Religion im öffentlichen Raum

Zwei Bischöfe, zahlreiche Wissenschafter, eine Politikerin: Die diesjährige Debatte beim Diözesantag & dies facultatis an der Universität Innsbruck zum Thema „Religion im öffentlichen Raum“ lieferte verschiedene Perspektiven auf ein brisantes Thema.

Die Kirche habe die Aufgabe, „sympathische und unaufdringliche“ Präsenz zu zeigen und bei den wichtigen Themen „kritisch zu intervenieren“ betonte Bischof MMag. Hermann Glettler. Er plädierte für eine Rückkehr der Religionen in den öffentlichen Raum, „weil Religion etwas Wesentliches unseres Menschseins meint, eine Grundausrichtung unseres Lebens auf ein Woher und Woraufhin, weshalb sie nichts in der folkloristischen Dekorkiste zu suchen hat“. Religion biete dem Individuum eine Gewissheit von Zugehörigkeit, die sich positiv auf das gesellschaftliche Gefüge auswirke, so der Bischof.

Bischof Dr. Erwin Kräutler brachte die Perspektive auf die Kirche im Amazonas in die Debatte ein. „Wir tun so, als wären wir die letzten“, machte er dabei auf die dramatischen Folgen der Abholzung des Regenwaldes aufmerksam. Die unmittelbaren Auswirkungen der Klimaerwärmung seien in Brasilien deutlich spürbar. „Die Temperaturen sind so angestiegen, dass es bereits jetzt im Freien oft nicht mehr auszuhalten ist“, berichtete Kräutler. 

Mit Blick auf den Amazonas wünscht sich der Bischof zahleiche Veränderungen in der katholische Kirche – etwa im Zugang zum Weiheamt für Priester und Diakone.

Landesrätin a. D. Dr. Christine Baur plädierte eindringlich für eine solidarische Welt, in der alle einen Platz haben. Und sie unterstrich den starken Rückhalt, den sie in ihrer Zeit als politisch Verantwortliche im Glauben erfahren habe: „Wenn ich nicht das Christentum hinter mir gehabt hätte, hätte ich nicht die Kraft gehabt zu versuchen, die Menschen zu verstehen.“ Und die Innsbrucker Theologin Michaela Quast-Neulinger: „Die Kirche hat fast keine konstantinische Macht mehr, umso größer ist die Versuchung, ihr wieder anheim zu fallen und sich mit gesellschaftlichen, religiösen und politischen Kräften zu verbünden.“

Prof. Franz Weber, Bischof Erwin Kräutler, P. Robert Miribung beim dies facultatis an der Theologischen Fakultät. Foto: Rosenkranz