltlich jene Anpassungen vornehmen, die der veränderten Situation entsprechend gerecht werden. 

Wie war die allgemeine Stimmung der Schülerinnen, Eltern bei der Umstellung?
Klammer: Die Umstellung hat zunächst nicht nur positive Reaktionen ausgelöst. Es gab einzelne Briefe, Anrufe und sogar eine eigene Facebook-Gruppe ehemaliger Schülerinnen, in denen Sorge um die Mädchen ausgedrückt wurden. Sie versuchten mich von dieser Entscheidung abzubringen. Insgesamt aber überwiegt die Zustimmung zur Umstellung eindeutig. Von vielen Eltern höre ich immer wieder, dass unsere Schule für ihre Töchter nur deswegen in Frage komme, weil wir inzwischen gemischt sind. Auch die Ergebnisse des im Frühjahr durchführten Schul-Feedbacks durch die Eltern war in Bezug auf die Koedukation überwältigend positiv. Im Übrigen unterstützte auch der Konvent von Anfang an die Umstellung. 

Worin besteht der Anspruch einer katholischen Schule konkret? Was unterscheidet das Gymnasium Ursulinen von nicht-katholischen Schulen?
Klammer: Einer österreichweit durchgeführten Untersuchung zufolge sind die wesentlichen Elemente, die katholische Schulen auszeichnen, das besondere Schulklima, die individuelle Behandlung und der Umgang mit dem Thema Gewalt. Ich erinnere mich gern an ein von der Psychologin Alice Miller geprägtes Wort: „Wenn Menschen Liebe gepredigt wird, lernen sie nicht lieben, sondern predigen!“ Das bedeutet, dass wir vorleben müssen, was wir vermitteln wollen: Weite, Offenheit und Transparenz. Dementsprechend bemühen wir uns, offen und ehrlich miteinander umzugehen. Die Kinder und Jugendlichen sollen sich an der Schule in erster Linie als Menschen und nicht zuerst als Schüler wahrgenommen fühlen. Paul Zulehner würde sagen: Der Mensch braucht nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern auch ein Dach über der Seele. Und um dieses Dach über der Seele bemühen wir uns ständig. 

Das Interview führte Isabella Oberortner 

Sieben verschiedene Religionsbekenntnisse
„Christliche Werte sollen sich an der Schule im Unterricht sowie im Umgang miteinander widerspiegeln“, meint Direktor Georg Klammer im Tiroler Sonntag-Interview. Einen besonderen Platz nimmt der Religionsunterricht ein. Wer im Wirtschaftskundlichen Gymnasium der Ursulinen aufgenommen werden will, erklärt sich bereit, den Religionsunterricht zu besuchen. „Wir versuchen in diesem Bereich aber auch den interreligiösen und ökumenischen Dialog zu fördern“, so Klammer: „Wir haben zur Zeit Schüler/innen mit sieben verschiedenen Religionsbekenntnissen an unserer Schule.
Dazu kommen solche ohne religiöses Bekenntnis. Von ihnen erwarten wir ebenfalls, dass sie einen Religionsunterricht als Freigegenstand besuchen.“ Derzeit gibt es katholischen, evangelischen, orthodoxen Religionsunterricht und mittlerweile auch eine Gruppe, die den Islamischen Religionsunterricht besucht. 

Die Schultradition
1691 kamen die ersten Ursulinen nach Innsbruck und gründeten die erste Mädchenschule der Stadt, 1904 eröffneten sie mit dem Lyzeum die erste höhere Schule für Mädchen in Innsbruck.
Gemeinnützige Projekte In Wahrnehmung seiner christlichen Verantwortung bemüht sich das Gymnasium etwa um Asylwerber. So wurde Winterbekleidung für die Flüchtlingsheime in der Reichenau und in Mentlberg gesammelt. Schüler/innen der 6. Klassen versorgten Flüchtlingsfamilien mit Kekspaketen. Weitere Projekte, wie gemeinsame Freitzeitgestaltung auf den schulischen Sportanlagen und DeutschUnterricht sind geplant. Schüler/innen des WRG Ursulinen beteiligen sich auch am Projekt „Zeit schenken“ der youngCaritas. Dabei stellen Jugendliche ihre Zeit bedürftigen Menschen zur Verfügung. Sie engagieren sie sich in Altersheimen, Kindergärten, Obdachlosenheimen und anderen Sozialeinrichtungen.
Kontakt: Tel. 0512/2241667
www.ursulinen.tsn.at 

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